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TContainerschiff muss in Elbe notankern: Droht eine Krise wie im Suez-Kanal 2021?

Das Containerschiff "MSC Regulus" liegt auf der Elbe in Höhe von Finkenwerder. Das 366 Meter lange Schiff hat wegen eines Maschinenschadens mit Hilfe von Schleppern in Finkenwerder festgemacht. Zuvor lag es wegen einer Überhitzung des Motors vor Glückstadt auf der Elbe und sei deswegen manövrierunfähig gewesen.

Das Containerschiff "MSC Regulus" liegt auf der Elbe in Höhe von Finkenwerder. Das 366 Meter lange Schiff hat wegen eines Maschinenschadens mit Hilfe von Schleppern in Finkenwerder festgemacht. Zuvor lag es wegen einer Überhitzung des Motors vor Glückstadt auf der Elbe und sei deswegen manövrierunfähig gewesen. Foto: picture alliance/dpa | Bodo Marks

Tagelang lag die „Ever Given“ 2021 quer im Suezkanal und verstopfte eine der wichtigsten Handelsrouten der Welt. In Deutschland blockierte kürzlich das Containerschiff „Regulus“ den Verkehr auf der Elbe. Wie ist man auf solche Szenarien vorbereitet?

Von Tim Fischer Mittwoch, 18.10.2023, 16:55 Uhr

Bei der Suezkanal-Krise herrschte große Unsicherheit darüber, wann die Schiffe den Kanal wieder passieren können. Die Verzögerungen haben die Reedereien viel Geld gekostet. Um ein solches Szenario zu vermeiden, ist man in Deutschland auf alle Eventualitäten vorbereitet. Das hat auch ein Vorfall in der vergangenen Woche gezeigt.

Havarie in der Elbe vor Glücksstadt: 366-Meter-Containerschiff muss notankern

Das 366 Meter lange Containerschiff MSC „Regulus“ lag mit rund 13.000 Containern beladen manövrierunfähig in der Elbe vor Glückstadt und musste notankern. Grund für die Havarie war nach Angaben der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) eine Betriebsstörung. Nur wenige Stunden später wurde die „Regulus“ mit Schlepperhilfe zurück in den Hamburger Hafen gebracht. Fünf starke Schlepper sicherten das Schiff mitten auf der Elbe und verhinderten, dass es sich aufgrund der Strömung quer in die Elbe legte. Der Fluss wurde vorsorglich für Großcontainerschiffe mit einer Länge von mehr als 330 Metern gesperrt.

Die Sicherheit des Schiffsverkehrs in der Elbe war trotz Havarie gewährleistet

„Zu keinem Zeitpunkt bestand die Gefahr einer Havarie oder einer Gewässerverunreinigung“, teilte die WSV mit. Die Sicherheit des Schiffsverkehrs war durch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe-Nordsee jederzeit gewährleistet.

„Wir übernehmen nur bei komplexen Schadenslagen oder wenn ein Partner uns anfordert“, erklärte Benedikt Spangardt, Leiter Kommunikation des Havariekommandos (HK) in Cuxhaven, am Dienstagabend bei einem Vortrag im Museum Windstärke 10. Das Eingreifen sei aber jederzeit möglich, wenn es die Situation erfordert. Das Havariekommando hat in den vergangenen Jahren bereits Erfahrungen mit Havarien von Containerschiffen sammeln können und sei daher bestens auf mögliche Einsätze vorbereitet.

Containerschiff-Havarien passieren auf der Elbe immer wieder

Als „knifflige Operation“ bezeichnete Spangardt den Einsatz, den das Containerschiff „CSCL Indian Ocean“ 2016 auf der Elbe auslöste. Der Schiffsriese hatte sich in der Elbe bei Hamburg außerhalb der Fahrrinne festgefahren. Grund war der Ausfall der Ruderanlage. Zwei Schleppversuche schlugen fehl. Deshalb übernahm das Havariekommando die Einsatzleitung vom Wasser- und Schifffahrtsamt. Zwölf Schlepper schafften es schließlich nach fünf Tagen, das Schiff wieder in die Fahrrinne zu ziehen.

Ein weiterer Fall war die Havarie des Containerschiffs „Mumbai Maersk“ vor der Nordseeinsel Wangerooge im Februar 2022. Hier gelang es nach nur zwei Tagen, das 400 Meter lange Containerschiff, das sich vor der Nordseeinsel festgefahren hatte, mit Hilfe von leistungsstarken Schleppern zu bergen. Das Schiff blieb dabei unbeschädigt.

Die 399 Meter lange "Mumbai Maersk" lief im Februar 2022 vor Wangerooge auf Grund. Im MSZ in Cuxhaven trafen sich damals das Havariekommando und die anderen sechs Bundes- und Landesbehörden, um das Problem schnell zu lösen.

Die 399 Meter lange "Mumbai Maersk" lief im Februar 2022 vor Wangerooge auf Grund. Im MSZ in Cuxhaven trafen sich damals das Havariekommando und die anderen sechs Bundes- und Landesbehörden, um das Problem schnell zu lösen. Foto: Fischer

Hubschrauber, Flugzeuge, Bagger und Schlepper im Einsatz für das Havariekommando

Das Havariekommando kann bei seinen Einsätzen auf alle möglichen Einsatzmittel zugreifen. Dazu gehören unter anderem die Mehrzweckschiffe des Bundes, Hubschrauber, Flugzeuge zur Luftaufklärung, Bagger, Schlepper und alles andere, was man sich vorstellen könne. Außerdem ist das Havariekommando weisungsbefugt. Der HK-Leiter führt die Einsatzkräfte und -mittel, gibt Einsatzziele vor und erteilt den zuständigen Stellen entsprechende

Aufträge. „Dabei wird aber nicht die konkrete Art der Ausführung vorgegeben, sondern das durch geeignete Maßnahmen zu erreichende Ziel“, erklärt Spangardt.

Und wenn es gerade keinen Einsatz gibt, wird geübt. „Auch bei unseren Partnern sorgen wir für die entsprechende Ausbildung, die sie für mögliche Einsätze mit uns benötigen“, erklärte der Leiter der Kommunikation des HK. Geprobt werden die Übung und Durchführung von Maßnahmen zur Menschenrettung, zur Schadstoffunfallbekämpfung, zur Brandbekämpfung, zur Hilfeleistung, sowie zur gefahrenabwehrbezogenen Bergung bei komplexen Schadenslagen auf See.

Neue potenzielle Gefahrensituationen in der Nordsee vor Cuxhaven

Der beschleunigte Ausbau von Offshore-Windparks, zunehmende Öltransporte per Schiff sowie die Etablierung von Flüssigerdgas-Terminals in Deutschland würden die Expertinnen und Experten des Havariekommandos vor neue Herausforderungen stellen, so Spangardt.

Durch die LNG-Schiffe gibt es zahlreiche neue potenzielle Gefahrensituationen, auf die man vorbereitet sein müsse. „Wir beobachten die Entwicklungen sehr genau, passen unsere Konzepte an und entwickeln neue Strategien. Das ist wichtig, um die maritime Notfallvorsorge in Deutschland zukunftssicher aufzustellen“, betonte der Leiter der Kommunikation zum Ende seines Vortrags.

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