TBuxtehuder SV liefert schwachen Auftritt beim Tabellenletzten

Isabelle Dölle erzielte gegen Neckarsulm zwar sechs Tore, benötigte aber zwölf Versuche. Foto: Jan Iso Jürgens (Archiv)
BSV-Trainer Dirk Leun hatte wohl so eine Vorahnung. Aktuell spielt Neckarsulm in der Bundesliga nicht wie ein Tabellenletzter. Dass das wirklich so ist, musste Leun mit seinen Bundesliga-Handballerinnen am Samstagabend beim 24:29 leidvoll erfahren.
Buxtehude. Der BSV ging mit einem 11:16-Rückstand vor 957 Zuschauern in die Pause. Fünf Tore sind eigentlich nicht viel im Handball. Das ist in 30 Minuten locker aufholbar. Aber die Art und Weise, wie dieser Rückstand bei der Sport-Union Neckarsulm (SUN) zustande kam, ließ die Zuschauer, die zu Buxtehude hielten, doch ein wenig zweifeln.
In der Anfangsphase fehlten dem BSV defensive Lösungen gegen den gut aufgestellten SUN-Rückraum. Nina Engel traf nach Belieben und ohne Gegnerdruck. Als sich die Buxtehuder dann berappelt hatten, setzten die weitaus schwerer wiegenden Probleme im Angriff ein.
Nyala Krullaars muss passen
Beispiel Isabelle Dölle: Die Rückraumrechte des BSV spielte in Neckarsulm ein durchwachsene erste Halbzeit. Der BSV hatte ohnehin schon arge Personalprobleme. Neben Rückraumspielerin Charlotte Kähr (Schulter) fiel auch noch Nyala Krullaars aufgrund einer Gehirnerschütterung aus. Von Dölles Anspielen an den Kreis profitierte zunächst noch Maxi Mühlner. Aber ihre eigenen Abschlüsse gaben Anlass zur Sorge.
Dölle, die sich in Zweikämpfen aufrieb, scheiterte mehrfach an SUN-Torhüterin Lena Ivancok. Bei den Fehlversuchen reihten sich allerdings auch ihre Kolleginnen Maxi Mühlner und Teresa von Prittwitz ein. Zudem klauten die aufmerksamen Gastgeberinnen dem BSV die Bälle im Aufbauspiel, antizipierten die Pässe und gingen gekonnt dazwischen. Vor allem in der zweiten Phase der ersten Halbzeit versagte der BSV im Kollektiv.
Nun hatte BSV-Trainer Dirk Leun vor der Partie gewarnt, den Tabellenletzten sportlich nicht als solchen anzusehen. SUN hatte in den vergangenen Wochen zwar nichts Zählbares geholt, aber die ganz Großen der Liga geärgert. Außerdem benötigt die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz jeden Punkt für den Klassenerhalt.
Leun muss im Training improvisieren
“Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren“, sagt Leun. Die zweite Viertelstunde der ersten Hälfte sei sehr fehlerbehaftet gewesen. Leun: „Wir sind nicht konsequent genug in die Tiefe gegangen.“
Der Ausfall des halben Buxtehuder Rückraums machte die Vorbereitung auf diese Partie nicht gerade leichter. „Wir mussten improvisieren“, sagt Leun kurz vor dem Anpfiff. Sein Trainerkollege Zeitz wollte „den Schwung der letzten Wochen mitnehmen und die Tür zum Klassenerhalt aufstoßen“.
Mit ihren Versuchen Nummer sieben und acht erzielte Isabelle Dölle kurz nach Wiederanpfiff ihre Treffer Nummer zwei und drei. Lotta Heider legte per Tempogegenstoß zum 16:19 nach. Ein Lebenszeichen des BSV. Allerdings mit freundlicher Unterstützung der Gastgeberinnen, die einige Bälle herschenkten. Trainer Zeitz verbot seiner Mannschaft in einer frühen Auszeit die „Schönspielerei“.
Als Neckarsulm wieder geradliniger spielte, stellte der Tabellenletzte den Halbzeitvorsprung wieder her. 16:21 hieß es in der 45. Minute aus Buxtehuder Sicht. Dölle und Mühlner verkürzten auf 19:21, weil die gute Phase nicht lange anhielt. Insgesamt sahen die Zuschauer ein Spiel mit vielen Fehlern.
SUN setzt auf die siebte Feldspielerin
Thomas Zeitz setzte jetzt auf die siebte Feldspielerin. Mit dieser Taktik hatte der Trainer des Thüringer HC, Herbert Müller, dem BSV zuletzt schon den Zahn gezogen. Hat Zeitz sich da etwas abgeschaut? Jedenfalls hielt SUN den BSV erstmals auf Distanz. In der 51. Minute stand es 24:21. Vor allem Nina Engel zeigte eine starke Partie im Rückraum. Keine Mittel hatten die BSV-Defensive und die Buxtehuder Torhüterinnen Marie Andresen und Laura Kuske gegen die wurfstarken Alessia Riner und Amber Verbraeken auf den Außenpositionen. „Wir haben beim 7 gegen 6 unkluge Dinge gemacht. Aber aus diesen Fehlern werden wir lernen“, sagt Leun.
Der BSV-Trainer hatte Recht. Die Sport-Union Neckarsulm spielte nicht wie ein Tabellenletzter. 600 Autobahnkilometer und sieben, acht Stunden Busfahrt hatten die Buxtehuderinnen Zeit, um über die 24:29-Niederlage in Ruhe nachzudenken.