TBuxtehuderin nimmt 70 Kilo ab und jubelt beim Ironman

In ihrem Element: Stephi Tiedemann beim Radrennen im Bundeswehr-Trikot. Foto: Tiedemann
Sie kämpft: Erst gegen die Pfunde, dann gegen den inneren Schweinehund. Stephi Tiedemann hat sich einen Traum beim Triathlon erfüllt. Ein großes Ziel hat sie aber noch.
Buxtehude. „Manchmal möchte ich aufgeben - aber das ist für mich keine Option“, sagt Stephi Tiedemann. Trotz Schmerzen an der Wirbelsäule und mit kaputtem Knie habe sie die Zähne zusammengebissen. Als Radfahrerin nahm sie am Ironman 70.3 in Duisburg teil und ging zusammen mit Läuferin Nicola McCarthy-Bunge und Schwimmerin Marion Felgentreu als Team Stackmann neben 2000 weiteren Teilnehmern an den Start.
Die 1,9 Kilometer lange Schwimmstrecke wurde in zwei Runden im Duisburger Innenhafen absolviert. Die Radstrecke war mit 88 Kilometern etwas kürzer als die offiziellen 90 Kilometer. Zum abschließenden Halbmarathon musste eine Strecke von rund 21 Kilometern in vier Runden gelaufen werden.

Erfolgreich beim Ironman-Wettkampf in Duisburg (von links): Stephi Tiedemann, Marion Felgentreu und Nicola McCarthy-Bunge. Foto: Tiedemann
Den drei Buxtehuderinnen mit Triathlon-Erfahrung gelang ein großer Erfolg, sie belegten in ihrer Kategorie Platz zwei von sechs und kamen nach 5:39 Stunden und zwei Sekunden ins Ziel.
Stephi wog früher 140 Kilo, Ehemann Martin 170 Kilo
Der Wettkampf war eines der beiden ganz großen Ziele im Leben von Stephi Tiedemann. Obgleich die 53-Jährige schon einige herausragende Erfolge erzielt hat.
In Buxtehude kennt so mancher die vierfache Mutter - etwa als Schulelternratsvorsitzende der Realschule Süd und Organisatorin der Young Americans. Damals wog Stephi Tiedemann noch mehr als 140 Kilo, ihr Mann sogar 170 Kilo. Über die Jahre hatte sich das Buxtehuder Ehepaar etliche Pfunde angefuttert. 2018 entschlossen sie sich zur Diät. „Eintausend Kalorien am Tag war mein Ziel“, erinnert sich Stephi Tiedemann.
Richtig ernst wurde dieser Plan durch einen Schock während ihrer Schwedenreise mit dem Wohnmobil, als Ehemann Martin zur Not-OP an der Gallenblase in ein Krankenhaus musste und der Arzt zur dringenden Umstellung der Ernährung riet.

Vor ihrer Diät: Stephi Tiedemann und Ehemann Martin. Foto: Tiedemann
Das Ehepaar stellte größtenteils auf vegan um, holte die Fahrräder aus der Garage, meldete sich im Fitnessstudio an - und die Pfunde purzelten. Nur ein Jahr später und 70 Kilo leichter passte Stephi Tiedemann in Kleidergröße 38/40.
Nachdem sie 2021 mehr als 70 Kilo abgenommen hatte, wollte die damals 48-Jährige zwei Wünsche in die Tat umsetzen: Einen Job bei der Bundeswehr und die Teilnahme am Ironman.
Traumjob bei der Bundeswehr
Nachdem die Bundeswehr Stephi Tiedemanns Bewerbung 1993 aufgrund einer Schwangerschaft abgelehnt hatte, versuchte sie es erneut, weil sie an der Bundeswehr vor allem die Kameradschaft und die Disziplin schätze. „Der Wunsch, bei der Bundeswehr zu arbeiten, ist nach wie vor in meinem Kopf.“
Nach Buxtehuder Altstadtlauf und Altländer Butterkuchenlauf folgten mehrere Marathon-Läufe. Mit der Teilnahme an einer Lauf-Challenge der Bundeswehr in Hamburg kam Tiedemann ihrem Berufswunsch auf sportlichem Weg näher. Immerhin holte sie mit 603 Kilometern Laufleistung den 3. Platz.

Die Medaille vom Ironman-Wettkampf für das Buxtehuder Team Stackmann. Foto: Tiedemann
Vor ihr auf Platz zwei kam der Ironman-Gewinner von 2020, Timo Schaffeld, mit 604,23 Kilometern, den 1. Platz belegte Matthias Hoffmann mit 678,60 Kilometern. Ziel war es, durch möglichst viele Kilometer physisch versehrten und unverschuldet in Not geratenen Bundeswehrkameradinnen und -kameraden schnell, effektiv und unbürokratisch zu helfen.
Erika Reinecke
T Pionierin der Physiotherapie macht mit fast 80 Jahren Schluss
Beim Hamburg World Triathlon Championship sprang Tiedemann sogar spontan als Ersatz aufs Rad - trotz angeschlagener Wirbelsäule durch vorherigen Sturz und lediglich in einfachen Turnschuhen. „Man wird süchtig nach dem Sport und wenn ich auf dem Rad sitze, habe ich keine Schmerzen mehr“, sagt Tiedemann. Es sei aber keinesfalls zum Nachmachen geeignet, betont die Buxtehuderin. Tiedemann trainiert inzwischen mit einem modernen Rad, das genau auf sie eingestellt ist.
Laufteam der Bundeswehr und Reservisten
Inzwischen kam die Buxtehuderin ihrem Traumjob einen weiteren Schritt näher. Als 2. stellvertretende Vorsitzende des Vereins „Laufteam der Bundeswehr und Reservisten e.V.“ arbeitet sie für dessen Geschäftsstelle. „Laufend laufen helfen“ lautet das Motto des Vereins, bei dem aktive Soldaten, Reservisten und Zivilisten aus ganz Deutschland für den guten Zweck laufen.

Stephi Tiedemann hat sich einen modernen Trainingsraum eingerichtet. Foto: Laudien
Für Gewicht und Traumjob hält sich die Buxtehuderin weiterhin fit. „Für eine Bratwurst muss ich eine halbe Stunde aufs Rad“, sagt Tiedemann. Mittlerweile gehört sie zur Bikergruppe „Sole Mio“ der gleichnamigen Buxtehuder Eisdiele, ist bei Blau-Weiß Buchholz im Radsportteam und bei der Stackmann-Laufgruppe. Für 2026 plant sie die Teilnahme am Ironman Hamburg.
Zum perfekten Glück fehlt jetzt nur noch der Traumjob. Trotz sportlicher Erfolge wurde die Buxtehuderin letztlich aufgrund eines Implantats von der Bundeswehr als untauglich eingestuft. Sie legte Widerspruch ein. „Derzeit befindet sich das Verfahren noch in der Begutachtung“, sagt Tiedemann.