T„Lügomat“ entlarvt Rechtsextremisten - Aktion des Bunten Blocks Buxtehude in der Altstadt

Buxtehude ist bunt, singen Buxtehuder und Altländer mit Michael Brinkmann (Gitarre) und Juliane Kück (Gesang). Foto: Vasel
Der Bunte Block Buxtehude hat wieder ein Zeichen in der Altstadt gesetzt - für Menschenwürde. Mit ihrer „Lügomaten“-Aktion entlarvten die Bürger die Rechtspopulisten und -extremisten. Ihr Appell: Keine Stimme für die AfD, nie wieder ist jetzt.
Buxtehude. Der Bunte Block Buxtehude will fortsetzen, was am 20. Januar 2024 mit der Demonstration in der Altstadt für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde seinen Anfang genommen hatte. Rund 2500 Menschen waren auf die Straße gegangen, um parteiübergreifend ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen. Anlass waren die Berichte über ein Geheim-Treffen in Potsdam, bei dem unter anderem AfD-Mitglieder über die Frage diskutiert hatten, wie Deutschland aus ihrer Sicht unerwünschte Menschen deportieren könne. Mit am Tisch saß mit dem AfD-Kreisvorsitzenden Maik Julitz auch ein Buxtehuder.
In Buxtehude knüpfte der Bunte Block am Sonnabend mit einer Aktion in der Form einer szenischen Lesung in der Altstadt an die Demonstration an - ganz im Geiste des Philosophen Karl Popper (1902-1994). Der hatte in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ (1945) deutlich gemacht: „Wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“
„Lügomat“ entlarvt AfD-Politiker
Ihr Appell lautet: „Farbe zeigen. Braun ist nicht bunt.“ Der Bunte Block wolle sich für Demokratie und Menschlichkeit starkmachen, unterstrich Reiner Sprenger. Die Gruppe sei überparteilich. Hass, Hetze und Desinformation wollen sie nicht hinnehmen. „Wir sind auch ein Werbeblock für das Wählengehen“, so Sprenger. Kunst und Kultur könnten einen wichtigen Beitrag leisten, um die parlamentarische Demokratie gegen ihre Feinde zu verteidigen. Das zeigte der Bunte Block mit seinem „Lügomat“-Einakter. Der „Lügomat“ entlarve politische Lügen von Rechtspopulisten und -extremisten. Dieser merke sich ihre Aussagen und gebe diese wieder, „so dass wir alle in der Lage sind, zu begreifen, wann Politiker lügen und zu verstehen, was sie in Wirklichkeit wollen“.
Mit dem Lügen-Satz „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten“ des Staats- und Parteichefs der DDR, Walter Ulbricht, vom 15. Juni 1961 machte Sprenger das Ansinnen deutlich. Es gelte, Lügen „rechtzeitig“ zu entlarven. Die AfD behaupte immer wieder, auf dem Boden des Grundgesetzes zu stehen. Das stimme nicht, wie zahlreiche Aussagen zeigten.

Auch vor dem Rathaus trat die Bunter-Block-Buxtehude-Gruppe mit ihrem Lügomaten-Einakter auf. Foto: Vasel
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Diese Zitate ließ die Gruppe von einem KI-basierten Sprachgenerator nachsprechen. Keiner von ihnen, unterstrich Katrin Hauschildt, habe die menschenverachtenden und hasserfüllten Worte der AfD-Politiker und -Mitarbeiter selbst sprechen wollen. Demonstrativ legten sie beim Abspielen eine Hand auf ihren Mund - als deutliches Zeichen der Distanzierung, aber auch als Zeichen dafür, wie erschrocken und entsetzt sie über diese Worte seien.
Und so tönte aus dem Lautsprecher unter anderem ein Satz aus dem 2018 geleakten Chat-Protokoll des rechtsextremistischen Aktivisten Marcel Karl-Heinz Grauf. „Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde. Ich wünsche mir so sehr einen Bürgerkrieg und Millionen Tote. Frauen, Kinder. Mir egal. Es wäre so schön. Ich will auf Leichen pissen und auf Gräbern tanzen. Sieg Heil!“, hatte der damalige wissenschaftliche Mitarbeiter zweier baden-württembergischer Landtagsabgeordneter geschrieben. Er werde niemanden verurteilen, „der ein bewohntes Asylantenheim anzündet“.
Und auch der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Björn Höcke, kam über die KI-Stimme zu Wort. „Es wird ein angelegtes Remigrationsprojekt notwendig sein. Man werde, so fürchte ich, nicht um eine Politik der wohltemperierten Grausamkeit herumkommen“, hatte der Mitbegründer des völkisch-nationalistischen Flügels innerhalb der AfD gesagt. Auch seine Parteivorsitzende war zu hören. Alice Weidel hatte im Bundestag gesagt: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“

Ihr Herz schlägt für die Demokratie und Menschenrechte. Foto: Vasel
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Dann ergriff wieder Katrin Hauschildt vom Bunten Block das Wort. „Diese Aussagen sind verstörend. Sie machen Angst“, sagte sie mit Blick auf die rassistischen und volksverhetzenden Sätze der AfD-Politiker. Doch diese Realität sei auch im bunten Buxtehude angekommen. Die Gruppe verwies auf Julitz und auf Anträge der AfD-Ratsfrau Anke Lindszus, die 2023/2024 unter anderem Zuschüsse für die Seebrücke, die Antidiskriminierungsberatung der Awo und die Internationale Woche gegen Rassismus streichen wollte.
Marlies Abramowski machte dem Spuk ein Ende: „Stopp, das ist mir zu braun. Das halte ich nicht aus.“ Michael Brinkmann griff wieder zur Gitarre. Juliane Kück und die Gruppe singen: „Wir stehen auf, zeigen Farbe heute. Morgen und immer, nie wieder ist jetzt.“ Buxtehuder unterbrachen ihren Einkauf, einige klatschten oder sangen mit. Laut Sonntagsumfrage der Demoskopen von Allensbach würden aktuell 18 Prozent der Deutschen die AfD wählen. Die Gruppe mahnte bei ihren drei Auftritten in der Fußgängerzone: „Du hast eine Stimme, verschenke sie nicht.“

Buxtehude ist bunt, singen Buxtehuder und Altländer mit Michael Brinkmann (Gitarre) und Juliane Kück (Gesang). Foto: Vasel