TDeichbrand: Dorf-Tankstelle wird wieder zur Camper-Heimat

Holger Schmidt baut Duschen in seiner Motorrad-Werkstatt bei der Dorf-Tankstelle in Wanhöden auf. Foto: Dührkop
Wenn das Deichbrand-Festival in Wanhöden 60.000 Besucher anlockt, rüstet auch die Tankstelle am anderen Ortsende auf. Betreiber Holger Schmidt weiß, was die Fans wünschen.
Wanhöden. Grillkohle-Tüten, zig Paletten mit Dosenbier und ein paar Zigarettensorten, die sonst nicht im Sortiment sind: Das sind erste Anzeichen im Tankstellen-Kiosk von Holger Schmidt, die auf das Ereignis des Jahres hindeuten.
Wenn das Deichbrand-Festival in Wanhöden aufgebaut wird, rüstet auch der Tankstellenbetreiber in der Ortsmitte mächtig auf. Es ist die einzige fußläufig erreichbare Verkaufsstelle für die Festivalbesucher außerhalb der Rockcity.

Tankstellenbetreiber Holger Schmidt bringt viel Festivalerfahrung mit. Foto: Archiv
Wenig Auswahl, große Nachfrage
In dem sonst beschaulichen Ort mit seiner Tankstelle von 1962, die ein bisschen wie aus der Zeit gefallen wirkt, ist schon seit einigen Tagen spürbar mehr los. Lastwagen, Handwerker und Monteure, die Zäune aufstellen, Zelte und natürlich die Bühnen für Künstler wie Peter Fox, Culcha Candela, Clueso oder Nina Chuba aufbauen, brauchen Kraftstoff.
Zig Varianten gibt es bei Schmidt nicht, zwei Sorten müssen reichen. Man kennt sich. Auch die frühere elterliche Wohnung ist in diesen Tagen an Deichbrand-Mitarbeiter vermietet.
In den Anfangsjahren haben hier sogar die Leute Schlange gestanden
Holger Schmidt
Rot-weißes Flatterband neben der Werkstatt markiert die reservierte Wiese für die Camper. Aus Bremerhaven und Stade erwartet Schmidt wieder Gäste, die die ungewöhnliche, aber ruhige Lage abseits des Trubels zu schätzen wissen.
Auch die selbst gezimmerten Duschen, die in der Motorrad-Werkstatt aufgebaut werden, sind ein wichtiges Merkmal der Verwandlung auf Festivalbetrieb. „In den Anfangsjahren haben hier sogar die Leute Schlange gestanden“, erzählt Schmidt.
Jetzt gebe es auf dem Festivalgelände genügend Waschgelegenheiten. Und trotzdem gebe es Tage, da würden Festivalgänger ein Vermögen für eine heiße Dusche geben. Vergangenes Jahr, als das Festival fast im Matsch versank, muss so eines gewesen sein.
Rock, Pop und Hip-Hop
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Deichbrand gilt als fünfte Jahreszeit in Wanhöden
Doch Reichtümer seien an den Festivaltagen nicht zu verdienen. „Natürlich bleibt ein bisschen was hängen“, sagt er. Unterstützt wird Schmidt von seiner Familie, Freunden und Bekannten, die sich auf die Partystimmung freuen. Deichbrand sei eben die fünfte Jahreszeit von Wanhöden.
An der Straße vor Schmidts Tankstelle wird es einen Bratwurststand geben. Neben seinem Büro baut seine Schwester Evelyn wieder einen improvisierten Friseursalon auf.
Mit ihrem Mann Andre Albers vom Bremerhavener Friseursalon Hauptsache nimmt sie nach den Corona-Jahren erstmals wieder Kamm und Schere für den guten Zweck in die Hand, um spontanen Gästen die Haarspitzen zu schneiden. Die gespendeten Einnahmen gehen an die Brustkrebshilfe.
Eine Schicht für die Feuerwehr ist auch noch drin
Als hätte Schmidt nicht mit seinem eigenen Betrieb alle Hände voll zu tun, engagiert er sich beim Deichbrand auch im Ehrenamt. „Mittwoch habe ich für die Feuerwehr Schicht“, erzählt er. Am Frühanreisetag achtet der Feuerwehrmann beim Aufbau der Campinglager auf die Fluchtwege. Die müssen freibleiben.
Da das vielen Deichbrand-Besuchern nicht bewusst ist, wird Schmidt oftmals um Rat gefragt. „Viele Besucher sind jung und unerfahren, die bauen zum ersten Mal ein Zelt auf.“
Was alles zum Festivalbetrieb dazugehört, hat sich der 59-Jährige beim Heavy-Metal-Festival in Wacken abgeschaut. „Da gibt es auch im Ort eine Tankstelle“, erzählt er mit einem Augenzwinkern.
Wacken, das ist seine musikalische Heimat. Doch auf einen freut er sich in diesem Jahr auch in seinem Dorf besonders: Peter Fox. Den Musiker aus Berlin will er sich am Sonntagabend nicht entgehen lassen.