TCafé an Nordseeküste wird überrannt – „Mussten Leute wegschicken“

Alain Caboussat kümmert sich um den Verkauf der Getränke und der Schweizer Spezialitäten, die seine Frau selbst herstellt. Foto: Leuschner
Sieben Jahre hat es gedauert, seit 14 Tagen ist eröffnet: Ein Auswandererpaar hat ein Cuxhavener Wahrzeichen zu neuem Leben erweckt. Die ersten Tage übertrafen alle Erwartungen.
Cuxhaven. Corona-Pandemie, Angriffskrieg von Russland auf die Ukraine und steigende Energiepreise - Mirabelle und Alain Caboussat blieb bei der Umsetzung ihres Traums nichts erspart. Im Januar 2017 begann das Schweizer Ehepaar mit der Renovierung des 48 Meter hohen Wasserturms in Cuxhaven. Ihre erste Vision: ein Café ganz oben im Turm.
Diesen Plan mussten sie aufgrund von Brandschutzverordnungen jedoch schnell ad acta legen. Aufgegeben haben sie jedoch nicht. Das Café wurde im Erdgeschoss gebaut, in den Stockwerken darüber entstanden drei barrierefreie Wohnungen. Nach vielen Investitionen und Hürden konnte das Geschäft am 20. Januar 2024 endlich eröffnen.
„Es müssen schon Kunden warten, weil zu viele kommen“
Mirabelle Caboussat ist begeistert über den Zuspruch der ersten zwei Wochen: „Es kommen noch mehr Leute als erwartet, wir sind übermäßig ausgelastet.“ Eine Freundin habe ihnen vor allem beim Abwasch geholfen, denn zu zweit habe sich der Ansturm nicht mehr stemmen lassen, erzählt Caboussat. Auch in der zweiten Woche sei der Zuspruch keinen Deut geringer geworden: „Wir mussten vergangenes Wochenende sogar Leute wegschicken, weil wir keinen Platz mehr hatten. Alternativ mussten die Gäste 10 bis 20 Minuten auf einen Tisch warten.“ Reservierungen seien nicht möglich: „Dafür ist unser Geschäft einfach zu klein“, erklärt die Schweizerin.

Der historische Wasserturm steht im Stadtzentrum (Luftaufnahme mit Drohne). Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Die Schweizer Spezialitäten sind alle hausgemacht
Montag und Dienstag nutzen die Eheleute als Ruhetage. Erholung muss sein. Die Öffnungszeiten sind von Mittwoch bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr. „Von 12 bis 17 Uhr sind unsere Hauptanlaufzeiten“, sagt Caboussat. „Um 13 Uhr ist das Meiste bereits verkauft.“ Sie stehe fast ständig in der Backstube. Ihr Mann kümmere sich ausschließlich um den Verkauf im Laden, wenn sie hinten in der Küche verschwinde. Das Angebot ist geprägt von Schweizer Gebäckspezialitäten, vor allem Kuchen und Torten bestimmen das Sortiment. Mirabelle Caboussat: „Ich mache alles selbst, von der Nusstorte bis zum Schweizer Schokokuchen.“

Trotz aller Arbeit: Mirabelle und Alain Caboussat sind überwältigt vom Ansturm ihrer Kunden aufs Café im Cuxhavener Wasserturm. Foto: Leuschner
Caboussat erhielt bereits viel positive Resonanz ihrer Gäste: „Die Cuxhavener finden es bei uns sehr gemütlich und familiär.“ Diese Atmosphäre kommt besonders gut an, neben dem vielen Lob, welches die Schweizerin nach eigenen Angaben für das Gebäck erhalte. „Viele Gäste haben bereits angekündigt, in Zukunft oft wiederzukommen“, freut sich Mirabelle Caboussat und lächelt.
Hamburger Leuchtturm
T Gäste willkommen: Spektakuläre Ferienwohnung in Cuxhaven eröffnet
Schweizer Auswanderer erwecken Cuxhavener Wasserturm zu neuem Leben
Das Leben der Caboussats und die vielen Stolpersteine beim Wasserturm-Projekt bewegt in ihrer alten Heimat viele Menschen. Denn das Schweizer Fernsehen SRF begleitet das Ehepaar und seine beiden Söhne für die Auswandererserie „Auf und davon“. „Wenn wir in der Schweiz sind, werden wir immer erkannt“, sagt Mirabelle Caboussat. Fans kommen sogar eigens nach Cuxhaven. An manchen Tagen seien es Dutzende. „Es gibt so viele Leute, die mit uns mitfiebern“, sagt Alain Caboussat.
Viele Menschen, mit denen sie sprechen, nähmen an, dass sie Fördermittel von der Stadt oder vom Land für die Sanierung bekämen. Das sei aber nicht der Fall. „Die fehlende Unterstützung hat uns überrascht“, sagt Mirabelle Caboussat. Sie seien bis an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen. „Wir haben unsere ganze Existenz in den Turm gesteckt - und weit darüber hinaus“, sagt Mirabelle Caboussa.