TDarum kickt Patricia Stelling bei den Hedendorfer Kreisklasse-Herren mit

40 Spiele absolvierte Patricia Stelling (Mitte) bisher für die Frauenteams der VSV Hedendorf/Neukloster. Foto: Rolf Schmietow
Seit 2019 spielt Patricia Stelling bei den VSV Hedendorf/Neukloster. Für die erste Mannschaft spielte sie in der Frauen-Oberliga Niedersachsen und der Landesliga Lüneburg. Seit dieser Saison steht auch die 4. Kreisklasse der Herren in ihrer Vita.
Hedendorf. Ein kalter Wind weht am Freitagabend über den Kunstrasenplatz an der Hedendorfer Feldstraße. Die VSV Hedendorf/Neukloster IV und der FC Wischhafen III stehen sich unter Flutlicht in der 4. Kreisklasse gegenüber. Obwohl sich zwei Herrenmannschaften gegenüberstehen, sind nur 20 Männer auf dem Platz. Neben Katrin Fritz, die normalerweise die VSV III trainiert, steht auch Patricia Stelling auf dem Rasen.
Stelling arbeitete lange als Automobilverkäuferin bei Bröhan. Dann denkt sie um, arbeitet inzwischen bei der Bereitschaftspolizei in Hamburg. „Damit habe ich mir einen Kindheitstraum erfüllt“, sagt Stelling. Schichtarbeit bedeutet aber auch, dass die Zeit für den Fußball knapp ist. Zudem reist Stelling gerne. „Inzwischen setze ich die Prioritäten anders.“
Seit Sommer hilft Stelling, wo sie kann
Deshalb beschließt Stelling dort zu spielen, wo sie gebraucht wird. Bei der Polizeimannschaft spielt sie mit und gegen männliche Kollegen. Anfang der Saison spricht Carsten Scharf, Trainer der VSV IV, die 30-Jährige an, ob sie aushelfen kann. Diese Saison spielte Stelling fast ausschließlich für Scharfs Team. „Offiziell stehe ich im Kader der ersten Damen. Aber Carsten sieht das natürlich anders“, sagt Stelling und lacht.
Im Spiel wird die 30-Jährige als Libero aufgeboten. „Eigentlich mache ich lieber das Spiel“, sagt Stelling. Als letztes Glied der Verteidigung lässt sie ihre Erfahrung aus Regional- und Oberligazeiten beim TSV Eintracht Immenbeck und der SV Ahlerstedt/Ottendorf aufblitzen. Sie verteilt die Bälle, lässt ihre Gegenspieler mit überlegten Bewegungen ins Leere laufen. „Das körperliche und die Schnelligkeit sind schon ganz anders bei den Herren“, sagt Stelling. Auch die Zweikämpfe sind intensiver. Bei einem Pressschlag mit Stürmer Jan-Hendrik Stüben hat Stelling das Nachsehen.
Bei den Herren kann Stelling viel lernen
In der 4. Kreisklasse zu spielen ist für Stelling aber kein Rückschritt. „Mir geht es darum, Spaß am Fußballspielen zu haben.“ Auch das Team bindet Stelling voll ein, akzeptiert sie und nimmt sie von Beginn an super auf. „Man kann unfassbar viel lernen“, sagt Stelling. Speziell bei der Zweikampfführung habe sie sich weiterentwickelt.
Die Gäste aus Wischhafen hatten sich in Hedendorf auf das Kontern verlegt. Dann geht es plötzlich schnell. Marcel Günther taucht frei vor dem Tor auf und erzielt das 0:1. Die Gastgeber kommen danach schwer ins Spiel. Einwürfe werden meist nach vorne geworfen, anstatt auf die hinten freistehende Stelling. Das bringt manchen Hedendorfer Spieler auf die Palme: „Der kapiert es nicht“, hallt es lautstark über den Platz.
„Bei den Herren kann man alles sagen, der Ton ist etwas rauer“, sagt Stelling. Die Frauen seien da manchmal nachtragender. Auf dem Platz ist Stelling während des Spiels immer zu hören. Sie gibt Kommandos, weist an, ordnet die Verteidigung.
Nach dem Spiel gibt es ein Bier in Badeschlappen
Die VSV drehen das Spiel zwar, lassen aber zahlreiche Chancen liegen. Auch Stelling köpft nach einer Ecke aus kurzer Distanz vorbei. „Da hättest du vorhin ein Tor machen müssen“, sagt Carsten Scharf nach dem Spiel zu Stelling, grinst dabei breit, und schiebt dann hinterher: „Nein, du hast gut gespielt.“
Die 30-Jährige geht es nach dem Spiel entspannt an. „Erst mal aus den Fußballschuhen raus und ein Bier aufmachen“, sagt Stelling. Das obligatorische Bier nach dem Spiel gab es bei den Frauen zuletzt seltener. Für Stelling noch ein Grund mehr, bei den Herren zu kicken.