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Polizei ermittelt

TNeun Brände an A27 gelegt – Waren es Protestbauern oder Trittbrettfahrer?

Durch die Rauchentwicklung kam zu erheblichen Sichtbeeinträchtigungen im Straßenverkehr.

Durch die Rauchentwicklung kam zu erheblichen Sichtbeeinträchtigungen im Straßenverkehr. Foto: Daniel Schmonsees

Am Donnerstagmorgen zieht dichter Rauch über die A27 zwischen Uthlede und Cuxhaven. Schnell ist klar: Es war Brandstiftung. Die Bauernproteste geraten in den Fokus. Es gibt anonyme Sprachnachrichten.

Von Leandra Hanke Donnerstag, 01.02.2024, 16:44 Uhr

Cuxhaven. Insgesamt neun Brände meldet der Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, Stephan Hertz. Das Feuer sei an Strohballen und angehäuften Holz- und Geäststapel entlang der Autobahn 27 zwischen Uthlede und Cuxhaven ausgebrochen. In zwei Fällen seien gezielt Reifen entzündet worden.

„Bei den meisten Bränden wurden Hinweise auf Brandbeschleuniger gefunden“, sagt Hertz. Die Polizei gehe deshalb von Brandstiftung aus.

Zwar wurde niemand durch die Brände verletzt, doch durch die Rauchentwicklung kam zu erheblichen Sichtbeeinträchtigungen im Straßenverkehr. „Zu Verkehrsunfällen kam es glücklicherweise nicht“, so der Polizeisprecher. Die Ermittlungen seien aufgenommen worden.

Brandstiftung auf Feldern an A27: Wo hat es überall gebrannt?

Zwischen Cuxhaven und Uthlede haben direkt neben der Autobahn 27 auf Feldern, Strohballen, Holzstapel und Autoreifen gebrannt. An drei verschiedenen Stellen zwischen Neuenwalde, Nordholz und Altenwalde und im Kreisel Cuxhaven hat es Feuer gegeben, wie die Polizei mitteilte. Einen weiteren Brand hat die Feuerwehr auf dem Autobahnparkplatz Harmonie bei Hagen gelöscht. Auch in Höhe der Bremerhavener Überseehäfen, Spaden und Loxstedt wurden Feuer im Seitenraum der Autobahn gemeldet.

In den anderen Landkreisen in der Region hat es keine Brände entlang der Autobahnen, wie etwa der A1, gegeben.

In Sachsen-Anhalt haben Landwirte in der Nacht zum Donnerstag in Magdeburg bei einer Protestaktion vereinzelt Reifen angezündet und Gülle auf die Straße gekippt.

Brände gelegt? Das sagen Landwirte aus der Region dazu

Jan Ehler aus dem Landkreis Cuxhaven ist in einer kleinen Gruppe von Landwirten organisiert, die zuletzt die Aktion „Ein Herz für unser Land“ mitveranstaltet hat. Niemand aus seiner Gruppe hätte von den Feuern gewusst. „Wir haben damit nichts zu tun und waren selbst überrascht“, so Ehler.

Es habe aber auf Flächen gebrannt, die Mitglieder seiner Gruppe gehören. Einer der zwei betroffenen Landwirte wolle im Laufe des Tages bei der Polizei eine Anzeige gegen Unbekannt stellen. Ob sich solche Aktionen negativ auf das Image der Bauernproteste auswirken, dazu könne er nichts sagen. „Es ist niemand zu Schaden gekommen, wer das gemacht hat, ist bedacht vorgegangen.“

Gutheißen könne er solche Aktionen zwar nicht, aber nachvollziehen schon. „Wenn wir friedlich auf die Straße gehen, interessiert das die Politik nicht. Wenn meine Existenz auf dem Spiel steht, kann ich verstehen, dass manche zu härteren Mittel greifen.“ Man müsse sich vielleicht darauf einstellen, dass der Ton rauer und die Aktionen radikaler werden, so wie in Frankreich.

Landvolk distanziert sich von möglichen Feueraktionen

Torsten Gaul, stellvertretender Geschäftsführer des Landvolks Wesermünde, distanziert sich von den Bränden. „Wir tolerieren solche Aktionen nicht und wer dahinter steckt, ist uns nicht bekannt.“

In Sprachnachrichten aus einem Chat von Landwirten, die der „Nordsee-Zeitung“ anonym zugespielt wurden, geht hervor, dass bundesweit Feuer auf landwirtschaftlichen Flächen gelegt worden sein sollen. „Irgendeine Gruppe versucht uns Landwirte in eine rechte Ecke zu drängen“, vermutet einer der Chatmitglieder. Alleingänge wie diese verurteilt ein weiterer Landwirt aus dieser Gruppe.

Anzeigen seien bei der Polizei bisher noch nicht eingegangen.

Welche Aktionen sind offiziell angemeldet?

Für Freitag ist eine weitere Aktion in Bremerhaven genehmigt worden, eine Versammlung im Hafenbereich. Von 5.30 Uhr bis 13 Uhr werden sich Landwirte am Zolltor Roter Sand, Zolltor Weddewarden und an der Kaiserschleuse versammeln. (set)

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