TChirurgie am Elbe Klinikum Buxtehude: Jetzt übernimmt Sohn das Skalpell
Dr. Sebastian Lawrenz (rechts) ist Chefarzt der Chirurgie am Elbe Klinikum Buxtehude - genau wie früher sein Vater Dr. Bodo Lawrenz. Foto: Sulzyc
Dr. Sebastian Lawrenz ist Chefarzt der Chirurgie - genau wie früher sein Vater Dr. Bodo Lawrenz. Wie besonders ist das eigentlich?
Buxtehude. Dieser Moment ringt dem Patienten, Ellenbogen und Unterarm in einer Schlinge fixiert, ein Schmunzeln ab: „Ah, Familie Lawrenz“, sagt er zur Begrüßung bei der zufälligen Begegnung auf dem Flur der Chirurgie am Elbe Klinikum Buxtehude. Damit gemeint sind Dr. Sebastian Lawrenz und Dr. Bodo Lawrenz.
Zwei Chefärzte in gleicher Funktion aus einer Familie - diese Konstellation fällt auf: Dr. Sebastian Lawrenz (49) ist Chefarzt der Chirurgie am Elbe Klinikum Buxtehude - sein Vater Dr. Bodo Lawrenz (84) ist es früher gewesen. 1983 bis 2006 war er in Buxtehude tätig. Gelegentlich besucht der Chefarzt außer Dienst die frühere Arbeitsstätte. „Es ist, wie nach Hause zu kommen“, sagt er.
Manches ist unverändert geblieben. Zum Beispiel der Schreibtisch im Büro seines Sohnes. Der sei derselbe wie vor 24 Jahren, ist Bodo Lawrenz überzeugt.
So hat sich die Chirurgie verändert
Die Chirurgie dagegen verändert sich. Chirurgen reparieren Organe, entfernen Tumore oder korrigieren Körperstrukturen. Manchmal assistieren ihnen heute Roboter. „Die Spezialisierung schreitet voran“, erklärt Sebastian Lawrenz die Entwicklung. Ein auf Bandscheiben spezialisierter Chirurg habe möglicherweise noch nie einen Blinddarm operiert.
Bodo Lawrenz war noch ein Chirurg von alter Schule, der Eingriffe am Hals, an der Brust, im Bauchraum und an den Extremitäten durchgeführt hat.
Früher war nicht alles besser
Die Sehnsucht nach etwas Vergangenem, wie sie heute in Mode ist, spricht dabei nicht aus ihm. Dass früher alles besser gewesen sei, bestreitet Bodo Lawrenz energisch: „Das ist völliger Unsinn.“ Er denke an die enormen Fortschritte in der Medizin, an die in der Vergangenheit überlangen Arbeitszeiten und an unausgeschlafene Ärzte nach Bereitschaftsdiensten in der Nacht.
30 ärztliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind in der Chirurgie am Elbe Klinikum Buxtehude tätig. 4800 Fälle behandeln sie im Jahr. 100 Betten stehen in der Abteilung, die Unfallchirurgie, Bauchchirurgie und Orthopädie umfasst. Die meisten Fälle in der Buxtehuder Chirurgie machen Gallenblasen, Leistenbrüche und Blinddärme aus. Operationen bei Krebserkrankungen und Entzündungen spielen eine wichtige Rolle.
Ein besonderer Faktor zur Genesung
Das Portal Klinikradar hat 1273 Kliniken für Chirurgie in Deutschland registriert. Ihre Zahl wird voraussichtlich sinken. Grund ist die Klinikreform. Ihre Ziele sind eine bessere Bündelung von Leistungen und mehr Qualität in der Versorgung. Komplexe Eingriffe sollten in dafür spezialisierten Kliniken vorgenommen werden. Manche befürchten deshalb ein Krankenhaussterben in ländlichen Gegenden.
Erfahrungsbericht
T Vom Elbe Klinikum nach China: Was die Chefärztin der Gynäkologie dort erlebte
Kleine und mittelgroße Krankenhäuser wie das Elbe Klinikum Buxtehude entfalteten eine besondere Fähigkeit: „Wenn ein Patient aus dem Nachbarort Bliedersdorf in Buxtehude auf eine Krankenschwester aus Bliedersdorf trifft, fühlt er sich wohl“, sagt Bodo Lawrenz. Die Verwurzelung in der Gegend sei ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Genesung.
Das macht Bodo Lawrenz heute
In der Nachbarschaft verwurzelt ist auch die Familie Lawrenz: Sebastian Lawrenz lebt nahe dem Elbe Klinikum Buxtehude im Buxtehuder Stadtteil Ottensen. Das Elternhaus befindet sich in Jork. Hier kümmert sich Bodo Lawrenz um den Garten. „Das ist kein Hobby, sondern Notwendigkeit“, sagt er und lacht. Er liest viel, vor allem Sachbücher über Politik und Geschichte.
Wie der Vater, so der Sohn: Bei Juristen, Lehrern und Medizinern treten die Kinder häufiger als in anderen Berufen in die Fußstapfen des Vaters. Diese soziale Vererbung haben Soziologen beobachtet. Rund ein Viertel aller Ärzte hatte schon einen Arzt als Elternteil, berichtete Deutschlandfunk Nova vor zehn Jahren.
Das hat der Sohn von seinem Vater gelernt
Sein Sohn habe die Wahl gehabt, einen anderen Beruf zu ergreifen. Einfluss habe er nicht genommen, sagt Bodo Lawrenz. Mittelbar vermutlich aber doch. Denn auf die Frage, was er von seinem Vater gelernt habe, antwortete Sebastian Lawrenz im TAGEBLATT-Gespräch: „Wie man in dem Beruf tickt - im Umgang miteinander.“
Als Kind und Jugendlicher erlebt hat Sebastian Lawrenz, dass um 16 Uhr nicht Feierabend ist. Abgeschreckt hat ihn das nicht. „Man muss den Beruf lieben“, sagt er. Verheiratet ist er mit einer Ärztin. Das Paar hat drei Kinder.
Über einen anderen Beruf hat Sebastian Lawrenz als Jugendlicher zumindest einmal nachgedacht. Bootsbauer war die Idee. Noch heute ist das Segeln seine Leidenschaft - in dem Boot, mit dem sein Vater bereits gesegelt ist.
Eine Familie, zwei Chefärzte - die Mutter dürfte davon am wenigsten überrascht sein. Sebastian Lawrenz: „Meine Mutter sagt, dass mein Vater und ich uns so ähnlich seien, dass es beängstigend ist.“
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