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Klassik

TBuxtehuder IMF-Chef wünscht sich mehr finanzielle Sicherheit

Um das IMF ins 15. Jahr zu führen, brauchen Dieter Klar und Haiou Zhang weitere Mitstreiter.

Um das IMF ins 15. Jahr zu führen, brauchen Dieter Klar und Haiou Zhang weitere Mitstreiter. Foto: Foto: Jan-Iso Jürgens

Das International Music Festival hat in Buxtehude und der Region besondere Momente klassischer Musik auf die Bühne geholt. Was die Zukunft des Klassik-Festivals dennoch gefährdet und worauf der künstlerische Leiter und Star-Pianist Haiou Zhang hofft.

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Von Fenna Weselmann
Mittwoch, 18.10.2023, 09:00 Uhr

Buxtehude. Die 14. Ausgabe des International Music Festivals IMF war in mehrfacher Hinsicht von Neuerungen gekennzeichnet. So brachten Haiou Zhang und Dieter Klar als Macher-Duo gleich mehrere neue Aufführungsorte ins Spiel, um das Festival in der Region noch breiter aufzustellen.

Zum Auftakt gab es zwei Konzerte mit den Apple Town Washboard Worms vor ungewöhnlicher Kulisse - an Bord der Lühe-Schulau-Fähre und am Strand von Krautsand. Außerdem wurden das Harburger Theater und das neu gestaltete Ernst Restaurant im Hause Stackmann zur Bühne für IMF-Konzerte.

Neue Konzert-Locations in Buxtehude und Harburg punkten

„Die Location bei Stackmann hat mir persönlich sehr gut gefallen. In der entspannten Atmosphäre ist eine ganz andere Art der Begegnung möglich“, so der künstlerische Leiter und Pianist Haiou Zhang. Wie die Factory-Konzerte bei Implantcast habe sich das Ernst Restaurant als Aufführungsort für kammermusikalische Formate bewährt. Positiv fällt auch das Urteil für sein Klavierkonzert in Harburg aus. Das Theater habe eine erstaunlich gute Akustik, die er so gar nicht erwartet habe, und das Publikum dort sei sehr musikaffin, so dass Harburg künftig wieder auf dem Plan stehen soll.

Ein musikalischer Höhepunkt für Buxtehude war in diesem Jahr das Konzert mit Felix Klieser in der Aula Süd. Der Hornist von Weltklasse gastiert sonst in großen Konzertsälen wie der Londoner Royal Albert Hall. Kurzfristig machte der Musiker dazu noch ein Schulkonzert möglich. Diese Bemühungen, junge Menschen in die Welt der klassischen Musik mitzunehmen, haben dem IMF großes Ansehen in der Branche eingebracht und sind für Haiou Zhang und Dieter Klar eine Herzensangelegenheit. „Diese Tradition wollen wir unbedingt lebendig halten“, sagt Haiou Zhang.

Haiou Zhang hofft auf eine langfristige Förderung

In den vergangenen Jahren standen mit rund 20 Veranstaltungen in drei Wochen weitaus mehr Konzerte sowie Gastspiele in Schulen im Landkreis und darüber hinaus auf dem Programm. Wegen eines geringeren Festivalbudgets konnten diesmal nur insgesamt zehn Veranstaltungen realisiert werden.

Vom Renommee in internationalen Musikerkreisen und der Qualität des Programms spielt das IMF in einer Liga mit Veranstaltungen wie dem Gezeiten Festival in Ostfriesland oder den Musiktagen in Hitzacker. Dabei weiß das IMF treue Sponsoren an seiner Seite, die teilweise von Beginn an mit im Boot sind. Was die finanzielle Ausstattung mit öffentlichen Fördergeldern betrifft, sieht Haiou Zhang die anderen deutlich besser aufgestellt. Beim Gezeiten Festival stünden Städte, Gemeinden und die Ostfriesische Landschaft gemeinsam als Förderer dahinter und das Programm werde von der Politik als fester Bestandteil im regionalen Kulturangebot mitgetragen.

IMF-Premiere im Ernst Restaurant bei Stackmann: Pianist Haiou Zhang gefällt die neue Location.

IMF-Premiere im Ernst Restaurant bei Stackmann: Pianist Haiou Zhang gefällt die neue Location. Foto: Foto: Jan-Iso Jürgens

Dem IMF dagegen fehle eine auf mehrere Jahre angelegte institutionelle Förderung als Grundstein. Während andere Festivals langfristig auf kommunale Mittel bauen können, beantragt das IMF jährlich projektbezogen Gelder. Ein Stück mehr finanzielle Sicherheit sei aber wichtig für die künstlerische Programmgestaltung und -planung, so Haiou Zhang. „Durch persönliche Kontakte zu Künstlern lässt sich zwar auch einiges kurzfristig ermöglichen, aber in der Regel brauchen Spitzenorchester und aufstrebende Solisten einen Vorlauf von eineinhalb Jahren“, erklärt er.

IMF braucht neue Organisationsstrukturen

Das IMF hat eine weitere zentrale Herausforderung zu meistern. Bis 2022 war es organisatorisch beim Kulturforum am Hafen angedockt. Dieses Jahr ging das IMF ohne den Verein als Veranstalter über die Bühne und für die Zukunft bedarf es in jedem Fall neuer Strukturen. Haiou Zhang und Dieter Klar arbeiten an der Idee einer gemeinnützigen GmbH. „Das ist ein mühsamer und zäher Prozess“, sagt Haiou Zhang. Wenn sich keine weiteren Mitstreiter finden, ist der Fortbestand des IMF akut bedroht. Es braucht ein Team, um ein solches Festival organisatorisch zu stemmen. Insofern steht das Festival vor einem existenziellen Wendepunkt.

Haiou Zhang ist guter Dinge, sieht es als gemeinsames Projekt und hofft bei der Lösungsfindung auch auf Unterstützung durch die Stadt. Die Verwaltung hatte dem IMF trotz des derzeitigen Schwebezustands bei der Finanzierung des Klieser-Konzerts geholfen. „Das IMF war von Anfang an ein musikalisches Leuchtturmprojekt für Niedersachsen. Über die Jahre haben wir hier ein Festival mit Weltklasse-Niveau aufgebaut und ich möchte mich hier gerne weiter engagieren“, betont Zhang. „Das IMF ist ein gesellschaftliches Ereignis in der Region und ein Aus eigentlich undenkbar.“

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