TDer letzte Abschied: So arbeitet ein Bestatter

Ansgar Coners (rechts) begann mit 21 Jahren im elterlichen Betrieb an der Atenser Allee zu arbeiten. Später übernahm er das Geschäft. Einer seiner Mitarbeiter ist der Kolumbianer Juan Toro Cardona. Foto: Krabbenhoeft
Bestatter haben täglich mit dem Tod zu tun. Ist es deswegen ein trauriger Beruf? Und wie kommt ein kolumbianischer Bestatter nach Nordenham? Ein Blick hinter die Kulisse.
Nordenham. Menschen aller Couleur kommen in das Nordenhamer Bestattungsunternehmen Coners an der Atenser Allee, um für verstorbene Angehörige eine Beerdigung ausrichten zu lassen. Die Empfangsräume sind schlicht gehalten.
Das Unternehmen wurde 1946 gegründet. Ansgar Coners übernahm den Betrieb von seinen Eltern. Mit 22 Jahren ist er zum ersten Mal bei der Überführung eines Verstorbenen aus dem Pflegeheim dabei.
„Es war ein seltsames Erlebnis. Der tote Körper ist kalt. Nur eine Hülle bleibt übrig“, sagt er. Ansgar Coners spricht mit ruhiger Stimme.
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Dem Bestattungsmeister ist der taktvolle im Umgang mit den Trauernden wichtig. „Man begleitet die Menschen in einer Ausnahmesituation.
Eine Bestattung beinhaltet viele Entscheidungen und Termine. Aber ich bin keine Maschine. Besonders, wenn junge Menschen sterben, berührt mich das natürlich“, sagt der 41-Jährige.

Rund 70 Prozent der Kunden wählen eine Einäscherung. Der Betrieb Coners hält für diese Form der Bestattung eine Auswahl an Urnen bereit. Foto: Krabbenhoeft
Trauerfeier mit Reggae Musik
„Inzwischen bitten viele Familien die Gäste, in heller Kleidung zu kommen. Auch bei den Musikwünschen besteht größere Offenheit - es reicht von Metal bis zum deutschen Schlager“, sagt der Bestatter.
Besonders in Erinnerung ist ihm die Trauerfeier zum Tod einer 30-jährigen Frau geblieben. Es kam eine Gruppe bunt gekleideter Menschen, die fröhlich ihren eigenen Weg in die Kapelle nahmen.
Auf ihren Wunsch spielte Ansgar Coners Reggae-Musik. Einer der Gäste rief ihm zu: Mach mal lauter! „So eine Stimmung ist selten. Die Menschen gingen sehr herzlich miteinander um. Vielleicht sollte man bei Trauerfeiern eher so sein“, sagt er fast nachdenklich.

Im Gebäude des Bestattungsunternehmens Coners gibt es fünf Abschiedszimmer. Die Trauernden können hier am offenen Sarg oder an der Urne dem Verstorbenen Lebewohl sagen. Foto: Krabbenhoeft
Kolumbianer bringt Leichtigkeit mit
Zwischen 4.000 bis 10.000 Euro kostet eine Bestattung heutzutage. Erd- und Feuerbestattung nehmen sich preislich nicht viel - den Unterschied machen die Extras. Letztlich wird der Sarg oder die Urne in ein 1,50 Meter tiefes Grab hinabgelassen.
Seit etwa einem Jahr arbeitet der Kolumbianer Juan Toro Cardona bei Coners. Er kam wegen Unruhen in seinem Land mit seiner Familie nach Deutschland. In Kolumbien musste der gelernte Bestatter regelmäßig die Opfer der Bandenkriege beerdigen.
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Seine Einstellung zum Tod ist allerdings deutlich lockerer als bei uns. In vielen Ländern Südamerikas werden die Verstorbenen gefeiert.
Und wie denkt Ansgar Coners selbst über den Tod? „Es wäre schön, die wiederzusehen, die vorausgegangen sind. Zumindest, wenn man an diese Vorstellung glaubt. Man sollte trotzdem nicht vergessen, dass die Uhr tickt. Ich rege mich über vieles nicht mehr auf. Das Leben ist zu kurz dafür.“