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Ermittlungen

TNach dem Großbrand in Wingst: Viele offene Fragen

Durch die enorme Hitzeentwicklung schlugen die Flammen durch das Blechdach im Penthouse-Bereich, wo der Brand wahrscheinlich ausgebrochen ist.

Durch die enorme Hitzeentwicklung schlugen die Flammen durch das Blechdach im Penthouse-Bereich, wo der Brand wahrscheinlich ausgebrochen ist. Foto: Lange

Nach dem Großbrand in der Wingst steht die Aufarbeitung im Mittelpunkt: Was hat den Brand ausgelöst? Wie groß ist der Schaden? Wann können die Anwohner wieder in ihre Wohnungen?

Von Egbert Schröder Montag, 15.07.2024, 20:02 Uhr

Wingst. Es herrscht Ruhe nach dem Großbrand in der mehrstöckigen Wingster Wohnanlage Nordseeresidenz. Nichts deutete am Montag beim ersten Blick auf das Gebäude darauf hin, dass dort keine 24 Stunden zuvor rund 150 Kräfte im Einsatz waren, dass es eine Evakuierung des Gebäudes gab und zwei Personen mit Verdacht auf eine Rauchvergiftung vorsorglich ins Krankenhaus gebracht worden sind.

Feuerwehr stößt an Grenzen

Mit der Sonntagsruhe war es in der Wingst schlagartig vorbei, als die Sirenen heulten und insgesamt fünf Wehren, Polizei, Rettungsdienst und DRK zur Schwimmbadallee fuhren, wo im oberen Stockwerk des Gebäudes dicker Qualm zu sehen war.

Die Feuerwehr nahm sofort die Brandbekämpfung auf, stieß aber an ihre Grenzen, denn das Dach des Gebäudes ist mit einem Blechdach eingedeckt, das fest mit dem Baukörper verschraubt ist.

Die Feuerwehr war mit einem großen Aufgebot im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen.

Die Feuerwehr war mit einem großen Aufgebot im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Foto: van der Meer

Metalldächer als Problem

Während man bei anderen Häusern einfach die Dachpfannen zerschlagen kann, um dann die Brand- und Glutnester zu löschen, ist dies bei starren Metallabdeckungen ungleich schwieriger. „Die Metalldächer stellen bei der Brandbekämpfung durchaus ein Problem für die Feuerwehren dar“, so der Wingster Ortsbrandmeister Thomas Schumacher.

Und so fraß sich das Feuer durch das Dach und schlug durch die enorme Hitzeentwicklung Flammen. Um den Brand in dieser Höhe unter Kontrolle zu bringen, wurde eine Drehleiter aus Langen angefordert.

Erst nach mehreren Stunden und der Überprüfung, ob sich möglicherweise noch unbemerkt das Feuer weiter ausdehnte, konnten die Feuerwehren abrücken und überließen der Polizei das Feld für die ersten Ermittlungen.

Brach Brand in Penthouse-Wohnung aus?

Die genaueren Umstände des Großbrandes wollen die Experten der Polizei in den nächsten Tagen klären. Unklar ist auch die Höhe des - so die Polizei am Dienstag in einer Stellungnahme - „erheblichen Gebäudeschadens“.

Aus dem Kreis der drei Investoren der Nordseeresidenz hieß es auf Anfrage, dass der Brand wohl im Bereich einer Penthouse-Wohnung und dort in einer Art Vorbau ausgebrochen ist und sich später auf den Gebäudekomplex ausdehnte.

In einer ersten Bilanz hieß es, dass drei bis vier Wohnungen zurzeit nicht bewohnbar seien und man zügig nach geeigneten alternativen Unterbringungsmöglichkeiten Ausschau halte. Ob insbesondere durch das Löschwasser auch die Stockwerke unterhalb der Penthouse-Ebene betroffen seien, werde man zügig gutachterlich klären lassen.

Feuer in Wingst: Betroffene berichtet

Die „Cuxhavener Nachrichten“ hatten die Möglichkeit, mit einer der Bewohnerinnen der Nordseeresidenz zu sprechen. Sie sei gerade auf dem Weg nach Otterndorf gewesen und habe dann von einer Freundin per Telefon erfahren, dass in dem Gebäude mit seinen rund 30 Wohnungen ein Brand ausgebrochen war: „Ich bin natürlich sofort umgekehrt - nicht zuletzt deshalb, weil sich mein Hund dort noch befunden hatte.“

Von einer Nachbarin sei sie im Treppenhaus mit den Worten „Es brennt“ empfangen worden. Eine akute Gefahr habe in dem 1. Stockwerk zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht bestanden. Sie habe sich aber ihren Hund geschnappt und sei ins Freie gelaufen. „Eine Panik gab es nicht“, schildert sie die Situation.

Als sie dort angekommen sei, habe man sich um sie und ihre Nachbarn professionell und fürsorglich gekümmert: „Das lief alles hervorragend ab.“ Als klar war, dass keine Brandgefahr mehr bestand, konnte sie in ihre Wohnung zurückkehren.

Gebäude brannte schon einmal

Es war nicht der erste Brand in dem mehrstöckigen Gebäude - und auch nicht der schwerste. 2006 war das damals leerstehende Wikings Inn nach einem Großbrand zur Brandruine geworden.

„Das damalige Ausmaß des Feuers ist mit dem Brand am Sonntag nicht vergleichbar“, sagt Ortsbrandmeister Schumacher.

Es dauerte lange, bis das ehemalige Wikings Inn wieder einer Nutzung zugeführt wurde. Es gab zwar Bauarbeiten, aber es stand jahrelang leer.

Später wollte sich dann eine Berliner Investorengruppe um die Immobilie kümmern, aber nur ein Jahr später übernahmen drei Investoren aus der Region die Nordseeresidenz und vermarkteten die Ferien- und Mietwohnungen an interessierte und zahlungskräftige Käufer.

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