TBürger in Dollern wollen Tempo 30 – Vandalen zerreißen Plakate

Sichere Straßen durch freiwilliges Tempo 30 - das fordert die Dollerner Initiative über ihre bunten Plakate von den Autofahrern. Foto: Buchmann
Mit bunten Plakaten wollte die Bürgerinitiative für mehr Verkehrssicherheit einstehen. Doch statt Verständnis schlug ihnen mutwillige Gewalt entgegen.
Dollern. Auf dem Garagenboden von Susanne Flentje liegt eine lange Reihe von bunten Plakaten ausgebreitet, der Farbgeruch hängt noch in der Luft. Die Botschaft auf den rund 25 Plakaten ist eindeutig: Freiwillig Tempo 30 in Dollern. Vor dem Garagentor wartet schon eine kleine Gruppe motivierter Helfer, sie haben Kabelbinder und Leitern dabei. Dass die Plakate nur fünf Tage später zerrissen auf der Straße liegen würden, ahnt hier noch niemand.
„Wir haben viel Lkw-Verkehr hier im Ort“, sagt Susanne Flentje. In der Gemeinde Dollern gilt innerorts Tempo 50, ein großer Anteil des Lieferverkehrs zu anliegenden Einzelhändlern und Unternehmen führt über die Straßen Altländer Straße und Am Buschteich.
„Für Fahrradfahrer und Fußgänger ist das gefährlich“, sagt Flentje. Auch in der Dorfstraße sei das ein Problem. Sie wünscht sich, dass die Leute rücksichtsvoller im Straßenverkehr miteinander umgehen. Deshalb wolle die Gruppe durch die genehmigte Plakataktion „Sichere Straßen - Freiwillig 30“ das Thema bei den Dollerner Bürgern ins Bewusstsein rufen.
Schüler, werdende Eltern und Senioren packen mit an
Auch der zwölfjährige Thilo Hecke hilft mit. Der Schüler hat dafür extra sein Fahrrad mitsamt Anhänger mitgebracht, um die Plakate zu transportieren. Er habe selbst schon schlechte Erfahrungen als Radfahrer auf den Dollerner Straßen gemacht. „Wenn ich mit dem Fahrrad fahre, sind die Autos schon so knapp an mir vorbeigeschossen“, sagt er mit einer Handgeste, bei der sich Daumen und Zeigefinger fast berühren.

Beim Plakatieren im Gemeindegebiet ist Teamwork gefragt. Foto: Buchmann
Gregor und Alena Stahn packen ebenfalls mit an. Sie leben seit vier Jahren in Dollern und erwarten bald ein gemeinsames Kind. „Uns ist es deshalb wichtig, dass die Straßen sicher sind“, sagt Alena Stahn. Für Karen Peltzer-Meyer und ihren Mann geht es neben der Sicherheit auch um die Lebensqualität. „Wir arbeiten viel in unserem Garten“, sagt sie. Wenn dort die Autos und Lkw vorbeirasen, sei das sehr laut. „Und durchs Dorf heizen muss doch nicht sein“, sagt Karen Peltzer-Meyer.
Unbekannte zerstören über Nacht fast alle Plakate in Dollern
Am 30. September hatte sich die kleine Gruppe auf den Weg gemacht, ihre Plakate in Dollern aufzuhängen. Doch nicht jeder war damit einverstanden: Nur fünf Tage später hatten Unbekannte fast alle Plakate heruntergerissen und zerstört. „Wir sind schockiert“, sagt Mitinitiatorin Ina Ecks. Der Dollernerin liegt das Thema schon lange am Herzen.

Für den Transport der Plakate hat Thilo Hecke sein Fahrrad mitsamt Anhänger mitgebracht. Foto: Buchmann
Ecks sitzt seit 2021 als Fraktionsvorsitzende der Grünen im Dollerner Gemeinderat. Die Einrichtung von Tempo-30-Zonen in den Straßen Auf dem Brink, Dorfstraße, Trift, Am alten Backhaus und Am Buschteich hatte sie dort gemeinsam mit Fraktionskollegen bereits mehrfach eingebracht - jedoch erfolglos.
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Ein Gegenargument der ablehnenden Ratsmitglieder: Bei Einrichtung einer Tempo-30-Zone sei durch die Straßenverkehrsordnung die Vorfahrtsregelung „rechts vor links“ verpflichtend. Laut Empfehlung des Kreis-Straßenverkehrsamtes wäre dies nur als Gesamtpaket und nicht für einzelne Straßen denkbar. „Das wäre eine Katastrophe für den Verkehr“, sagt Bürgermeister Jan-Hinnerk Burfeind dem TAGEBLATT. Dass die Plakate jetzt zerstört wurden, verurteilt der Dollerner Bürgermeister jedoch. „Vandalismus ist immer schlecht“, sagt Burfeind.
Wir haben nicht mit solch einer Aggression gerechnet
Ina Ecks, Mitinitiatorin
In die Plakataktion sei viel Arbeit geflossen, sagt Ina Ecks. Bei Malaktionen haben sich auch Kinder daran beteiligt, wie die bunten Handabdrücke zeigen. Dass das Thema in der Gemeinde heiß diskutiert wird, ist ihr bekannt.
„Wir haben jedoch nicht mit solch einer Aggression gerechnet“, sagt Ecks. Die Gruppe wolle den Vorfall jetzt der Polizei melden. Wie es danach weitergeht, wissen sie noch nicht. „Die Motivation ist gerade weg“, sagt Ina Ecks.

Unbekannte haben fast alle Plakate nach wenigen Tagen zerstört. Foto: privat
Das Thema Vandalismus sei in der Samtgemeinde kein neues Phänomen, sagt Ordnungsamtsleiterin Tanja Thomforde. Allein in diesem Jahr sei es zu Schäden durch Unbekannte im Horneburger Freibad, an Mülltonnen vor dem Mehrgenerationenhaus und der Horneburger Sporthalle gekommen.
„Im Bereich der Plakatierung haben wir in letzter Zeit keine Probleme gemeldet bekommen“, sagt Thomforde. Ein Hilfsmittel gegen mutwillige Zerstörung gebe es nicht. Thomforde: „Manchmal hilft leider nur, es so schwer zugänglich wie möglich zu machen.“