TSchummel-Ärztin angeklagt: Das wird ihr vorgeworfen

Gegen die Frau, die 2022 im Alter von 21 Jahren als falsche Ärztin unter anderem bei Ameos in Debstedt arbeitete, startet demnächst der Prozess. Foto: Arnd Hartmann
Gefälschte Dokumente und schwere Vorwürfe: Eine 21-Jährige hat als falsche Ärztin in einer Klinik im Kreis Cuxhaven gearbeitet - zum Schaden von Patienten?
Debstedt. Die 21 Jahre alte Frau gab vor, Ärztin zu sein, war es aber nicht. Mit gefälschten Dokumenten soll sie sich 2022 eine Stelle als Assistenzärztin im Ameos-Klinikum in Debstedt erschlichen haben. Danach wechselte sie in ein Krankenhaus nach Meppen. Die Staatsanwaltschaft Osnabrück hat lange ermittelt und musste mehr als 1000 Patientenkontakte überprüfen. Jetzt wurde Anklage gegen die Frau erhoben. Nach Angaben des Landgerichts Osnabrück soll der Prozess Mitte des ersten Quartals 2025 beginnen.
21-Jährige gibt sich als Ärztin aus – Prozess steht bevor
„Die Anklage lautet auf gefährliche Körperverletzung in sieben Fällen sowie tateinheitlich Betrug, Urkundenfälschung und Titelmissbrauch“, sagt der Sprecher des Landgerichts Osnabrück, Christoph Willinghöfer, auf Nachfrage der „Nordsee-Zeitung“. Zu den tatsächlichen Folgen der Behandlung von Patienten könne er noch keine Angaben machen. „Dieses wird die Hauptverhandlung zeigen“, so der Richter weiter.
Auch das mögliche Strafmaß könne er noch nicht nennen: „Denn die Kammer hat – sofern sie davon überzeugt ist, dass die Angeklagte schuldig ist – darüber zu entscheiden, ob sie nach Erwachsenenstrafrecht oder Jugendrecht zu bestrafen ist, da die Angeklagte Heranwachsende ist.“
Schummel-Ärztin in Debstedt und Meppen: Zwei Kliniken betroffen
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück verwies zur Auskunft auf das Landgericht, weil bereits Anklage erhoben worden sei.
Die Schummel-Ärztin war nach Angaben von Ameos vom 1. Mai bis 31. August 2022 in Debstedt tätig. In den vier Monaten war sie laut Arbeitgeber nur vier Wochen im Dienst. Danach wechselte sie in das Krankenhaus Ludmillenstift nach Meppen, wo sie vom 16. September bis 27. Oktober 2022 tätig war.
Angebliches Blitzstudium in den USA
Die Klinik in Meppen hatte der Frau nach Bekanntwerden des Fälschungsvorwurfs fristlos gekündigt. Die angebliche Medizinerin hatte behauptet, sie sei in den USA zur Schule gegangen, habe mehrere Klassen übersprungen und dort auch studiert. In Deutschland dauert ein Medizinstudium mindestens sechs Jahre.
Die Approbationsurkunde war gefälscht
Aus den Bewerbungsunterlagen der jungen Frau ging hervor, dass die Sozialbehörde in Hamburg ihre Approbationsurkunde ausgestellt hat. Die Urkunde war offenbar gefälscht.
Die Sozialbehörde Hamburg hatte von der mutmaßlichen Fälschung der Approbationsurkunde erfahren. Geprüft werden müsse, in welchen Fällen die junge Frau alleine Patienten behandelt habe, so die Staatsanwaltschaft Osnabrück damals.
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Als nicht approbierte Ärztin hätte sie zum Beispiel keine Wunden nähen dürfen. Die Ermittler mussten auch prüfen, ob sie mit gefährlichen Gegenständen wie Spritzen am Patienten hantiert hatte. Beide betroffenen Kliniken hatten nach Bekanntwerden des Falls versichert, dass die Frau zu keiner Zeit eigenständige ärztliche Entscheidungen getroffen und nicht eigenständig mit Patienten agiert habe.
Prozess und Strafmaß: Erwachsenen- oder Jugendrecht?
Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ermittelte wegen Betrugs und gefährlicher Körperverletzung gegen die 21 Jahre alte falsche Ärztin. Die mutmaßliche Hochstaplerin hatte ab 1. April 2021 eine dreijährige Ausbildung an der Krankenpflegeschule in Reinkenheide begonnen. Das Ausbildungsverhältnis war aber laut Klinikum im Juli 2022 beendet worden. Pikant dabei ist, dass die junge Frau schon ab 1. Mai 2022 als Assistenzärztin im Ameos-Klinikum in Debstedt arbeitete.
Die Anklagevertreter zeigten sich verwundert, dass eine 21 Jahre alte Frau in den Krankenhäusern tatsächlich als Ärztin mit abgeschlossener Ausbildung tätig gewesen sein konnte.