TDatteln, die wie Cola schmecken: Was die VeggieWorld zu bieten hat
Das Ehepaar Christian (links) und Sebastian Lau (rechts) haben zur VeggieWorld viele Leckereien mitgebracht, von denen viele am ersten Messetag bereits verkauft wurden. Foto: Katnic
Der vegane Trend ist nicht zu übersehen, denn schon eine halbe Stunde vor Einlass zur „VeggieWorld“ hat sich eine lange Schlange von Menschen um die Halle gebildet. Die Messe zeigt vegane Neuheiten.
Hamburg. Die Messe findet seit 2016 statt und lockt jährlich an beiden Messetagen über 5000 Besucher an. In diesem Jahr kamen 55 Aussteller zur Messe und es war deutlich voller als noch im vergangenen Jahr.
Und das haben auch die Händler zu spüren bekommen: Am Stand der veganen Bäckerei von Christian und seinem Mann Sebastian Lau, waren die Kuchen, die sie aus Köln mitgebracht haben, bereits am Samstagnachmittag komplett ausverkauft.
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„Wir hatten Klassiker wie Bienenstich, Donauwelle und Käsekuchen dabei“, erzählt Christian Lau. Es sei ein regelrechter „Run“ auf die Kuchen gewesen. Dabei hatte das Paar gehofft, dass die Leckereien bis Sonntag reichen würden.
Lediglich Kekse und vegane Schweineohren seien für den zweiten Messetag noch übriggeblieben. Sie haben in der Domstadt keinen eigenen Laden, sondern kooperieren mit einem ortsansässigen Bäcker, denn so groß sei die Nachfrage noch nicht, um sich mit einer eigenen veganen Bäckerei selbst-ständig machen zu können.
Christian Lau meint, dass der Trend zur veganen Ernährung sogar leicht rückläufig sei. „Zwischen den Jahren 2020 bis 2023 hat die vegane Ernährungsweise am meisten zugenommen“, schildert der Bäcker aus seiner Sicht.
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Die Ernährungswissenschaftlerin Kathrin Langbehn schaut bei veganen Produkten vor allem auf die Inhaltsstoffe. Dabei achtet sie zum Beispiel auf den Zuckergehalt. Die Datteln der Firma „True Dates“, die nach Cola, saurer Apfel oder Lakritze schmecken, findet sie prinzipiell nicht schlecht, wenn man den süßsauren Geschmack mag.
„Der Fruchtzucker der Dattel ist auf jeden Fall gesünder als industrieller Zucker“, sagt sie. Darüber hinaus würde man von den Datteln weniger essen als von herkömmlichen Süßigkeiten, da sie schneller satt machen.
Ihr Favorit ist Lakritze. Das Unternehmen „True Dates“ wurde 2017 gegründet und kommt aus Dänemark. Die gesüßten Datteln gibt es erst seit einem Jahr, aber inzwischen auch in einigen Supermärkten wie Edeka und Globus zu kaufen.
„Am beliebtesten auf der Messe sind die Sorten Sour Apple, Cinnamon Roll und Cookie Dough“, erzählt Promoterin Jaqueline Schmidt.
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Schwierig in Textur und Geschmack
Von einem anderen veganen Produkt auf der Messe ist Kathrin Langbehn aber noch begeis-terter: Und zwar vom veganen Käse der Marke „Petit Veganne.“ Das Unternehmen aus Frank-reich produziert seit acht Jahren tierfreien Käse und Gänseleber. Die Produkte wie Schafskäse und Camembert basieren auf Basis von Cashew-Nüssen.
„Bei Käse ist es schwierig, das Produkt so hinzubekommen, dass es vom Geschmack und der Textur gleichermaßen passt“, sagt Langbehn. Daher habe sie bisher auf veganen Feta gesetzt, aber das Produkt auf der Messe würde sie überzeugen. Es sei gut für zwischendurch oder aufs Brot.
