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Nachbarkreise

TDas Wasser steht bis zum Hals: Was wird aus dem Wingster Bad?

Ein Junge spielt im Schwimmbad mit einem Schwimmring.

In den Sommermonaten ist das Wingster Freibad gut besucht. Und dennoch hängt die Frage nach der Zukunft der Freizeiteinrichtung wie ein Damoklesschwert über dem Schwimmbecken. Foto: Otten

Im Haushalt der Samtgemeinde Land Hadeln steckt ein großes Finanzloch. Das hat Auswirkungen auf das Hallen- und Freibad in der Wingst. Hat das Schwimmbad noch eine Zukunft?

Von Christian Mangels Dienstag, 06.08.2024, 07:50 Uhr

Wingst. Es riecht nach Sonnencreme und Pommes, die Kinder toben fröhlich schreiend durchs Becken und einige versuchen sich auf dem Sprungturm an den besten Arschbomben.

Einige Senioren schwimmen trotz stechender Sonne ihre Bahnen. Sommerzeit ist Badezeit - und das Wingster Freibad ist gut besucht. Und dennoch hängt die Frage nach der Zukunft der Freizeiteinrichtung wie ein Damoklesschwert über dem Schwimmbecken.

1,9 Millionen Euro fehlen

Die Samtgemeinde Land Hadeln muss ein 1,9 Millionen Euro großes Finanzloch stopfen und hat dafür ein umfangreiches Sparpaket geschnürt.

Vor allem die sogenannten freiwilligen Leistungen kommen auf den Prüfstand, darunter fallen unter anderem die Schwimmbäder in Otterndorf und in der Wingst.

Die eigentlich dringende Sanierung des Wingster Bads und die Erneuerung der Lüftungstechnik in der Otterndorfer Sole-Therme wurden verschoben.

Beratungsgespräche zur Zukunft des Bades

Aber auch abseits der Reparaturmaßnahmen stellt sich die Frage, wie es mit den Schwimmbädern weitergeht. Den Betrieb des Wingster Schwimmbads möchte die Samtgemeinde am liebsten auf einen Trägerverein übertragen.

Vorbild könnten beispielsweise die Freibäder in Oxstedt und Steinmarne sein, die erfolgreich mit Fördervereinen arbeiten. „Auch für das Hallen- und Freibad in der Wingst wird jetzt geprüft, welches Betreibermodell für die Zukunft geeignet sein könnte“, sagt Samtgemeindebürger Frank Thielebeule.

Hierzu gebe es erste Denkmodelle und Gespräche. „Ziel der kommenden Wochen ist es, mit den Vereinen und Nutzergruppen weitere Gespräche zu führen, Denkansätze zu erörtern sowie in den politischen Gremien mögliche Optionen für die Zukunft des Bades zu beraten“, so Thielebeule.

Erhalt des Schwimmbads mit Vorzügen verbunden

Der Verwaltungschef weiß, welche Vorzüge das Wingster Bad bietet und welche Emotionen mit der Einrichtung verbunden sind. „Generationen von Nichtschwimmern haben dort das Schwimmen erlernt und sind dem Schwimmsport treu geblieben“, sagt Frank Thielebeule.

Aber das Freizeitverhalten der Menschen habe sich im Laufe der Jahre verändert und die Anforderungen an den Betrieb eines öffentlichen Bades seien andere geworden. Er weist außerdem darauf hin, dass das Schwimmbad ein kommunaler Zuschussbetrieb sei.

„Vor diesem Hintergrund ist fortlaufend zu betrachten, mit welchen Angeboten und in welcher Betriebsform wir den veränderten Rahmenbedingungen am ehesten gerecht werden können und wie das Bad am wirtschaftlichsten betrieben werden kann.“

Oxstedt und Steinmarne doch kein Vorbild?

Patrick Pawlowski (CDU), Bürgermeister der Gemeinde Wingst und Vorsitzender des Samtgemeinderates, hält nichts von der Idee, dass sich die Samtgemeinde komplett aus dem Wingster Bad zurückzieht.

„Dass künftig ein Verein den Betrieb des Schwimmbads gewährleisten soll, halte ich für sehr ambitioniert“, so Pawlowski. Die Freibäder in Oxstedt und Steinmarne sieht er nicht als Vorbilder.

„Nichts gegen diese Bäder, aber der Betrieb eines Stadions ist auch nicht vergleichbar mit dem Betrieb eines Sportplatzes“, sagt er bewusst provokativ. Ein Förderverein könnte er sich aber als unterstützende Einrichtung für das Schwimmbad vorstellen, ähnlich wie beim Wingster Zoo.

Bürgermeister wehrt sich

Pawlowski fordert ein Bäderkonzept, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie sich die Schwimmbäder in Otterndorf und der Wingst sinnvoll ergänzen können.

„Ich sträube mich dagegen, dass immer nur das Wingster Bad ins Visier gerät, wenn es ums Sparen geht“, sagt der Wingster Bürgermeister.

Gespräche im August

Michael Schlobohm (SPD), Vorsitzender des VfL Wingst und Mitglied des Samtgemeinderates, sieht es ähnlich. „Bevor man in die intensive politische Diskussion geht, müssen alle Fakten auf den Tisch. Aber das muss auch für die Sole-Therme in Otterndorf gelten“, sagt Schlobohm.

Er kann sich gut vorstellen, dass sich die Sportvereine in der Region - nicht nur der VfL, sondern auch die SSG An der Oste und andere Vereine - an einer neuen Trägerlösung beteiligen.

Ende August soll es dazu erste Gespräche geben. Größte Baustelle für Schlobohm: „Wie bekommt man Leute motiviert, die Ausbildung zum Rettungsschwimmer zu machen?“

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