TD/A gegen HSV: Vor dem Testspiel-Kracher werden Erinnerungen wach
Torhüter Christoffer Schellin musste 2012 nur den Treffer von Heung-Min Son (rechts) hinnehmen. Ansonsten verzweifelte der HSV an seiner überragenden Leistung. Jan Koch (links) traf zum 1:1. Foto: Archiv
Einen besseren Testspiel-Kracher kann sich Regionalligist SV Drochtersen/Assel kaum vorstellen. Am Freitag (19 Uhr) gastiert der Hamburger SV im Kehdinger Stadion. Im D/A-Trainerteam weckt das besonders bei einem schöne Erinnerungen.
Drochtersen. Als 2012 der Hamburger SV das Kehdinger Stadion mit 4000 Fans füllte, waren die sportlichen Voraussetzungen und Unterschiede noch ganz andere. Mit Thorsten Fink als Trainer war der HSV wieder im Aufwind, in der anstehenden Saison sollte wieder das obere Tabellendrittel erreicht werden, die internationale Qualifikation wurde mit dem siebten Platz letztlich verpasst.
Der HSV hatte mit René Adler, Dennis Aogo, Marcell Jansen und Heiko Westermann viel Länderspielerfahrung im Team. Jaroslav Drobny, Jeffrey Bruma, Slobodan Rajkovic, Muhamed Besic, Ivo Illicevic, Per Skjelbred, Artjoms Rudnevs, Thomas Rincon, Gojko Kacar, Marcus Berg und der heutige Premier-League-Star Heung-Min Son waren ebenso Nationalspieler. Der Kader war gespickt mit internationaler Qualität.
Die Drochterser hatten gerade den Unfall Landesliga-Abstieg mit dem sofortigen Wiederaufstieg in die Oberliga repariert. Der heutige Torwarttrainer Christoffer Schellin gestaltete den Weg in die Regionalliga als starker Rückhalt in den nächsten Jahren erfolgreich mit. Gegen den HSV zeigte er bei der knappen 1:2-Niederlage seine ganze Klasse.
Schellin kann sich noch bestens erinnern
Die Mannschaften wurden von den Kapitänen Sören Behrmann und Westermann aufs Feld geführt, hinter Westermann folgten gleich die HSV-Stars Jansen und Aogo. Der noch junge Heung-Min Son besorgte zwar aus kurzer Distanz dann die 1:0-Führung für den HSV. Doch Schellin spielte sich in einen Rausch.
„Ich habe ein paar Bälle gehalten und gemerkt, dass was geht“, sagt er. Schon nach den ersten zwei Schüssen auf sein Tor, sei er in den „Flow“ gekommen. „In solchen Spielen zieht man die Bälle einfach an und es klappt fast alles“, so Schellin.

Torwarttrainer Christoffer Schellin brachte den HSV 2012 mit seinen Paraden zur Verzweiflung. Foto: Struwe
Zur Halbzeitpause hatte ihn Feldreporter Lutz Bendler am Mikrofon und lobte die herausragende Torwartleistung. „Das müssen andere beurteilen“, antwortete Schellin mit einem breiten Lächeln und verschwand in der Kabine.
HSV-Trainer Fink und der einstige Kultmasseur Hermann Rieger lobten Schellins Leistung etwas zerknirscht. „Der hat alles gehalten.“ Fink sei nach dem Spiel auch noch mal zu ihm persönlich gekommen, so Schellin, und habe ihm zu der „Wahnsinnsleistung“ gratuliert.
Höhepunkt des Spiels ist neben den Paraden die Auswechslung
An zwei Paraden kann sich der heutige Torwarttrainer noch sehr gut erinnern. Als Berg aus etwa 18 Metern den Ball aufs Tor schlenzte, konnte Schellin den Ball in bester Oliver Kahn-Manier im Flug und mit Übergriff noch aus dem Winkel fischen. Eine Volley-Abnahme aus etwa acht Metern von Son habe er „auch irgendwie gehalten“.