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Aber auch gegen schnelle Gerichte wie die Produkte von „Bauch Mühle“ hat die studierte Ernährungswissenschaftlerin aus Hamburg prinzipiell nichts einzuwenden. Die Firma aus Niedersachsen produziert unter anderem Fertigmischungen für Frikadellen, Nuggets, Burger und Falafel. Zum Produkt muss dann nur noch Wasser dazugegeben werden. „Wenn es mal schnell gehen muss, ist das sicherlich eine gute Alternative“, sagt die 37-Jährige.
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Neben all den Ständen gab es in diesem Jahr auch wieder zahlreiche Fachvorträge. Einer davon beschäftigte sich mit der Frage, ob bereits Kinder vegan ernährt werden können.
Dazu hat Natalie Neugebauer, Ernährungsberaterin und Mutter eines inzwischen 11-jährigen Sohnes, das vegane Kinderkochbuch „Kinderleicht pflanzlich – Kochen und Backen für kleine Küchenstars“ herausgebracht. „Es gab bis dato noch kein veganes Kinderkochbuch. Also habe ich mich hingesetzt und selbst eins geschrieben“, erzählt die 40-Jährige aus Cuxhaven.
Ihr Sohn hat sich mit sechs Jahren selbst dazu entschieden, sich ebenfalls vegan zu ernähren. Damit das auch funktioniert, achtet sie sehr genau da-rauf, dass die Ernährung ihres Sohnes ausgewogen ist und lässt seine Blutwerte regelmäßig beim Arzt untersuchen. „Der Kinderarzt, bei dem ich bin, unterstützt mich da sehr“, sagt sie. Allerdings habe sie anfangs Kinderärzte erlebt, die die vegane Ernährung bei Kindern abgelehnt haben.
Vegane Ernährung im Sport
Einer der anderen Vorträge drehte sich um die vegane Ernährung im Sport. Der Ernährungswissenschaftler Dominik Machner aus Hannover beschäftigt sich schon lange mit dem Thema und hat einige Erfahrungen damit gemacht. „Ich mache selbst viel Sport und achte als Veganer auf eine ausgewogene Ernährung“, sagt der 30-Jährige.
Denn der Energiebedarf sei bei Sportlern bis zu viermal größer als bei Menschen, die keinen oder nur wenig Sport machen. Aus seiner Berufserfahrung heraus, gebe es einige Dinge, die zu beachten seien, wie zum Be-spiel genug Flüssigkeit zu sich zu nehmen, mindestens 400 Gramm Gemüse und 250 Gramm Obst am Tag zu essen, genügend Produkte aus Vollkorngetreide zu verzehren und Dinge wie salzreiche Snacks, Süßigkeiten und Alkohol nur in Maßen zu genießen.
Feedback zur Messe
Insgesamt kam die VeggieWorld bei den Besuchern trotz der langen Schlangen an den Ständen, gut an. Sabrina Viel aus Jena ist zum ersten Mal da und findet die Messe super: „In Deutschland gibt es mittlerweile viele Produkte, um sich gut vegan zu ernähren“, sagt die 26-Jährige.
Sie sei für ein halbes Jahr in Norwegen gewesen und da sei es deutlich schwieriger gewesen. An der Messe gefällt ihr, dass sie die Produkte direkt testen kann. Ihr Favorit sei bisher der Ziegenkäse des französischen Unternehmens „Petit Veganne.“
Und während sie ein Neuling auf der Messe ist, ist Dennis Funke schon ein alter Hase, denn er ist schon einige Male auf der VeggieWorld gewesen. Wie oft kann der 37-Jährige heute gar nicht mehr sagen.
Er ist schon länger Veganer und glücklich damit. Es gehe ihm dabei hauptsächlich ums Tierwohl. „Es ist immer wieder schön zu entdecken, was es Neues gibt“, sagt Funke, der extra aus Hannover zur Messe angereist ist.