TDer Fall Edgar Rot: Eine Rufmord-Kampagne?
Apensens Rathaus-Vize ist Edgar Rot. Zugleich ist er auch Ordnungsamtsleiter, Standesbeamter und Gemeindedirektor in Beckdorf. Foto: Laudien
Eigentlich war alles geschrieben rund um die Trunkenheitsfahrt von Edgar Rot. Eigentlich. Dann aber bekam das TAGEBLATT Post. Also gibt’s eine Zugabe.
Landkreis. Das müssen wir aushalten: Ein gern genommener Satz in der TAGEBLATT-Redaktion, wenn wir von Lesern angegangen werden. Wer kritisiert, muss auch Kritik aushalten können. Und Kritik bekamen wir reichlich wegen der Berichterstattung um Edgar Rot. Ein Leser warf uns eine „Rufmord-Kampagne“ vor. Oha!
Zum besseren Verständnis eine kurze Zusammenfassung: Apensens Verwaltungs-Vize hatte ordentlich gebechert und wurde mit 2,14 Promille hinterm Steuer erwischt. Dass wir darüber berichteten, fand Herr Rot nicht so gut. Und deswegen bekamen wir Post von ihm, sogar zweimal.
Auch hier eine kurze Zusammenfassung: Unsere Darstellungen seien „identifizierend und polarisierend“, zudem würden wir seine Persönlichkeitsrechte verletzen. Dafür möchte Herr Rot Schmerzensgeld. Und weil wir die Artikel mit Fotos von ihm versehen haben, forderte er, „sämtliche von Ihnen veröffentlichten oder verwendeten Fotos, auf denen ich abgebildet bin, unverzüglich zu löschen“. Begründung: Er sei „Laufbahnbeamter und damit Privatperson“, zudem in keiner „herausgehobenen Stellung“.
Beide Mails endeten mit der Drohung, rechtliche Schritte einzuleiten, sollten wir den Forderungen nicht nachkommen. Weil wir Journalisten sind und keine Juristen, sichern wir uns in solchen Fällen immer ab und verschicken unsererseits Post - an unseren Medienanwalt.
Was sagt der Medienanwalt?
Der kommt zu dem Schluss, dass sich Herr Rot nicht auf den Schutz seiner Privatsphäre berufen kann, denn die „Berichterstattung ist mit Blick auf Ihre herausgehobene Position als Gemeindedirektor in Beckdorf und als allg. Vertreter der Samtgemeindebürgermeisterin hinzunehmen“. Dazu kommt, dass mit dem Posten des Ordnungsamtsleiters „im besonderen Maße eine Vorbildfunktion verbunden“ ist.
Auslöser unserer Berichterstattung war übrigens, dass es Gespräche zwischen Herrn Rot und der Lüher CDU gegeben hatte, die ihn womöglich als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl im September 2026 aufstellen wollte. Nur hat so ein Samtgemeindebürgermeister dummerweise eine noch viel herausgehobenere Position als Herr Rot derzeit.
Am Ende stand, und das ist journalistisch das Entscheidende, dass die CDU Herrn Rot nicht aufstellen wird. Offiziell, weil man nicht zueinandergefunden habe. Allerdings ist es an der Lühe ein offenes Geheimnis, dass die Trunkenheitsfahrt der Grund für das Scheitern der Gespräche war.
„Die Berichterstattungen erfolgten aus konkretem Anlass und beinhalten einen signifikanten Informations- und Nachrichtenwert für die Leserschaft“, schreibt unser Medienanwalt. Herr Rot hat Freitag Post von ihm bekommen.
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