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TDie Wasserstoff-Zukunft im Landkreis hat begonnen: Das sind die Projekte in der Region

Wasserzüge kommen bei der EVB zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude zum Einsatz.

Wasserzüge kommen bei der EVB zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude zum Einsatz. Foto: Archiv

In Harsefeld-Ohrensen soll ein großer Wasserstoff-Speicher für die Versorgung der Stader Industrie entstehen. Die EVB hat seit kurzem 14 mit Wasserstoff betriebene Züge im Einsatz. Das sind nur zwei Beispiele aus der Region mit Zukunftsperspektiven.

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Von Lars Strüning
Mittwoch, 06.12.2023, 05:50 Uhr

Stade. Niedersachsen ist bei der zukünftigen Energieversorgung „das Powerhouse der Nation“, da ist sich der Wirtschaftsminister des Landes, Olaf Lies (SPD), sicher. Er sprach diese Woche beim Wasserstoff-Tag im Stader Rathaus. Experten aus der Region kamen auf Einladung des Wasserstoffnetzwerks Nordostniedersachsen (H2N.O.N) zusammen und informierten sich über den aktuellen Stand konkreter Projekte. 140 Partner umfasst das Netzwerk, darunter elf Landkreise. Ihr Ziel: Den Nordosten des Landes zur Wasserstoff-Modellregion zu entwickeln.

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Die Wasserstoff-Szene scheint die Zeiten gut gemeinter Ideen hinter sich gebracht zu haben. In vielen Bereichen geht es bereits an die Umsetzung. Der neue Energiehafen mit LNG-Terminal in Stade-Bützfleth mit der Option, später auch grünes Ammoniak zu importieren, ist das wohl größte Projekt. Es gibt aber auch viele kleinere, um die Wasserstoff-Region aufzubauen.

Storengy will in Ohrensen grünen Wasserstoff speichern

Neu für die Öffentlichkeit sind die Pläne von Storengy, in Harsefeld-Ohrensen einen Wasserstoff-Speicher einzurichten. Die Pläne mit Genehmigungsverfahren wurden 2023 gestartet, im Jahr 2030 wird mit der Fertigstellung gerechnet.

Die Salzkavernen in Ohrensen werden bereits genutzt: von der Dow für die Gewinnung von Salz, das als Sole ins Werk nach Stade-Bützfleth transportiert wird, und von Storengy selbst, das dort zwei Kavernen zur Erdgaslagerung betreibt. Jetzt soll grüner, in der Region produzierter Wasserstoff hinzukommen. 5000 Tonnen sollen gespeichert werden. Vorteil: Hyperlink, das neue Wasserstoff-Rohrnetz, schließt hier an und die Stader Chemie-Industrie mit großem Energiebedarf ist auch nicht weit.

Das Projekt, das unter dem Namen „SaltHy“ läuft und in Stade von Storengy-Manager Gunnar Assmann vorgestellt wurde, soll von der EU als „Project of common interest“, also als Projekt von allgemeinem Interesse, gefördert werden. Möglicherweise wird im Zuge der Energiewende einer der beiden Erdgasspeicher in fünf Jahren auf Wasserstoff umgestellt.

Die EVB fährt über Buxtehude nur noch mit Wasserstoff

Nicht mehr ganz neu ist der Einsatz von Wasserstoff als Treibstoff für die EVB-Züge, die zwischen Cuxhaven, Bremerhaven und Buxtehude fahren. Neu ist aber, dass seit Dezember ausschließlich die modernen Triebwagen mit Brennstoffzelle auf der 123 Kilometer langen Strecke mit 21 Stationen pendeln. Zwölf sind täglich im Einsatz, zwei stehen als Reserve zur Verfügung, sagte Thomas Nawrocki von der Landesnahverkehrsgesellschaft. Getankt wird an der weltweit ersten Wasserstofftankstelle für Personenzüge in Bremervörde. Das Zeitalter der Dieselfahrzeuge ist hier abgeschlossen. Sie stehen nur noch für Notfälle bereit.

Noch bezieht die EVB den Wasserstoff von der Dow, ab 2025 will das Unternehmen mit einer eigenen Elektrolyse Wasserstoff herstellen. Dadurch würde die EVB dann im Vergleich zu früher im Jahr 9000 Tonnen weniger CO2 ausstoßen. Zurzeit sind es 4400 Tonnen, so Nawrocki.

Wasserstoff ist allerdings nicht das Allheilmittel im Bahnverkehr. Darauf wies Minister Lies hin. In vielen Bereichen böte sich eine Elektrifizierung mit Grünstrom an, um die umweltbelastenden Dieselloks zu ersetzen. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Erst gut die Hälfte des Streckennetzes im Flächenland Niedersachsen ist laut Nawrocki elektrifiziert.

In Rotenburg wird mit Windkraft grüner Wasserstoff produziert

Die Liste der Wasserstoff-Projekte lässt sich lückenlos fortsetzen: In Cuxhaven werden Versorgerschiffe für die Offshore-Windanlagen mit Wasserstoff angetrieben. In Rotenburg baut die Firma „john becker ingenieure“ den Windpark Wohlsdorf mit acht Anlagen mit einer Elektrolyse, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Der können dem Erdgasnetz beigemischt werden, so Afrin Merchant vom Unternehmen. Das Problem: Wasserstoff ist wegen der hohen Herstellungskosten nicht marktfähig. Staatliche Hilfen bei der Investition und der Bepreisung seien notwendig.

Gewohnt kraftvoll und optimistisch gab sich Olaf Lies. Er ist sich sicher: Energiewende in Deutschland und der EU geht ohne den Norden nicht. Er setzt auf Offshore-Windenergie und Photovoltaik, hält Diskussionen über eine Renaissance der Atomkraft für rückwärtsgewandt.

Minister Lies: Wasserstoff-Produktion auf hoher See

Es gehe nicht alles über grünen Strom, sondern auch über grüne Moleküle - gerade für die Industrie. Doch wo sollen die herkommen? Zum einen aus dem Ausland per Import über die Anleger für verflüssigte Gase wie in Stade oder auch aus eigener Produktion durch große Elektrolyse-Kraftwerke auf dem Meer.

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD): „Niedersachsen ist das Powerhouse der Nation.“

Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD): „Niedersachsen ist das Powerhouse der Nation.“ Foto: Ministerium

Die neue Infrastruktur könne dann auch Export-Länder wie Schottland oder Norwegen anschließen. Zudem müsse an den Speicherkapazitäten gearbeitet werden, allein um die 30 Wasserstoff-Kraftwerke deutschlandweit zu betreiben, die die Stromversorgung mit alternativen Energien stabil halten sollen.

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