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Sportfotografie

T„Der Sportfotograf“: So behauptet sich Felix Schlikis in umkämpfter Branche

Felix Schlikis versucht, sich von anderen Fotografen abzuheben.

Felix Schlikis versucht, sich von anderen Fotografen abzuheben. Foto: Nils Heitmann (nomo)

Felix Schlikis ist als „Der Sportfotograf“ in der Region bekannt und sich für keine Sportart zu schade. Doch sein Brotjob ist die Sportfotografie nicht. Das kommt in der Branche nicht überall gut an.

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Von Tim Scholz
Donnerstag, 04.04.2024, 20:50 Uhr

Landkreis. Angefangen hat alles vor etwas mehr als zehn Jahren mit einer Kompaktkamera von Aldi. Felix Schlikis fotografierte damit die Fußballspiele seiner Jugendmannschaft in seiner Heimat Ostholstein. Gerade wegen der Dynamik war er von der Sportfotografie angetan. Doch schnell merkte er: „Mit der Technik komme ich nicht weiter.“

Er besorgte sich bessere Modelle. „Die Sprünge wurden immer größer“, sagt Schlikis, sowohl was die Technik als auch seine Fähigkeiten anging. Stundenlang schaute er sich Tutorials an und eiferte den Profis nach. Einen Mentor hatte er nicht.

Teamfotograf vom BSV und HSV

Heute ist Schlikis (35) selbst ein bekannter Sportfotograf und gern gesehener Gast in den Hallen und auf den Plätzen in der Region. Er fotografiert Handball, Fußball, Wasserball, Hockey, Tanzsport und vieles mehr, von der untersten bis zur höchsten Spielklasse. Er ist Teamfotograf der BSV-Handballerinnen und der HSV-Fußballerinnen sowie Cheffotograf einer Lübecker Fotoagentur. Seine Fotos liefert er auch dem TAGEBLATT.

Lübecker Torjubel im Regionalliga-Spiel gegen D/A.

Lübecker Torjubel im Regionalliga-Spiel gegen D/A. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Sein Equipment ist auf drei professionelle Kameras, elf Objektive und ein mobiles Fotostudio angewachsen. Rund 1000 Mal drückt er pro Spiel auf den Auslöser. In seinem Archiv liegen 140.000 bearbeitete Fotos.

Schlikis fotografiert unter anderem Handball, Fußball, Hockey, Tanzsport und hier: Wasserball beim ETV Hamburg.

Schlikis fotografiert unter anderem Handball, Fußball, Hockey, Tanzsport und hier: Wasserball beim ETV Hamburg. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Den finanziellen und zeitlichen Aufwand könne er nicht beziffern, sagt Schlikis. Aber darum geht es ihm auch nicht. Denn die Fotografie ist sein Hobby und nicht sein Broterwerb. „Ich habe schon darüber nachgedacht. Aber die Branche ist sehr umkämpft und ich habe so viel Spaß daran, das zu machen, was ich will.“

Viel Ellenbogen in der Branche

Doch gerade im Profisport habe nicht jeder hauptberufliche Fotograf Verständnis für einen „Nebenberufler“, der ihm ein Stück vom Kuchen wegnehmen könnte, sagt Schlikis. „Das ist schon eine Ellenbogengesellschaft.“

Schlikis sucht auch weniger beachteten Spielklassen auf. „Ich möchte den Menschen eine Freude bereiten“, sagt er.

Schlikis sucht auch weniger beachteten Spielklassen auf. „Ich möchte den Menschen eine Freude bereiten“, sagt er. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Schlikis selbst verdient sein Geld als Zollbeamter in Hamburg. Dieser Job mit geregelten Arbeitszeiten ermöglicht es ihm, nach Feierabend und an Wochenenden „Der Sportfotograf“ zu sein, wie er sich auf Instagram nennt. Dort hat er fast 13.000 Follower.

Seit zwei Jahren ist Schlikis Teamfotograf der HSV-Fußballerinnen.

Seit zwei Jahren ist Schlikis Teamfotograf der HSV-Fußballerinnen. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Dabei hatte Schlikis keinen leichten Start, als er 2018 nach Neugraben zog. „In Ostholstein war ich bekannt wie ein bunter Hund, aber als ich hierher kam, kannte mich keiner“, sagt er. Schlikis fing an, beim Fußball zu fotografieren. Dann lud ihn ein Kollege zu einem Handballspiel nach Horneburg ein. „Ich bin nur widerwillig hingegangen. Ich war Fußballer durch und durch.“

Wie viel Nähe ist gut?

Doch sein Blick änderte sich. „Die Menschen beim Handball waren freundlich und aufgeschlossen“, sagt er. Auf diese Art erreicht Schlikis selbst viele Menschen und baut Vertrauen und Nähe zu den Sportlerinnen und Sportlern auf. „Gerade wenn man als Mann im Frauensport fotografiert, gehört unglaublich viel Vertrauen dazu.“

Aber wie nah darf man den Protagonisten kommen? „Ich bin schon nah dran, was eine ganz andere Perspektive bringt, als wenn ich von weit weg fotografiere“, sagt er. Beim Wasserball stehe er sogar bei Besprechungen im Mannschaftskreis. „Aber ich weiß auch, wie weit ich gehen kann.“

Frauensport im Fokus

Vor vier Jahren fotografierte Schlikis sein erstes BSV-Spiel. Er lernte die Spielerinnen kennen und die Spielerinnen ihn. Irgendwann fragten auch andere BSV-Teams an, ob er sie bei ihren Spielen fotografieren würde. Seit zwei Jahren ist er Mannschaftsfotograf der Bundesligamannschaft.

Felix Schlikis hat vor vier Jahren sein erstes BSV-Spiel fotografiert.

Felix Schlikis hat vor vier Jahren sein erstes BSV-Spiel fotografiert. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Bei den HSV-Frauen lief es ähnlich. Schlikis, eingefleischter HSV-Fan, postete seine Bilder in den sozialen Netzwerken und begeisterte Mannschaft und Verein. Vor zwei Jahren kam das Angebot des Zweitligisten. Es ist kein Zufall, dass er vor allem den Frauensport im Fokus hat, der seiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit bekommt.

Ausgleich zum Job

Inzwischen macht sich Schlikis einen Spaß daraus, auf irgendwelchen Plätzen in den Niederungen des Sports aufzutauchen, etwa beim Hockey in Heimfeld oder beim Mädchenfußball in Rosengarten. „Ich möchte den Menschen eine Freude bereiten. Ich weiß ja, wie das ist. Aus meiner Zeit als Fußballer gibt es keine Fotos.“

Zeitlich sei alles nur mit guter Planung, einer verständnisvollen Partnerin und viel Leidenschaft möglich, sagt er. Obwohl er Agenturen, Vereine und Medien termingerecht beliefern muss, sieht Schlikis sein Hobby als Ausgleich zum Beruf: Hier die Kreativität, dort die Gesetze. Finanziell ist die Fotografie für ihn ein Nullsummenspiel.

Der Sportfotograf nimmt nicht nur das Buxtehuder Bundesliga-Team in den Fokus.

Der Sportfotograf nimmt nicht nur das Buxtehuder Bundesliga-Team in den Fokus. Foto: Felix Schlikis/Lobeca.de (nomo)

Und wenn sich doch eine Lücke im Kalender auftut, startet er auch mal einen Aufruf bei Instagram: „Gibt‘s heute Abend ein Handballspiel, bei dem ich vorbeischauen sollte?“ Seine Community weiß meist eine Antwort.

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