TChef setzt sich ein – Familie droht trotzdem die Abschiebung
Saberi hat eine Ausbildung zum Elektrotechniker absolviert. Hier sitzt er im Betrieb am Pitchmotor, der in einem Rotorblatt von einer Windkraftanlage eingesetzt wird. Foto: Kul
Mahdi Saberi ist deutscher Staatsbürger mit afghanischen Wurzeln. Er hat einen festen Job, doch seine Familie könnte abgeschoben werden.
Bremerhaven. Ein junger Mann aus Bremerhaven steht vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Der 26-Jährige, der 2024 die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten hat und aus Afghanistan stammt, wird Deutschland in den kommenden Tagen verlassen – vermutlich für immer. Sein Ziel ist der Iran, wo seine Ehefrau und sein knapp zweijähriger Sohn leben.
Beiden droht nach derzeitiger Rechtslage die Abschiebung nach Afghanistan.
„Ich kann meine Familie in dieser Situation nicht alleinlassen“, sagt der Mann. Sollte die Abschiebung tatsächlich erfolgen, will er bei seiner Frau und seinem Kind sein – auch wenn das für ihn gravierende Folgen hätte.
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Zwischen Abschiebung und Flucht in das Herkunftsland
Vor ihm steht ein Dilemma: Sollte er mit seiner Familie nach Afghanistan abgeschoben werden, droht ihm nach eigener Einschätzung Haft. Würde er hingegen ohne Genehmigung ins Land einreisen, müsste er dort untertauchen. „In Kabul kann man vielleicht für kurze Zeit unterkommen, aber ohne Papiere gibt es keine Wohnung, keine Arbeit – keine Sicherheit“, sagt er.

Der Arbeitgeber hat für sie gekämpft, trotzdem gibt es für diese Familie nach aktuellem Stand keine Zukunft in Deutschland: Mahdi Saberi (r.) mit Ehefrau Maria Hayaty und Sohn Moheb. Foto: privat
Besonders bitter: Sollte es tatsächlich zu einer Abschiebung seiner Frau und seines Sohnes kommen, müsste der Bremerhavener wohl seine deutschen Dokumente aufgeben, um bei ihnen bleiben zu können. „Als deutscher Staatsbürger kann ich nicht abgeschoben werden. Aber wenn ich meine Familie nicht verlieren und bei ihr sein will, müsste ich meine Papiere verschwinden lassen“, sagt er leise.
Kurzfristige Frist im Iran für das Verlassen des Landes
Derzeit halten sich seine Frau und sein Sohn mit einer vorläufigen Aufenthaltserlaubnis im Iran auf – befristet bis zum 26. Oktober. Auch er selbst hat nur ein 30-tägiges Visum. Innerhalb dieser Frist nach Einreise muss das Land anschließend wieder verlassen. „Die Zeit ist knapp. Diese Frist gewährt man uns, um dort alles zum Abschluss zu bringen, wie Wohnung oder Bankkonto zu kündigen“, sagt er.

Mahdi Saberi (r.) und Volker Labitz, Betriebsrat bei E+A Elektrotechnik und Aggregatebau Bremerhaven. Foto: Kul
Über den Fall hatte die Nordsee-Zeitung bereits mehrfach berichtet. Der junge Mann kam vor rund zehn Jahren nach Deutschland, lernte rasch Deutsch, machte eine Ausbildung zum Elektroniker bei der Bremerhavener Firma E+A Elektrotechnik und erhielt dort einen festen Arbeitsvertrag.
Verlieren einen tollen Mitarbeiter, der ins Team passte
Sein Arbeitgeber schätzt ihn als zuverlässigen und engagierten Mitarbeiter. „Es geht hier nicht um Bürokratie, sondern um Menschlichkeit“, sagt Geschäftsführer Torsten Campen. „Seine Frau soll nach Deutschland kommen dürfen, damit die Familie hier zusammenleben kann – und nicht in einem Land, in dem ihr Gefahr droht.“