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Insolvenz

TDas Ende: Klinik Dr. Witwity in Stade schließt

Die Klinik Dr. Witwity in der Stader Neubourgstraße.

Die Klinik Dr. Witwity in der Stader Neubourgstraße. Foto: Anping Richter

Die Klinik Dr. Witwity in der Neubourgstraße in Stade stellt den Betrieb ein. Die 30 Mitarbeiter haben es am Mittwoch erfahren. Über die Gründe für das Aus gibt es zwei unterschiedliche Sichtweisen.

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Von Anping Richter
Mittwoch, 22.11.2023, 19:26 Uhr

Stade. Wie der langjährige Chefarzt und Inhaber Jörg Witwity berichtet, war er selbst dabei, als 30 Mitarbeiter am Mitwochvormittag die Botschaft bekamen: Die Klinik, die er und zuvor sein Vater seit 1985 in Stade führten, wird den Betrieb zum 1. Dezember einstellen. Persönlich verkündet wurde die Nachricht allerdings von Dr. Christoph Morgen, dem vorläufigen Insolvenzverwalter, den das Amtsgericht Stade bestellt hat. Er habe „den engagierten Mitarbeitenden der Klinik ausdrücklich für ihren unermüdlichen Einsatz für die Patientinnen und Patienten während des Insolvenzantragsverfahrens“ gedankt und wünschte ihnen für ihre berufliche und persönliche Zukunft alles Gute.

Elbe Kliniken ermuntern Mitarbeiter zur Bewerbung

Die Zukunftsaussichten der Mitarbeiter sind offenbar nicht schlecht, denn sie arbeiten in einem Mangelbereich, in dem qualifizierte Fachleute gesucht werden. Bereits auf der Mitarbeiterversammlung am Mittwoch stellten Vertreter der Elbe Kliniken sich ihnen vor und baten aktiv um Bewerbungen. Die Klinik war in Zahlungsnot geraten und hatte deshalb schon im September das vorläufige Insolvenzverfahren beantragt. Für die drei Monate der Verfahrensdauer waren die Gehälter der Mitarbeiter dadurch gesichert. Darüber, was seither geschah, gehen die Schilderungen des Insolvenzverwalters Morgen und des Inhabers Jörg Witwity auseinander. Einig sind sie sich darüber, dass der Betrieb eingestellt werden muss - auch, weil das Land Niedersachsen die Klinik aus dem Landesbettenplan gestrichen hat.

Wie Morgen erklärt, gab es während des vorläufigen Insolvenzverfahrens „Kaufinteresse im Rahmen einer Gesamtlösung“. Doch im gegebenen Zeitraum sei ein Verkauf nicht umsetzbar gewesen. Das Klinikgebäude befinde sich nicht im Eigentum der Betreibergesellschaft. Eine Investorenlösung wäre daher nur in Zusammenarbeit mit Dr. Witwity möglich gewesen.

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Das historische Gebäude gehört immer noch Witwity

Jörg Witwity, dem das historische Gebäude von 1820 gehört, bestreitet das. Er sei kooperationswillig und wünsche sich auch im Interesse der Mitarbeiter eine Weiterführung der Klinik im Gebäude durch einen neuen Betreiber. Doch bisher gebe es keine solche Lösung, und er habe auch noch kein Kaufangebot in einem solchen Rahmen erhalten.

Witwity hätte sich Unterstützung der öffentlichen Hand gewünscht, um die chirurgische und orthopädische Klinik, die in medizinischer Hinsicht auch überregional einen guten Ruf genießt, zu erhalten. Er sieht sich, den Mittelstand und die kleinen Kliniken im Allgemeinen von der Gesundheitspolitik alleingelassen: „Die großen Kliniken werden mit großen Summen unterstützt, aber ich als Privatbetreiber bekomme keinerlei Hilfe vom Staat.“

Eine halbe Million Euro aus Privatvermögen investiert

Dass die Klinik aus dem Landesbettenplan gestrichen wurde und damit auch die Zulassung für die Behandlung gesetzlich Versicherter verliert, sei für ihn nur durch einen juristischen Verfahrensfehler erklärbar: „Ich habe den Betrieb, den ich vorher als Einzelkaufmann betrieb, schon vor acht, neun Jahren in eine GmbH umgewandelt“, sagt er. Doch erst jetzt sei die Klinik mit der Begründung, dies sei nicht zulässig, aus dem Bettenplan gestrichen worden.

Wie es nun weitergeht, sei ihm selbst noch nicht klar, sagt Witwity, der schätzt, dass er im Laufe der Jahre 70.000 Menschen in Stade operiert hat. Er habe in den letzten Monaten eine halbe Million Euro aus seinem Privatvermögen in den Weiterbetrieb der Klinik investiert, aber nun müsse er die Notbremse ziehen: „Ich habe mich lange als Don Quichotte gefühlt. Jetzt bin ich müde.“

Der Klinikbetrieb werde bis 1. Dezember abgewickelt. Die Praxis Dr. Witwity im gleichen Gebäude, in der er eine chirurgische Ambulanz mit vier Mitarbeitern betreibt, werde er „erst einmal weiterbetreiben“. Doch auf Dauer sei fraglich, wie sich die Praxis ohne Klinik halten soll, zumal das Gebäude sehr unterhaltungsintensiv sei. Jörg Witwity sagt, dass er immer noch auf einen Investor mit einem schlüssigen Konzept hofft.

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