TBuxtehude im Wandel: Statt Kaffee gibt es hier jetzt kritische Kunst

Erste Ausstellung in der neuen Kunströsterei: Sven Brauer und Katharina Bodmann machen die Auswirkungen der Nachverdichtung auf Altkloster sichtbar. Foto: Weselmann
Kultur hat in Buxtehude an vielen Stellen einen Platz. Jetzt gibt es einen neuen Ort der Kunst. Ein Geschäft am Fleth wird zum Ausstellungsraum. Wozu der dient und was die aktuelle Nachverdichtung in Altkloster und eine Kultkneipe damit zu tun haben.
Buxtehude. In die ehemalige Kaffeerösterei Iwersen zieht neues Leben ein: Statt Kaffee gibt es hier nun Kunst. Der Buxtehuder Künstler Sven Brauer hat in dem Ladengeschäft am Ostfleth 36 eine neue Galerie eingerichtet. Seine „Kunströsterei“ eröffnet mit einer Ausstellung zum Thema „Ausverkauf der Städte“, die er gemeinsam mit Fotografin Katharina Bodmann gestaltet hat.
Damit rückt ein brisantes Buxtehuder Thema in den Blickpunkt, das inzwischen auch die städtische Politik auf den Plan gerufen hat: der bauliche Wandel in Altkloster.
Ausstellung zeigt Abrisshäuser in Altkloster
Künstler Sven Brauer und Fotografin Katharina Bodmann wohnen in dem Stadtteil. In der gemeinsamen Ausstellung wollen sie die Veränderungen in ihrem heimischen Umfeld sichtbar machen und mit ihrer künstlerischen Dokumentation für die damit verbundenen Folgen sensibilisieren. Beispielhaft haben sie mehrere Gebäude in Zeichnung und Fotografie festgehalten, die von Abriss bedroht oder schon verschwunden sind.
Das Gesicht des Stadtteils ist geprägt von einer um 1900 typischen Wohnbebauung. Die weicht zunehmend Neubauprojekten. Im Zuge der Nachverdichtung wurden in den vergangenen Jahren viele dieser alten, oft von Gartenflächen umgebenen Häuser abgerissen. Hier stehen nun Mehrfamilienhäuser mit Parkplatz- statt Grünflächen.
Bauzaun umgibt die Kultkneipe von „Opi“
Die beiden Künstler sehen die Auswirkung. „Der Charme von Altkloster geht verloren“, sagt Katharina Bodmann. Sven Brauer kritisiert die Dichte der Bebauung: „Fehlendes Grün und vollverdichtete Flächen sind ungesund für das Wohnklima.“
Zu den gezeigten Motiven der im Mai und Juni laufenden Ausstellung gehört ein Ort, der für viele Kultstatus hat. Das kleine blaue Haus, in dem die einstige Kneipe vom verstorbenen Wirt Michael „Opi“ Obrecht beheimatet war, ist in der Ausstellung zu sehen. Mittlerweile steht es hinter einem Bauzaun, und viele dürften sich fragen, was an der Stelle passiert.
Sven Brauer will das Fleth kulturell beleben
Mit der Kunströsterei möchte Sven Brauer „niederschwellig hochwertige Kunst zeigen“, wie er sagt. Die Galerie soll mehr als ein Raum für Ausstellungen und andere Kulturveranstaltungen sein. Er möchte die Kunströsterei als kommunikativen Anlaufpunkt für den Austausch unter Kunst- und Kulturinteressierten verstanden wissen und sich aktiv in die Gemeinschaft am Fleth einbringen. Gleichzeitig dient sie Brauer als eigenes Atelier und Kunstschule.
Sven Brauer ist seit 2010 als freier Künstler tätig, hat außerdem als Dozent für Urban Sketching und Aquarellmalerei sowie künstlerischer Leiter auf Mal- und Zeichenreisen gearbeitet. In Buxtehude organisierte er mehrere Jahre das Buxtehuder Kunstfest. Außerdem schreibt und illustriert er Bücher. Zurzeit arbeitet er an einem zeichnerischen Streifzug durch Altkloster.
Die Ausstellung ist Teil der von der Kunstleihe Hamburg initiierten „SuedArt“, die Kunsträume in Hamburgs Süden präsentiert. Neben der Kunströsterei sind weitere Institutionen in der Stadt und im Landkreis Stade als Kooperationspartner dabei.