TCo.Net-Insolvenzverfahren: Anleger bekommen womöglich kein Geld zurück

Ein Archivbild vom einstigen Firmensitz der insolventen Drochterser Verbrauchergenossenschaft Co.Net eG. Das Gebäude wurde bereits zwangsversteigert. Foto: Knappe
Es geht voran beim Insolvenzverfahren der Drochterser Verbrauchergenossenschaft Co.Net. Aber: Etliche der knapp 4000 Genossen schauen vielleicht in die Röhre.
Drochtersen. Anfang Mai hatte das Amtsgericht Stade das Insolvenzverfahren gegen die Drochterser Verbrauchergenossenschaft Co.Net eG eröffnet. Aus dem vorläufigen Verfahren wurde damit erwartungsgemäß ein reguläres.
Nach Angaben der Bremer Insolvenzverwaltung Willmerköster mussten sämtliche Arbeitsverhältnisse gekündigt werden, da die Insolvenzmasse nicht ausreichte, um die in den kommenden Monaten fälligen Löhne und Gehälter zahlen zu können.
Es ist nicht genügend Geld da
Kurz gesagt, es ist nicht genügend Geld da. Ende Februar waren am einstigen Firmensitz am Nindorfer Deichfeld nach Angaben eines Mitarbeiters noch rund 14 Personen beschäftigt gewesen.
Für den 24. Juli ist nun eine erste Gläubigerversammlung vor dem Insolvenzgericht in Stade anberaumt. Dabei wird unter anderem über die künftige Insolvenzverwaltung beraten.
Genossen dürfen nicht zur Gläubigerversammlung
Allerdings: Genossenschaftsmitglieder, die Geld bei der Co.Net angelegt haben und zurückfordern, können ihre Forderungen noch nicht anmelden und dürfen auch nicht zur Gläubigerversammlung kommen. Das teilt die Insolvenzverwaltung mit.
Hintergrund: Die Genossenschaftsmitglieder gehören zu den sogenannten nachrangigen Gläubigern. Sie rangieren hinter den Hauptgläubigern, unter anderem die Gemeinde Drochtersen und das Finanzamt Stade. Das heißt, ihre Forderungen werden später bedient - falls dann überhaupt noch Geld da da ist.
Viele der knapp 4000 Mitglieder fürchten um ihre Einlagen. Etliche hatten bei der Verbrauchergenossenschaft Geld auch als Altersvorsorge angelegt. Die Co.Net warb damit, das Geld vor allem in Ferienimmobilien auf Mallorca anzulegen und zahlte bis zur Corona-Pandemie gute Renditen. Doch die Verbrauchergenossenschaft hat seit Jahren Millionenschulden, unter anderem Steuerschulden bei der Gemeinde Drochtersen und beim Finanzamt Stade.

Co.Net-Mitgründer Thomas Limberg 2020 auf Mallorca. Auf der Ferieninsel erwarb die Verbrauchergenossenschaft diverse Immobilien. Foto: Co.net
Ferienimmobilien sind nicht in der Insolvenzmasse
Es hat sich bestätigt, dass die Ferienimmobilien auf Mallorca aktuell nicht zur Insolvenzmasse des laufenden Insolvenzverfahrens der Co.Net Verbrauchergenossenschaft eG gehören. Denn die Hotels und Ferienwohnungen wurden indirekt über spanische Tochter- oder Enkelgesellschaften der Co.Net gekauft und geführt. Diese Gesellschaften befinden sich derzeit nicht im Insolvenzverfahren.
„An Spekulationen zu weiteren Entwicklungen bei den Immobilien möchten wir uns nicht beteiligen. In diesem Zusammenhang sind noch viele Fragen offen und wir befinden uns bezüglich der Bewirtschaftung der Ferienimmobilien noch in Klärung und Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Stade“, antwortete die Insolvenzverwaltung Willmerköster auf TAGEBLATT-Anfrage.
Sobald absehbar sei, dass eine „ausreichende Insolvenzmasse“ zur Verfügung stehe, werde ein Hinweis ans Gericht erfolgen, das dann gegebenenfalls dazu aufrufe, nachrangige Gläubigerforderungen anzumelden, teilte Willmerköster mit. Es werde aber „noch einige Zeit dauern“, bis die Liquidation und Verwertung des vorhandenen Vermögens vollständig abgeschlossen sei.
Hauptbeschuldigter sitzt weiter in U-Haft
Seit der europaweiten Razzia bei der Co.Net-Gruppe am 23. Februar geht es längst nicht mehr nur um eine Insolvenz. Es stehen Vorwürfe im Raum wegen Geldwäsche, schweren Betrugs, Veruntreuung und Verstrickungen ins Clanmilieu.
Einer der Hauptbeschuldigten sitzt seit Februar in Untersuchungshaft. Dass es sich dabei um den Co.Net-Gesellschafter Thomas Limberg handelt, wird von den Behörden weder bestätigt noch dementiert. Eine Anklage wurde noch nicht erhoben, teilte der Stader Oberstaatsanwalt Kai Thomas Breas mit.