TDer Golfclub Gut Immenbeck schließt: Das wird aus den Mitgliedern
Mit Farbe markierte Bäume auf dem Golfplatz in Immenbeck sorgen für Aufregung bei den Golfspielern. Sie möchten, dass die Bäume erhalten bleiben. Foto: Sulzyc
Zum Jahresende hört der Golfclub Immenbeck auf zu existieren. Kaum jemand verlässt ihn vorzeitig. Wie die Gefühlslage der Mitglieder ist - und was sie aufregt.
Buxtehude. Aus und vorbei, das Ende für den Golfplatz im Buxtehuder Ortsteil Immenbeck naht. Wie berichtet, wird der Golfclub Gut Immenbek nach 40 Jahren den Betrieb einstellen, Ende dieses Jahres ist Schuss. Eigentümer Moritz Bartmer hat den Pachtvertrag mit dem Sportverein nicht verlängert. In Zukunft soll ein Teil des 35 Hektar großen Areals ökologische Ausgleichsfläche für den Bau der Bundesstraße 3 neu werden. Ein anderer Teil des Geländes wird aufgeforstet.
Die Mitglieder verlieren ihre sportliche Heimat. Obwohl das Aus seit vergangenem Jahr feststeht, hat kaum jemand von ihnen den Verein verlassen. 330 Mitglieder waren es 2023, 316 sind es heute immer noch.
Kein aktiver Golfspieler hat den Club verlassen
Lediglich passive Mitglieder und einzelne Jugendliche hätten den Golfclub verlassen, sagt Vorstandsmitglied Thomas Niecke. Von den etwa 80 bis 100 aktiven Golfspielern, die regelmäßig an Turnieren teilnehmen, sei keiner gegangen. Zum 15. August gab es sogar einen Neueintritt.
In den vergangenen Monaten spielte Vorstandsmitglied Thomas Niecke (66) häufiger Golf als früher üblich. Noch sei keine Zeit für Wehmut: „Wir verdrängen das noch.“ Foto: Sulzyc
Thomas Niecke gehört dem Club seit 30 Jahren an. Regelmäßig fährt der 66-Jährige aus seinem Wohnort Handorf bei Lüneburg 60 Kilometer zum Golfspielen nach Immenbeck und zurück. Jetzt, in den Monaten vor dem Aus des Golfclubs, spiele er häufiger. Noch sei nicht die Zeit für Wehmut: „Wir verdrängen das noch“, beschreibt er die Gefühlslage unter den Mitgliedern.
Familiäre Atmosphäre hält den Verein zusammen
Die besondere familiäre Atmosphäre schweiße bis zum Ende zusammen. Der nette Umgang der Mitglieder untereinander sei in dem kleinen Club besonders. Scherzhaft ist von betreutem Golfen die Rede.
Vorstandsmitglied Ralf Lohmann (69) ist entschlossen, bis zum Jahresende in Immenbeck Golf zu spielen. „Ich appelliere, die Zeit, die wir haben, zu genießen.“ Foto: Sulzyc
Wie er sich fühlen wird, wenn er die Schlüssel zu seinem Spind und zu dem Gutshaus, in dem der Golfclub seinen Sitz hat, abgeben muss, vermag sich Vorstandsmitglied Rolf Lohmann (69) nicht vorzustellen. „Ich appelliere, die Zeit, die wir noch haben, zu genießen“, sagt er.
Lohmann gehört der Gruppe „Immer wieder dienstags“ an. Das sind 36 Spieler des Golfclubs im Alter von 56 bis 92 Jahren. Mit Ende des Vereins würden einige aufhören, andere den Verein wechseln, sagt er. Manche von ihnen würden wie er im nächsten Jahr in Sittensen Golf spielen.
In diese Golfclubs zieht es die Mitglieder
Mit Willkommensangeboten zu günstigen Preisen werben Golfclubs in der Umgebung um die mehr als 300 Mitglieder aus Immenbeck. Zurzeit stehe fest, dass etwa 50 aus Immenbeck zum Nachbarn Golfclub Buxtehude in Daensen wechseln werden, sagt Thomas Niecke. Jeweils etwa zehn Mitglieder werden sich den Golfclubs in Deinste, Sittensen (Landkreis Rotenburg) und Hittfeld (Landkreis Harburg) anschließen. 20 hätten den Entschluss gefasst, mit dem Golfsport aufzuhören.
Zahl der Golfplätze in Deutschland ist gestiegen
Die Konkurrenz unter den Golfclubs steigt. Mit neuen Mitgliedern sind zusätzliche Einnahmen verbunden, um steigende Pachtzahlungen oder Investitionen finanzieren zu können. Im Jahr 2023 gab es laut dem Statistikportal Statista in Deutschland 725 Golfplätze. Im Vergleich zum Jahr 2005 ist die Anzahl stark angestiegen - damals existierten bundesweit 658 Golfplätze.
Der Spielbetrieb in Immenbeck ist noch rege. Am 31. August und 1. September tragen die Mitglieder ihre letzten Clubmeisterschaften aus. Am 15. September treten die Damen gegen die Herren an. Das Grand Finale am 13. Oktober bildet noch nicht den Abschied. Beim Martinsgans-Turnier am 10. November geht es um Fleischpreise. Querfeldein bewegen sich die Golfer am 8. Dezember: „Wir spielen nicht über die Bahnen, sondern über die Bäume rüber“, erklärt Vorstandsmitglied Jürgen Schuback (75).
20 Bäume auf dem Golfplatz sind mit Farbe markiert
Nicht nur das Ende ihres Vereins beschäftigt die Golfsportler in Immenbeck. Für Aufregung bei den Mitgliedern sorgen auch mindestens 20 mit Farbe markierte Bäume auf dem Golfplatz.
„Wir sind entsetzt, dass die schönen Bäume offenbar zur Fällung gekennzeichnet sind“, sagt Ralf Lohmann. Dabei handele es sich um nicht heimische Baumarten. Großgewachsene Baume und junge sind es, die erst vor einigen Jahren gepflanzt worden seien.
Das Foto zeigt, wie vor 40 Jahren auf der mit Furchen durchzogenen Geestlandschaft der Golfplatz in Immenbeck geschaffen wurde. Für den Landschaftsschutz sei jeder größere Baum nummeriert und erfasst worden. Foto: Golfclub Immenbeck
Dass eine gewachsene Baumlandschaft zur Schaffung einer ökologischen Ausgleichsfläche für den Straßenbau weichen solle, erscheine den Mitgliedern nicht sinnvoll, sagt Ralf Lohmann.
Clubmitglied und Schmied Dieter von Plata hat die Statue in Gestalt eines Golfspielers auf dem Golfplatz in Immenbeck geschaffen. Foto: Sulzyc
Wenn der Pachtvertrag zum 31. Dezember endet, wird Clubmitglied und Schmied Dieter von Plata seine Statue aus Stahl in Gestalt eines Golfspielers, die am Gutshaus platziert ist, abbauen und mitnehmen.
Er habe sich nichts vorzuwerfen, dass der Golfclub aufhört zu existieren, betont der Vorstand. Kassierer Thomas Niecke: „Der Platz wird bis Dezember gepflegt und bezahlt.“
Mit Farbe markierte Bäume auf dem Golfplatz in Immenbeck sorgen für Aufregung bei den Golfspielern. Sie möchten, dass die Bäume erhalten bleiben. Foto: Sulzyc
