TBuxtehude wird immer teurer: Soll die Stadt selbst Wohnraum schaffen?

Wohnen in Buxtehude ist teuer: In den vergangenen vier Jahren sind die Mietpreise in der Stadt um 16 Prozent gestiegen. Foto: Martin Elsen
Wohnen in Buxtehude ist für viele kaum noch bezahlbar. Deshalb diskutiert die Politik über kommunalen Wohnraum. Das sagt ein Fachbüro dazu.
Buxtehude. Eigentlich ist es seit 2023 beschlossene Sache: Um bezahlbaren Wohnraum in Buxtehude zu schaffen, soll die Stadt selbst als Vermieter auftreten. Der Plan: Buxtehude gibt pro Jahr eine Million Euro aus, um Wohnungen neu zu bauen oder vorhandene Gebäude zu erwerben. So jedenfalls hat es eine Mehrheit von SPD, Grünen, Die Linke und Die Partei damals im Rat der Stadt beschlossen.
Wegen stark gestiegener Ausgaben vor allem im Schulbau und für Kitas ist die Idee eines kommunalen Wohnungsbauprogramms wieder umstritten. Wie sehr, wurde im Dezember 2024 deutlich: Bei der Verabschiedung des Haushaltsplans 2025 wurde die vorgesehene Auszahlung von einer Million Euro für den Aufbau eines städtischen Wohnraumbestandes mit einem Sperrvermerk versehen.
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Macht es wirtschaftlich Sinn, wenn die Stadt Buxtehude selbst bezahlbaren Wohnraum schafft? Und wie kann das gelingen? Antworten darauf gab am Montagabend das ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung im Ausschuss für Soziales und Wohnen.
Die Fachleute haben die Schaffung von kommunalem bezahlbaren Wohnraum unter den Bedingungen des Buxtehuder Wohnungsmarktes untersucht. Buxtehude gilt als begehrte Wohnlage - und als besonders teures Pflaster in Niedersachsen. Angespannt sei der Wohnungsmarkt, sagt ALP-Mitarbeiter und Volkswirt Lennart Benecke.
So angespannt ist der Wohnungsmarkt
Diese Zahlen nennt der Experte: Nur 2,2 Prozent Leerstand gibt es in Buxtehude - üblich seien 2 bis 4 Prozent. Die Nachfrage nach Wohnungen ist also hoch. 10,24 Euro pro Quadratmeter koste im Durchschnitt die Miete. Das sei vergleichsweise teuer. In den vergangenen vier Jahren seien die Mietpreise in Buxtehude um 16 Prozent gestiegen.
Aber würde sich die Stadt nicht noch zusätzliche Kosten aufbürden, sollte sie als Wohnungsbauer und Vermieter auftreten? Den zusätzlichen Personalbedarf schätzt ALP auf eine halbe bis eine zusätzliche Stelle. Sollte die Stadt sich entscheiden, vorhandene Häuser zu erwerben und zu bewirtschaften, seien zwei zusätzliche Stellen nötig.
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ALP empfiehlt, ein städtisches Unternehmen zu gründen, das sich um die Schaffung von kommunalem Wohnraum kümmert. Die Rechtsform sollte eine GmbH & Co. KG sein - das sei die steuergünstigste Lösung.
Wann sich der Wohnungsbau rechnet
Die Stadt als Akteur auf dem Wohnungsmarkt - zahlt sie dabei drauf oder macht sie ein gutes Geschäft? Das ALP Institut hat ein Projekt mit 27 bezahlbaren Wohnungen unter den heutigen Förderbedingungen durchgerechnet. Das Ergebnis: Die Stadt würde eine „moderate Rentierlichkeit“ erzielen.
Voraussetzungen allerdings: 500 bis 600 Wohnungen müsste die Stadt Buxtehude schaffen, damit sich der kommunale Wohnraumbestand „aus sich selbst“ trägt. Buxtehude müsste auf Grundstücken bauen, die im Eigentum der Stadt stehen. Oder auf eigene Gebäude zurückgreifen.
Das sind Argumente der Gegner
Deshalb gehe die Rechnung nicht auf, meinen die Kritiker. Buxtehude besitze keine städtischen Grundstücke für Wohnungsbau und müsste sie am Markt erwerben, sagt Ausschussmitglied Heinrich Bröhan (CDU).
Weil die Stadt kräftig sparen müsse, nimmt die Verwaltung eine klare Position ein: „Wir sehen eine zusätzliche freiwillige Aufgabe sehr kritisch“, sagt die Fachgruppenleiterin Soziales, Wohnen und Senioren, Juliana Weiß.
So sehen das die Befürworter
Anders sieht das Ausschussmitglied Gerrit Steffens (SPD): Der Beschluss, kommunalen Wohnraum in Buxtehude zu schaffen, sei umsetzbar und wirtschaftlich. Das zeige die ALP-Untersuchung.
Für Ausschussmitglied Clemens Ultsch (Die Partei) ist die Schaffung kommunalen bezahlbaren Wohnraums angesichts drastisch steigender Mieten alternativlos: „Menschen mit durchschnittlichem Einkommen brauchen in Deutschland bereits sozial geförderten Wohnraum“, warnt er.
Der Ausschuss für Soziales und Wohnen gab keine Empfehlung ab. Die Fraktionen werden die Ergebnisse der ALP-Studie beraten.
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