TCamping im Museum: Wo Wohnmobile zwischen historischen Flugzeugen stehen

Hans-Peter Weber an der Stelle, auf der künftig Wohnmobilisten übernachten dürfen. Foto: Leuschner
Warum im Hotel schlafen, wenn man im Schatten von Helmut Kohls Kanzlermaschine übernachten kann? Das Luftschiff- und Marinefliegermuseum Aeronauticum in Nordholz macht‘s möglich.
Wurster Nordseeküste. Erlebnisübernachtungen sind angesagt - ob in der Hängematte am Strand von Spieka-Neufeld, auf einem Hausboot in Bad Bederkesa oder in einem Baumhaus in Sahlenburg oder Otterndorf. Aber da geht noch mehr.
Das Luftschiff- und Marinefliegermuseum Aeronauticum in Nordholz bietet seit neuestem Wohnmobilstellplätze auf seinem Ausstellungsgelände an. Mit Blick auf circa 20 historische Flugzeuge und Hubschrauber können Camper-Besitzer bis zu zwei Nächte auf dem Museumsgelände verbringen.
Wunsch nach Stellplätzen auf dem Museumsareal
„Die Idee ist uns auf der AERO in Friedrichshafen gekommen“, erzählt Hans-Peter Weber, der gemeinsam mit Dr. Anja Dörfer dem Stiftungsvorstand des Nordholzer Museums angehört. Auf der AERO, einer Messe für die allgemeine Luftfahrt, hatte sich das Aeronauticum unlängst mit einem eigenen Stand präsentiert.
Dort habe das Nordholzer Museumsteam „viele wertvolle Kontakte geknüpft“. Unter anderem zur Universität der Bundeswehr in München. „2026 werden Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik aus München für ein Praktikum zu uns kommen“, kündigt Weber an. Außerdem seien dem Museum vom Deutschen Museum zwei Motoren als Exponate avisiert worden, „die super zu uns passen, weil wir die Fluggeräte hier haben“.
Und dann habe sich noch eine vierköpfige Gruppe Wohnmobilisten am Stand der Nordholzer vorgestellt. „Die haben gefragt, ob sie mit unseren Wohnmobilen bei uns stehen können“, berichtet Weber. Mit einem Verweis auf den Museumsparkplatz seien sie aber nicht zufrieden gewesen. „Die wollten bei uns übernachten.“
Aeronauticum bietet Touristikplatz für Camper an
Weber, der im Aeronauticum den kaufmännischen Part verantwortet, überlegte kurz, klärte die technischen Möglichkeiten ab und stellte die Weichen für einen sogenannten Touristikplatz. So werden abgegrenzte Gelände genannt, die jedermann zum vorübergehenden Aufstellen von Reise- oder Wohnmobilen zugänglich sind.

Das Aeronauticum verfügt nicht nur über mehrere Ausstellungshallen, sondern auch über ein Außengelände mit ungefähr 20 historischen Flugobjekten. Den besten Blick auf die Freiluftschau haben Wohnmobilisten, die am Rande der Ausstellung (oben rechts) übernachten können. Foto: Aeronauticum, NZ Grafik
„Es handelt sich aber nicht um einen Campingplatz im klassischen Sinne“, schränkt Weber ein. So dürfen Camper maximal zwei Nächte auf dem Nordholzer Museumsgelände stehen. 35 Euro kostet eine Übernachtung. Der Eintritt für einen Museumsbesuch für alle Wohnmobilinsassen ist inklusive.
Der Stromanschluss muss extra bezahlt werden
Möglichkeiten, nachts die sanitären Anlagen des Museums zu nutzen oder ihr Grauwasser vor Ort zu entsorgen, haben die Gäste nicht. Auch können sie ihre Fahrzeuge zwischen 17 Uhr und 8 Uhr morgens nicht vom Gelände wegbewegen. Sie erhalten aber Schlüssel, um das Gelände zu Fuß oder mit dem Fahrrad jederzeit verlassen zu können.
Flugzeuge werden nachts für die Camper beleuchtet
Attraktiv ist auch die nächtliche Ansicht auf die historischen Fluggeräte, zwischen denen sich die Übernachtungsgäste jederzeit frei bewegen können. Denn die Oldtimer werden bei Dunkelheit beleuchtet.

Die Stellplätze am Rande des Museumsareals in Nordholz sind bereits abgesteckt. Stromanschlüsse sind ebenfalls verlegt. Foto: Aeronauticum
Dazu gehört auch der Museumsflieger VFW 614, das erste in Deutschland in Serie gebaute Düsenverkehrsflugzeug. 1977 kaufte die Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung drei Exemplare. Trotz Sonderausstattung wurden die Maschinen hauptsächlich für VIP- und Passagierflüge genutzt.
Ehemalige Kanzlermaschine ist heute ein Trauzimmer
Das auf dem Außengelände des Aeronauticums ausgestellte Exemplar beförderte einst den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl zur Unterzeichnung des Vertrags zur Deutschen Einheit nach Berlin. 1998 wurde die Maschine nach 13.000 Starts und Landungen, 10.500 Flugstunden und 21 Jahren unfallfreien Fliegens außer Dienst gestellt. Die Gemeinde nutzt es auch als Trauzimmer für Hochzeitspaare.

Blick in die frühere Kanzlermaschine von Helmut Schmidt und Helmut Kohl. Sie gehört zu den Flugzeugen, die auf dem Museumsgelände besichtigt werden können und wird sogar als Trauzimmer genutzt. Foto: Leuschner
Weitere beliebte Ausstellungsstücke im Außenbereich sind die Breguet Br 1150 Atlantic sowie der zugehörige Verfahrenstrainer, ein Cockpit des F-104 Starfighter und der als Honecker-Hubschrauber bekannte Mil Mi 8 S. Diese Maschinen können auch von innen besichtigt werden – allerdings nur während der regulären Öffnungszeiten des Museums.
Auch Sleeperoo nutzt das Aeronauticum
Die Möglichkeit, auf dem Nordholzer Museumsgelände zu übernachten, ist nicht gänzlich neu. Bereits seit 2019 bietet das Hamburger Unternehmen Sleeperoo im Aeronauticum Schlafplätze in einem Pop-up-Zelt an. Im Winter steht der weiße Kunststoffwürfel, in dem bis zu drei Personen Platz finden, im Inneren des Museums; jetzt, im Sommerhalbjahr befindet er sich zwischen Fluggeräten auf dem Außengelände.

Eine weitere Übernachtungsoption neben den Wohnmobilen gibt es mit dem Sleeperoo, einem Schlafwürfel, der im Winter im Inneren des Museums steht und in den Sommermonaten zwischen historischen Fluggeräten auf dem Außengelände. Foto: Photographer:Heike Leuschner
Für Museumschef Weber sind solche Angebote eine gute Möglichkeit, die Zahl der Besucher im Museum zu steigern. Allein im vergangenen Jahr besichtigten 30.729 Gäste die Ausstellung, gut zehn Prozent mehr als im Jahr davor.
Weitere Infos unter aeronauticum.de. Für Infos rund um den Touristikplatz für Camper gibt es einen eigenen Kontakt: 0160/ 3040403.
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