TDer Schiffsmotor brummt - aber die Emmi kann nicht mehr fahren
Die MS Emmi kann zurzeit nicht fahren und liegt im Asseler Hafen. Die notwendigen Reparaturen sind aufwendig. Foto: Knappe
Die 1909 erbaute MS Emmi ist Assels Vorzeige-Traditionsschiff. Doch seit einem Jahr kann sie nicht mehr raus aus dem Hafen. Doch jetzt gibt es Hoffnung.
Assel. Kürzlich erst feierte der 120 Mitglieder zählende Förderverein MS Emmi im Asseler Hafen seinen zehnten Geburtstag - allerdings ohne Ausfahrt. Das Schiff ist zurzeit nicht fahrtüchtig. Im Barnkruger Hafen, wo die einst als Besanewer erbaute Emmi sonst die Sommersaison verbringt, war sie deshalb in diesem Jahr nicht zu sehen.
Im Sommer des Vorjahres, als die Crew vom Förderverein mit der Emmi eine Tour auf der Elbe unternahmen, hatte sich das Getriebe verabschiedet. Die Emmi schaffte es gerade noch, beim Sperrwerk in Abbenfleth anzulegen. Am Folgetag ging es im Schneckentempo zurück in den Heimathafen Assel. Seitdem liegt sie hier vor Anker.
Vereinsvorsitzender Jan Maaß weiß es ganz genau: Sorgen gibt es bei so einem alten Schiff wie der Emmi immer. Der alte Motor brummt zwar, aber das Getriebe musste raus. Foto: Knappe
Im Frühjahr bauten die Vereinsmitglieder das Getriebe komplett aus. „Es ist von 1965 und nicht mehr reparabel“, berichtete Dierk Prott vom Förderverein im Drochterser Kulturausschuss. Alte Ersatzteile seien nicht mehr zu bekommen. Ein komplett neuer Motor kommt für den Verein aber nicht infrage: Dann müsste die Emmi auf eine Werft - und das wären extrem hohe Kosten. Außerdem brummt der alte Deutz-Motor noch wunderbar.
Ersatzteile müssen von Hand gefertigt werden
„Wir haben uns Gedanken gemacht. Wir haben einen langsam fahrenden Motor und brauchen die Übersetzung dafür“, so Prott. Die Teile - der Übergang von der Maschine zum Getriebe und vom Getriebe auf die Schiffsschraube - müssen passgenau und von Hand gefertigt werden.
Der Verein werde jetzt über eine Cuxhavener Werft in Asien für rund 5500 Euro ein Getriebe bestellen. Die passenden Verbindungsteile müssten von der Werft angefertigt werden, erläutert Kapitän und Vereinsvorsitzender Jan Maaß. Wegen der Garantieleistungen müsse über die Werft bestellt werden. Der Einbau müsse deshalb ebenfalls von der Werft übernommen werden, auch wenn der Förderverein hier mit Eigenleistungen unterstützen wolle, so Maaß.
Instandsetzung kostet rund 20.000 Euro
Zwischen 18.000 und 20.000 Euro werde es kosten, um die Emmi wieder fahrtüchtig zu machen. Der Drochterser Kulturausschuss befürwortete jetzt einhellig einen Zuschuss in Höhe von 30 Prozent der Kosten, maximal rund 6670 Euro. Die Emmi sei mittlerweile fester und wichtiger Bestandteil von Assel - da waren sich die Fraktionen einig.
Da in diesem Haushaltsjahr in der Gemeinde Drochtersen nicht mehr ausreichend Gelder zur Verfügung stehen, soll der Zuschussantrag des Emmi-Fördervereins in die Haushaltsplanberatungen für 2026 aufgenommen werden.
Neue Möbel für den Innenraum und viel frische Farbe
„Wir hoffen, dass wir zum Start der nächsten Saison im April wieder fahren können“, sagt Kapitän Maaß. Auch wenn die Emmi momentan noch flügellahm ist, blieben die Fördervereinsmitglieder nicht untätig. Die Vorpiek, also der Bugruderraum, in dem meist Taue und Ankerketten lagern, wurde erneuert. Außerdem sind die Akteure fleißig mit Malerarbeiten am Schiff beschäftigt.
Der Innenraum der Emmi mit dem erneuerten Holzfußboden ist geräumig. Hier feiern die Vereinsmitglieder gerne und treffen sich zum Klönen oder Essen. Der Innenraum „sieht jetzt schon recht wohnlich aus - wir haben neue Tische und Stühle bekommen“, berichtet Maaß.
Bislang war noch keine Hochzeit auf der Emmi
Seit März dieses Jahres ist die MS Emmi für standesamtliche Trauungen zugelassen. Während der Zeremonie muss das Schiff aus rechtlichen Gründen im Hafen liegen, erst danach sind Ausfahrten mit der Hochzeitsgesellschaft möglich - sofern das Schiff fahrtüchtig ist. Bislang habe es aber noch keine Trauung auf dem Wasser gegeben. Es habe zwar Anfang des Jahres eine Anfrage gegeben, doch zu dem Zeitpunkt war die Emmi noch nicht als Trauort zugelassen.
Die Emmi wurde 1909 als Besanewer Margaretha, also als Segelschute mit zwei Masten und Schwertern, für einen Schiffer in Assel gebaut. Sie erlebte zwei Weltkriege und erlitt im Mai 1941 in Hamburg einen schweren Bombentreffer.
Der Asseler Kapitän Erich Waller kaufte das Schiff und brachte es zurück in den Heimathafen. Hier wurden alle Beschädigungen beseitigt. Aus der Margarethe wurde die Emmi. Mit einem größeren Motor und ohne Segelmasten machte sie für Waller und später für die Firma Hahn Materialtransporte.
Mit Hilfe von Asseler Bürgerspenden konnte die Emmi gekauft werden. 2015 gründete sich der Förderverein. Seither seien fast 100.000 Euro in die Instandhaltung der Emmi geflossen, knapp die Hälfte davon habe der Verein gestemmt, sagt Maaß.
Copyright © 2025 TAGEBLATT | Weiterverwendung und -verbreitung nur mit Genehmigung.