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Fußball-Landesliga

T„Die Mutter der Mannschaft“ spielt kreativ im Mittelfeld des FC O/O

Olga Markus ist mit 35 Jahren die älteste Spielerin im Team.

Olga Markus ist mit 35 Jahren die älteste Spielerin im Team. Foto: Berlin

Sie kann Fußball spielen und gilt als Organisationstalent. Mit 35 Jahren gibt Olga Markus beim FC O/O im Mittelfeld den Ton an. Und sie weiß schon heute, was sie machen wird, wenn die Knochen das Kicken irgendwann mal nicht mehr hergeben.

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Von Daniel Berlin
Sonntag, 25.08.2024, 21:13 Uhr

Gräpel. Kaum etwas spricht in der Halbzeit des Landesligaspiels zwischen dem FC Oste/Oldendorf und Aufsteiger SV Ahlerstedt/Ottendorf II für einen Sieg der Gastgeberinnen. Es steht 0:1. O/O-Trainer Maik Ratje vermisst den Biss in den Zweikämpfen, die Kompaktheit, den Mut in der Offensive. Viel sagt der Coach seinen Spielerinnen in der Pause trotzdem nicht. Er redet ihnen nur ins Gewissen. „Wir hatten elf Einzelspielerinnen auf dem Platz“, sagt Ratje.

Ratjes älteste Spielerin im Kader bemüht in ihren wenigen Worten der Motivation direkt nach dem Halbzeitpfiff eine alte Fußballerweisheit. „Es ist nichts los. Wenn wir das Ding vorne machen, sieht es wieder anders aus“, sagt Olga Markus.

Studierte Physiotherapeutin lebt in Oldendorf

Olga Markus ist 35 Jahre alt. Beim FC Oste/Oldendorf spielt sie im zehnten Jahr. Sie hat viel erlebt. Landesliga, Oberliga. Markus kam einst aus Fleestedt zu O/O, weil sie in Buxtehude Physiotherapie studierte und kürzere Wege zum Fußball haben wollte. Längst lebt sie in Oldendorf. Längst ist sie eine Institution bei O/O. Sie mag das Vereinsleben. Sie mag das Bierchen mit den Mannschaftskolleginnen nach dem Spiel, die dritte Halbzeit.

O/O-Trainer Maik Ratje vermutet, dass sich seine Mannschaft mit dem Aufstieg in die Oberliga verhoben hätte.

O/O-Trainer Maik Ratje vermutet, dass sich seine Mannschaft mit dem Aufstieg in die Oberliga verhoben hätte. Foto: Berlin

„Olga ist ein Kümmerer, ein Riesenorganisationstalent“, bescheinigt ihr Maik Ratje. Herzensgut. Zurückhaltend. Und fußballerisch? „Dribbelstark, enge Ballführung. Die gute Seele auf dem Platz kann alle mitreißen.“ Auf ihrem Trikot steht die Nummer 10.

Laura Hellwege schießt zum Ausgleich in den Winkel

Die 10 steht für Mittelfeld, für die kreative Note, für sprichwörtlich tödliche Pässe. „Das Tempo habe ich nicht mehr“, sagt Olga Markus. Aber sie kann mit ihrer Erfahrung das „Spiel ruhiger machen, die Mitspielerinnen coachen und die Bälle verteilen“. Das ist ihr Job. Und den macht sie gut.

So gut, dass Elea Seba in der 54. Minute zur 2:1-Führung nur noch einschieben muss. Der Pass von Olga Markus kommt direkt in den Lauf. Schon der Ausgleich gehört in die Kategorie sehenswert. Vielleicht sogar sensationell. Schließlich trifft Laura Hellwege für O/O kurz nach der Pause aus 20 Metern direkt in den Winkel. Genau das meinte Olga Markus in der Halbzeit. Dinger vorne machen und die Welt sieht anders aus. So einfach kann Fußball sein.

Olga Markus: „Mutter der Mannschaft“

Wenn es nach Olga Markus geht, kann das noch ein paar Jahre so weitergehen. „Solange es Bock bringt.“ „Solange die Knochen halten.“ Bei O/O hat sie als älteste Spielerin auch so eine Art Auftrag. Sie verteilt Aufgaben, sie koordiniert, sie achtet darauf, dass sich alle am Vereinsleben beteiligen. Das beginnt mit dem Schleppen der Tore und geht bis zum Organisieren der Abschlussfeier. Olga Markus packt selbst gern an. Die Bezeichnung „Mutter der Mannschaft“ lächelt sie weg. Aber Protest dagegen legt sie nicht ein.

Zweites Saisonspiel, erster Sieg: Der FC Oste/Oldendorf feiert das 4:2 gegen A/O II in der Landesliga.

Zweites Saisonspiel, erster Sieg: Der FC Oste/Oldendorf feiert das 4:2 gegen A/O II in der Landesliga. Foto: Berlin

Für Aufsteiger SV Ahlerstedt/Ottendorf II trifft Vivien Werner zum 1:0 und zum 2:4. Im zweiten sportlichen Leben ist Werner Faustball-Bundesligaspielerin beim MTV Wangersen. Für O/O gelingt Laura Hellwege in der 58. Minute ihr zweites Tor zum 3:1. Das 4:1 markiert Luisa Wassermann. O/O gewinnt, weil die Rede ins Gewissen vom Coach wirkt und weil sich A/O II von den schnellen Gegentreffern zu langsam erholt.

O/O trauert verpasstem Aufstieg nicht nach

Der FC Oste/Oldendorf ist nach dem 0:6 gegen Überflieger Eintracht Lüneburg in der Vorwoche vermeintlich wieder in der Spur. Schließlich will der Verein in der Landesliga „oben mitspielen“, so Ratje. Die vergangene Spielzeit beendete O/O als Vizemeister mit einem Zähler Rückstand auf Aufsteiger Jeddingen. Diesem Punkt trauert Ratje nicht nach. Vielleicht hätte sich O/O mit dem Aufstieg in die Oberliga verhoben. „Dafür fehlt bei einigen auch ein bisschen der Ehrgeiz“, sagt der Trainer.

Ähnlich sieht das Olga Markus. Sie schnappt sich eine Wasserflasche und schlendert über den Rasen. Im Hier und Jetzt ist alles gut. „Wir haben einen coolen Zusammenhalt. Viele sind Freunde geworden“, erzählt sie. Sie sagt, dass ihr etwas fehlen würde, wenn sie nicht mehr kicken könne. Aber wenn sie irgendwann nicht mehr aktiv sei, werde sie sich anders im Team einbringen. Ein paar tödliche Pässe wird sie bis dahin noch spielen.

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