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Bildung

TDas Drama geht weiter: Horneburgs Schulleiterinnen kämpfen emotional für ihre Schulen

Seit Monaten beschäftigt Eltern und Lehrkräfte die Frage: Wie geht es mit der Grundschule Horneburg weiter?

Seit Monaten beschäftigt Eltern und Lehrkräfte die Frage: Wie geht es mit der Grundschule Horneburg weiter? Foto: Buchmann

Mangels Fördergeldern bekommt Horneburg vorerst keine neue Grundschule. Schulleiterin Sabine Folster geht deswegen mit der Samtgemeinde hart ins Gericht. Auch Kolleginnen anderer Schulen berichten von Problemen.

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Von Steffen Buchmann
Dienstag, 21.05.2024, 09:50 Uhr

Horneburg. Das Thema Schule bringt Politiker, Eltern und Lehrkräfte in der Samtgemeinde Horneburg seit Monaten an ihre Belastungsgrenzen. Der Grund: Die Pläne für die Grundschulen in Horneburg und Bliedersdorf.

Die Horneburger Schulleiterin Sabine Folster fand am Dienstag im Schulausschuss klare Worte: „Die Not ist unendlich groß.“ Ab Sommer sollen 350 Schülerinnen und Schüler in Horneburg beschult werden, 200 davon ganztags. Es mangelt an Fach- und Differenzierungsräumen, die Notmensa im Keller mit 50 Plätzen ist nicht annähernd für diese Schülerzahlen ausgelegt. Zudem hat die 1959 eingeweihte Grundschule neben Hygienemängeln wie Schimmel mit einem weiteren Problem zu kämpfen: dem Brandschutz.

Neue Fluchtwege sollen Provisorien ablösen

Im Frühjahr 2024 musste Folster wie berichtet sechs Klassenräume sperren, da laut einem Gutachten die provisorischen Baugerüst-Fluchttreppen nicht ausreichen. Bei der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag stellte Astrid Richter vom beauftragten Architektenbüro neben den Umbauplänen auch Auszüge des Brandschutzkonzeptes vor.

So sollen zwei neue Stahltreppen am südlichen und östlichen Giebel der Schule entstehen. Zudem sei eine sogenannte Bypass-Lösung für die Obergeschosse angedacht, bei der die Schüler einen direkten Rettungsweg zu den vorhandenen Fluchttreppen finden.

Projektleiterin Astrid Richter stellt die Pläne für die Umbaumaßnahmen an der Grundschule Horneburg vor.

Projektleiterin Astrid Richter stellt die Pläne für die Umbaumaßnahmen an der Grundschule Horneburg vor. Foto: Buchmann

Etwa 700.000 Euro stehen der Samtgemeinde im laufenden Haushaltsjahr für die ersten Maßnahmen zur Verfügung. Zunächst müsse jedoch das neue Brandschutzkonzept eingereicht und genehmigt werden, sagt Bauamtsleiter Roger Courtault. Der Neubau einer Mensa sei von der Finanzsituation der folgenden Haushalte abhängig, aber dieses Jahr nicht mehr realisierbar.

Eltern und Lehrkräfte diskutieren emotional

Der Bauausschuss stimmte zwar einstimmig für den Empfehlungsantrag an den Samtgemeindeausschuss über die sogenannte Variante C. In der anschließenden Fragerunde entbrannte jedoch eine emotionale Debatte zwischen Bürgern, Lehrkräften und Ratsmitgliedern. Samtgemeindebürgermeister Knut Willenbockel betonte noch einmal, dass die Samtgemeinde die Anliegen der Eltern ernst nehme. Aber er stellte auch klar: „Es gibt aktuell keinen Plan B. Wenn es so nicht klappt, haben wir ein Problem.“

Zur Erinnerung: Knapp 20 Millionen Euro veranschlagt die Samtgemeinde für den zweizügigen Neubau der Grundschule in Bliedersdorf. Rund 15 Millionen Euro sollten in einen neuen Gebäudekomplex der Grundschule in Horneburg sowie den Umbau des Altbestandes fließen, damit auch diese Schule fit gemacht werden kann für den Ganztag. Vom Land gibt es dafür Zuschüsse: mickrige 640.000 Euro - für beide Schulen.

Schulleiterin Folster fordert die Samtgemeinde auf, alle Schulen gleichermaßen in den Blick zu nehmen. Es sei unmöglich, dass die Schulen miteinander um Finanzmittel konkurrieren müssten und manche hierdurch benachteiligt würden.

Auch andere Schulen mit Problemen

Im Schulausschuss wenige Tage zuvor berichteten drei weitere Schulleiterinnen von ihren Problemen. In Dollern komme es zu heftigen Anfeindungen aus der Nachbarschaft wegen der schlechten Parksituation, berichtete Schulleiterin Andrea Willhaus. „Anwohner kommen in den Unterricht und fordern sehr ungehalten, dass die Lehrkräfte umparken sollen.“

Schulleiterin Daniela Rambow (stehend) präsentiert dem Schulausschuss die Bilanz der Oberschule Horneburg. „Der älteste Kollege ist aktuell 80 Jahre alt.“

Schulleiterin Daniela Rambow (stehend) präsentiert dem Schulausschuss die Bilanz der Oberschule Horneburg. „Der älteste Kollege ist aktuell 80 Jahre alt.“ Foto: Buchmann

In Bliedersdorf plagen Rektorin Kerstin Golon Geldsorgen. Für den Neubau könne kaum Inventar aus der alten Schule übernommen werden. Hier komme ein „großer Brocken“ auf die Grundschule zu. Golon fürchtet zudem, dass das eingeplante Geld im Haushalt nicht für wichtige Kosten wie etwa Internet, Jugendherbergsgebühren oder Fahrten zum Schwimmunterricht reichen wird.

Oberschulleiterin Daniela Rambow hingegen hat mit personellen Problemen zu kämpfen. Die Unterrichtsversorgung liege derzeit unter 70 Prozent, auf drei ausgeschriebene Lehrerstellen sei nur eine Bewerbung eingegangen. „Der älteste Kollege ist aktuell 80 Jahre alt“, betonte Rambow. Auch fehlende Räumlichkeiten reihen sich in die lange Mängelliste ein. „Wir haben aktuell Probleme, die in den nächsten Jahren nicht zu lösen sind“, fasste Rambow zusammen.

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