TD/A-Coach vor dem Meppen-Spiel: Der Kehdinger Rasen soll brennen

Oliver Ioannou steht seit gut 13 Monaten als Trainer an der Seitenlinie bei D/A. Foto: Struwe (nomo)
Ein Spiel gegen Meppen ist besonders. Oliver Ioannou hat als D/A-Trainer nie gegen Meppen gewonnen. Das soll sich ändern. Aber nicht nur das erzählt er im neuen Podcast.
Drochtersen. D/A-Trainer Oliver Ioannou hat sich genau dieses Leben ausgesucht. Er sagt, er sei dankbar, dass D/A ihm die Chance gegeben hat, sich als Cheftrainer eines Regionalligisten entfalten zu können. 13 Monate ist es her, dass Sportdirektor Sören Behrmann und Vereinschef Rigo Gooßen dem 35-Jährigen eine WhatsApp-Nachricht geschrieben haben. „Hast du Zeit zum Telefonieren?“
Ioannou hatte. Und war ein paar Tage später einer von deutschlandweit 146 Fußballtrainern, die zwischen Liga eins und Liga vier professionelle oder semiprofessionelle Mannschaften betreuen.
Neues Format
Neuer Podcast beleuchtet das Innenleben von D/A
46 Spiele und 26 Siege später sitzt Ioannou als statistisch gesehen erfolgreichster D/A-Trainer im Büro des Vereinsheims und beantwortet im neuen Podcast „D/A sind wir zuhaus“ Fragen. Das Format ist eine Kooperation zwischen D/A und dem TAGEBLATT. Die erste Folge ist jetzt online.
Ioannou pendelt: 260 Kilometer einfache Strecke
Drochtersen ist von Ioannous Wohnort in Gesmold bei Osnabrück zwar 260 Kilometer entfernt. Aber das Engagement bei D/A sei den Aufwand wert. Wenn es spät wird, übernachtet Ioannou in einem Appartement auf Krautsand. Neben dem Bett steht ein Familienfoto. Wenn der Vater und Fußballtrainer abends mit einem seiner Kinder telefoniert, fragt Theo, wie D/A gespielt hat. Er kennt die Spieler. Theo verfolgt jedes Spiel. „Er ist stolz auf D/A und Papa“, sagt Ioannou.
Mit dem SV Meppen hatte vor 13 Monaten alles begonnen. Zum Einstand von Ioannou flog D/A nach Elfmeterschießen in der Vorsaison aus dem Pokalwettbewerb. Ganz kurz, erzählt Ioannou, habe er auf der Heimfahrt gezweifelt, ob die Entscheidung richtig war, wischte die Gedanken aber schnell beiseite.

Auf die Offensive war zuletzt gegen Flensburg Verlass. Haris Hyseni (Foto) und Miguel Fernandes sorgten mit ihren Toren für den 3:0-Endstand. Foto: Struwe (nomo)
Am Freitag geht es wieder gegen Meppen. Der Tabellenzweite D/A empfängt den Dritten ab 19.30 Uhr im Kehdinger Stadion. Mit einem Sieg würde sich D/A absetzen und letzter ernsthafter Verfolger von Spitzenreiter TSV Havelse werden.
Telefonate und Sprachnachrichten im Auto
Der Skoda von Ioannou mutiert zum Büro. Ioannou sagt über sich selbst, er sei ein kommunikativer Mensch. Er hält den Kontakt zu seinen Spielern. Er telefoniert viel mit „den Jungs“. Er fachsimpelt und plant mit Sportdirektor Sören Behrmann. Er spricht mit Freunden und Familie. Er verschickt Sprachnachrichten und hört sie ab. Die 260 Kilometer vergehen schnell.
Im Auto entstehen mitunter die taktischen Pläne, die Ideen, wie D/A einen Gegner bespielen könnte. „Es ist gut, wenn du einen Plan hast. Aber Fußball ist nicht immer planbar“, sagt Ioannou. Deshalb gehören Intuition und Improvisation zum täglichen Geschäft. Als Trainer des Landesligisten Viktoria Gesmold und jetzt als Chefcoach in Drochtersen hat Ioannou gelernt, Entscheidungen zu treffen. Die sind nicht immer einfach.
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Ioannou, der Personalchef? Wie sagt er einem Spieler, dass er nicht spielt? „Wir haben 24 erwachsene Männer. Jeder hat einen anderen Charakter“, sagt Ioannou. Es sei wichtig, zu wissen, wer was braucht. Wer in den Arm genommen werden will, wer eine klare Ansage verträgt, wer gar nichts hören will. Ioannou verfügt über diese Empathie. Das Gespür hat er sich angeeignet. Der Lerneffekt in den vergangenen Monaten im ambitionierten Fußball ist groß.
Als Trainer steht er immer im Mittelpunkt
Schließlich badet Ioannou schlechte Ergebnisse aus. Er muss sich bei der Vereinsführung verantworten, er steht bei den Medien Rede und Antwort und im Mittelpunkt. Nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen sind die Nörgler leise, der Verein tiefenentspannt.
Ioannou mag diese Seiten seines Jobs. Er macht es authentisch, ohne PR-Schulung. „Es muss in deiner Natur liegen, gerne vor der Mannschaft zu sprechen, gerne Einzelgespräche zu führen“, sagt er. Ioannou analysiert Heimspiele mit dem Mikrofon in der Hand vor hunderten von Menschen. In Meppen und Oldenburg pilgern mehrere Tausend ins Stadion. Szenerien kennenlernen, Emotionen kanalisieren, regulieren, Worte finden. Das ist ein Lernprozess.
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Der Erfolg gibt dem Trainer recht. Die letzten drei Spiele vor der Winterpause sind richtungsweisend. Meppen, Bremer SV, Jeddeloh. Platz zwei. Tuchfühlung zum Spitzenreiter. Da ist es doch an der Zeit, den möglichen Relegationsgegner aus der Nordoststaffel für die Aufstiegsspiele in die 3. Liga zu scouten. Stand heute ist das Lokomotive Leipzig. „Das ist aktuell überhaupt kein Thema“, sagt Ioannou.
Der Kehdinger Rasen soll Freitag brennen
Es sei noch ein langer Weg. Der Fokus liegt auf Meppen. Gegen den Traditionsclub gelang Ioannou in drei Spielen als D/A-Coach noch kein Sieg. Er formuliert es positiv: „Gegen Meppen haben wir noch kein Spiel über 90 Minuten verloren.“ Im Idealfall erzählt Ioannou den weit mehr als tausend Zuschauern am Freitagabend, dass er glücklich über die drei Punkte sei. Weil seine Mannschaft selbst den regengetränkten Platz 90 Minuten lang angezündet hat.