Und während der HSV an dem D/A-Torhüter und zwei Mal am Aluminium verzweifelte, hatten die Drochterser Oberliga-Aufsteiger auch ihre Chancen. Jan Koch schaffte es dann per Kopfball den umjubelten 1:1-Ausgleich zu erzielen.
Vielleicht wäre es beim Unentschieden geblieben. Doch Schellin wurde in der 85. Minute ausgewechselt. „Da hat sich auch die halbe Bank beim HSV erhoben und applaudiert, das war überragend“, erinnert sich Schellin. Während des Spiels habe er natürlich nicht so viel von der Stimmung aufgesogen, weil er voll fokussiert war.
In der 87. Minute wurde dann der eingewechselte Claas Rückleben im D/A-Tor umkurvt und die 1:2-Niederlage war besiegelt. D/A feierte dennoch ein großes Spiel und tolles Erlebnis.
Der heutige D/A-Trainer spielte kurz danach gegen den HSV
Oliver Ioannou und Christoffer Schellin haben sich vor dem jetzt anstehenden Testspiel um die „Buxtrade Trophy“ natürlich auch schon gemeinsam erinnert. Denn Ioannou spielte 2012 nur eine Woche nach D/A mit Bergedorf 85 gegen den HSV. „Und wir haben ein 3:3 geschafft“, sagt Ioannou.
In seiner jungen Trainerlaufbahn ist das jetzige Testspiel auch ein „tolles Highlight“. Zumal er in seiner Jugend beim HSV gespielt hat und so immer noch eine Verbindung da ist. Die Mannschaft werde das Topspiel genießen.
Darüber hinaus geht es in der Vorbereitungsphase aber vornehmlich darum, wie auch in den anderen Testspielen „ein gutes Ergebnis zu erzielen“. Ioannou wird versuchen, die Mannschaft entsprechend gut vorzubereiten. Er wird sich die letzten Spiele anschauen und Stärken wie Schwächen bewerten. „Was könnte uns erwarten?“, so Ioannou. Er wird D/A etwas an die Hand geben.

Patrick Siefkes gehört seit Jahren zu den besten Torhütern in der Regionalliga Nord. Gelingt ihm gegen den HSV auch so eine Galavorstellung wie einst dem jetzigen Torwarttrainer Christoffer Schellin? Foto: Struwe
„Im Kern werden wir aber auf uns schauen und auch gegen den HSV versuchen, unser eigenes Spiel durchzubringen“, sagt Ioannou. Schellin wird D/A-Torhüter Patrick Siefkes keine speziellen Tipps geben. „Er ist so erfahren, ihm brauche ich nichts mit auf dem Weg geben“, sagt Schellin.
Und vielleicht wächst Siefkes ja auch über sich hinaus. Vielleicht muss er das aber auch gar nicht – denn der sportliche Klassenunterschied ist lange nicht mehr so groß wie einst.
Infos zum Testspiel-Kracher
Die zur Verfügung stehenden Tickets waren nach kurzer Zeit ausverkauft. 4000 Zuschauer werden im Spiel um die „Buxtrade Trophy“ erwartet. Die Firma Buxtrade hat ein Mädchen und einen Jungen durch Bewerbungen ausgewählt, die den Pokal überreichen dürfen.
Für das Spiel sind etwas mehr als 50 Ordner im Einsatz. Das Polizeiaufgebot ist nicht wesentlich größer als bei einem normalen Ligaspiel von D/A. Die HSV-Fans kommen in Block D unter und werden durch den Eingang über die Wettern eingelassen.
Zuschauer sollten, sofern möglich, nicht mit dem Pkw kommen, da die Kapazität eingeschränkt ist.
Weil der Parkplatz gegenüber vom Jugendheim durch die Berg- und Talfahrtbahn, schon für das kommende Schützenfest teils aufgebaut, blockiert ist. Und weil Parkplätze rund ums Stadion durch VIP-Gäste blockiert sind.