TBuxtehudes eiskalte Typen locken auf den Weihnachtsmarkt

Seit mehr als 40 Jahren steigen Taucher des TC Seeigel Buxtehude jeweils in der Vorweihnachtszeit zum Fackelschwimmen in den Viver. Das Spektakel ist ein Zuschauermagnet. Das Foto entstand 2015. Foto: Jan Iso Jürgens
Das Fackelschwimmen durch den eisigen Viver ist ein Höhepunkt beim Weihnachtsmarkt. Am Sonnabend ist es wieder soweit. In Buxtehude hat das Tauchen eine lange Tradition – Auslöser war ein Flugzeugbau-Unternehmen in Finkenwerder.
Buxtehude. Der Anblick lässt die in dicke Winterkleidung verpackten Menschen am Ufer frösteln: Bis zu 15 Sportler des Tauchclubs Seeigel steigen in das mitunter sechs Grad kalte Wasser, um sich 30 Minuten lang darin treiben zu lassen und Weihnachtslieder zu singen. Beim Fackelschwimmen zur Adventszeit in Buxtehude ziehen eiskalte Typen jedes Jahr Hunderte Menschen in ihren Bann.
Am kommenden Sonnabend, 9. Dezember, ist es um 17 Uhr wieder soweit: Taucher liefern den Viver entlang ab dem Einstieg „Zwischen den Brücken“ bis zum Hallenbad eine Show - atmosphärisches Fackellicht und Feuerwerk inklusive.
Nur im ersten Moment ist es kalt, schwerer wiegt die Verantwortung
Ein verwegener Härtetest? Der 2. Vorsitzende Sven Eggers beschreibt das Kälteempfinden während des Treibens im Wasser als „relativ angenehm“. Mehr als 15 Mal hat der 42-Jährige am Fackelschwimmen teilgenommen. Lediglich im ersten Moment, wenn sich ein dünner Wasserfilm zwischen Haut und Nasstauchanzug bildet und von der Körpertemperatur noch nicht erwärmt ist, fühle es sich kalt an.
Schwerer wiege die Verantwortung, zu Weihnachten vor vielen Zuschauern eine gelungene Show liefern zu wollen, sagt Sven Eggers. Denn Unterhaltung ist nicht ihr Geschäft. Die Sporttaucher beteiligen sich ehrenamtlich an dem Programm des Buxtehuder Weihnachtsmarktes. Der Verein muss sogar eine Gebühr zur Genehmigung des Feuerwerks an die Stadt zahlen. 40 Euro sind es.
Etwa Unbekanntes stupste die Taucher an
Risiken in und unter Wasser abzuwägen, zählt regelmäßig zur Ausbildung der Taucher im TC Seeigel. Ein bis zwei Kilometer Fließgeschwindigkeit im Viver, quer im Wasser liegende Zweige - nichts, was gefährlich sei. Seit mehr als 40 Jahren gibt es das Fackelschwimmen. Aber zum ersten Mal im vergangenen Jahr sahen sich die Taucher mit einem unbekannten Phänomen konfrontiert - das bis heute rätselhaft geblieben ist.
Etwas Unbekanntes in dem zwei Meter tiefen Gewässer berührte kräftig einige Taucher. „So, als wenn man einen Medizinball in die Leiste bekäme“, sagt Sven Eggers. Jeweils zwei Stöße hätten einige Teilnehmer verspürt. „Es hat Vortrieb gehabt, muss ein Tier gewesen sein.“

1.Vorsitzender Tim Brunckhorst (links) und 2. Vorsitzender Sven Eggers am Kreidesee in Hemmoor. Regelmäßig trainert der TC Seeigel in dem Gewässer. Foto: TC Seeigel Buxtehude
20 Minuten in der Nähe von drei Haien
Begegnungen mit mächtigen Tieren kennen die Buxtehuder Tauchsportler von ihren Clubfahrten ins Ausland. Beeindruckt ist Tauchlehrer Volker Gorski (67) von drei Haien, die 20 Minuten lang in seiner Nähe blieben. Ein Grauhai und zwei Schwarzspitzen-Riffhaie. „Ruhig und entspannt sind sie gewesen - und ich auch“, sagt er.
Einwöchige Tauchurlaube im Ausland zählen zu den regelmäßigen Aktivitäten des Tauchclubs Seeigel. In diesem Jahr reisten die Tauchsportler im Sommer ans Rote Meer in Ägypten. Die Insel Elba oder die Kanarischen Inseln waren Ziele in früheren Jahren.
70 Mitglieder im Alter von 12 bis 80 Jahren hat der TC Seeigel. Bewegungstechnik und Kondition trainieren die Tauchsportler im Sommer im Freibad und im Winter im Hallenbad. Mit Beginn der Tauchsaison Ende April suchen sie an Wochenenden tiefere Gewässer auf. Regelmäßig ist der 60 Meter tiefe Kreidesee bei Hemmoor das Ziel. Gelegentlich geht es auch nach Fehmarn oder ins dänische Kolding. Der TC Seeigel bietet seinen Mitgliedern eine Tauchausbildung. Mitglieder treffen sich auch zu geselligen Anlässen ohne Tauchen. Beliebt ist eine Grünkohltour.

Gruppenfoto von Buxtehuder Tauchern im Roten Meer während der Clubfahrt in diesem Jahr nach Hurghada in Ägypten. Foto: TC Seeigel Buxtehude
Keimzelle war der Flugzeugbau in Finkenwerder
1976 gründete sich der TC Seeigel. Dass sich in Buxtehude ein Zentrum des Tauchsports entwickelte, geht auf den Flugzeugbau in dem an der Elbe gelegenen Hamburger Stadtteil Finkenwerder zurück. Damals habe dort der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) Strömungsversuche mit Flugzeugtragflächen im Wasser gemacht, sagt Volker Gorski. Dadurch seien Mitarbeiter zum Tauchen gekommen. Aus diesem Kreis sei der Verein TC Seeigel entstanden. Gorski, ein früherer Maschinenbauingenieur, taucht seit 1973.
Das Fackelschwimmen ist nicht die einzige eisige Vereinsaktivität. Buxtehudes Tauchsportler treffen sich zu Silvester um 10 Uhr am Kreidesee in Hemmoor. Nach dem Tauchgang sitzen sie gemütlich bei Punsch und Berlinern im Zelt zusammen. Eiskalte Typen eben.