TCo.Net-Genossenschaft: Nächstes Kapitel im Wirtschaftsdrama von Drochtersen

Der Co.Net-Firmensitz in Drochtersen. Seit vergangener Woche steht die Verbrauchergenossenschaft erneut unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Das Gebäude steht zur Zwangsversteigerung. Foto: Knappe
Die angeschlagene Verbrauchergenossenschaft Co.Net mit knapp 4000 Anlegern und etlichen Ferienimmobilien auf Mallorca steht erneut unter vorläufiger Insolvenzverwaltung.
Drochtersen. Bereits im Herbst 2023 stand die Co.Net Verbrauchergenossenschaft eG aus Drochtersen kurzzeitig unter vorläufiger Insolvenzverwaltung. Den Antrag hatte damals die Barmer Ersatzkasse gestellt. Dann bezahlte Co.Net den Gläubiger und das Amtsgericht Stade hob die Insolvenzverwaltung nach zwei Wochen wieder auf.
Ob es diesmal auch so abläuft, ist fraglich.
Übersicht
Alles über den Co.Net-Skandal
Denn es gibt diesmal mehr als nur einen Insolvenzantrag - mindestens zwei. Ein Antrag ist Anfang Januar gestellt worden. Auch die Gemeinde Drochtersen hat dem Vernehmen nach inzwischen nach langem Warten und rechtlicher Prüfung einen Insolvenzantrag gestellt. Eine Bestätigung gibt es von der Verwaltung aus Datenschutzgründen nicht.
Mehr als 3 Millionen Euro Steuerschulden
Die Gemeinde Drochtersen und das Finanzamt Stade gehören zu den Großgläubigern. Die Steuerschulden, die die Co.Net bei beiden zusammen hat, bezifferte das Unternehmen selbst im Jahr 2022 auf mehr als 3 Millionen Euro: 1,4 Millionen bei der Gemeinde Drochtersen und 1,8 Millionen beim Finanzamt.
Die Kommune hat sich bereits vor rund zwei Jahren eine Zwangssicherungshypothek auf den Co.Net-Firmensitz eintragen lassen. Das Firmengebäude am Nindorfer Deichfeld steht derzeit zur Zwangsversteigerung, der erste Versteigerungstermin beim Amtsgericht ist für den 7. März anberaumt. Das Finanzamt Stade hat sich unterdessen eine Zwangssicherungshypothek für eine der Co.Net-Ferienimmobilien auf Mallorca gesichert. Zu den Gläubigern der Co.Net gehören ansonsten vor allem etliche der Mitglieder, die auf Rückzahlung ihrer eingezahlten Anteile klagen.
Das Amtsgericht Stade hat am 15. Februar den Rechtsanwalt Malte Köster von der Fachkanzlei Willmerköster in Bremen als vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt. Die Kanzlei ist spezialisiert auf Insolvenzen. „Wir hatten schon Kontakt und werden in wenigen Tagen mit ihm oder einem Vertreter der Kanzlei ein Gespräch haben. Die werden sich angucken, wie es um das Unternehmen bestellt ist“, sagte Co.Net-Mitarbeiter Frank von Bargen dem TAGEBLATT.
Ausblick 2024
T Drochtersen: Haushalt sorgt für Finanz-Überraschung
Zukunft der spanischen Co.Net-Hotels unklar
„Die spannende Frage wird sein: Werden die spanischen Hotels ganz normal geöffnet? Wie geht es da weiter?“, sagt von Bargen. Buchungen für die neue Saison gebe es bereits. Die Verbrauchergenossenschaft Co.Net bietet Anlegern seit 2001 ab einer Mindesteinlage von 2000 Euro Geschäftsanteile an. Die Genossenschaft, die mit hohen jährlichen Ausschüttungen warb, legte das Geld vor allem in Ferienimmobilien in Spanien an. Dazu gehören laut der Co.Net-Holiday-Homepage Hotels wie das „The Place“, das „Paradise“, „The Sky“ und exklusive Ferien- und Appartementhäuser. Mit der Corona-Pandemie machte Co.Net in den Jahren 2020 und 2021 laut Handelsregister Verluste in Höhe von 7,2 Millionen Euro. Rücklagen gab es offenbar nicht.
Vorstandsvorsitzender Thomas Limberg ließ sich bereits 2022 bei der Generalversammlung der von ihm mitgegründeten und initiierten Genossenschaft das Okay für den Verkauf des Hotels „Paradise“ in Calaratjada auf Mallorca geben. Mit dem Erlös sollten Gläubigerschulden bezahlt werden. Angeblich hat es Verkaufsgespräche mit verschiedenen Investoren gegeben - aber keinen Verkauf.
Wirtschaft
T Warum die Hatecke-Werft jetzt Windkraftanlagen baut
Unklar, wie viele Menschen für Tochterfirma auf Mallorca arbeiten
Bei Co.Net in Drochtersen sind nach Angaben von Frank von Bargen aktuell 14 Mitarbeiter angestellt. Wie viele Menschen in den Hotels und Ferienanlagen auf Mallorca beschäftigt sind, sei ihm nicht bekannt, da die Ferienimmobilien über Tochterfirmen der Co.Net-Verbrauchergenossenschaft liefen, so von Bargen.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Malte Köster wird sich nun erst mal um eine Bestandsaufnahme kümmern müssen. „Es ist momentan unklar, wo die Reise hingeht“, sagt Fachanwalt Johannes Bender von der Düsseldorfer Kanzlei Bender & Pfitzmann, die nach eigenen Angaben rund 250 Mandanten in Sachen Co.Net vertritt. Es klaffe eine riesige Lücke zwischen den Summen, die von den Anlegern eingezahlt worden seien und dem vorhandenen Immobilienbestand. Es seien sicher 100 Millionen Euro einbezahlt worden, einige Ratenanleger zahlten ja selbst jetzt noch, sagt Bender.