T„Diese Schüler sind Gold wert“: Pfiffige Geschäftsideen aus Stade
Birla, Kim-Marlen, Lara und Sedrat (von links) haben in Kooperation mit dem Ankerplatz-Verein einen Ort für kreatives Zusammensein geschaffen. Foto: Stehr
Vom Bio-Müsliriegel über Fußballnetze aus dem Meer bis zum Treffpunkt auf dem Ankerplatz: BBS-Schüler überzeugen mit unternehmerischen Ideen. Eine wurde schon umgesetzt.
Stade. Cremige Erdnussbutter zergeht mit leichter Zimtnote im Mund. Dazu gesellen sich Haferflocken, Sonnenblumenkerne und Datteln. Der selbst gemachte Müsliriegel von Layla, Lewin, Martinez und Naomi-Vanessa schmeckt richtig lecker.
Die Elftklässler des Wirtschaftsgymnasiums der BBS II in Stade haben „Tschüssli Müsli“, einen gesunden Bio-Müsliriegel ohne Zuckerzusatz, im Rahmen eines besonderen Projekts entwickelt und kürzlich beim „Markt der Ideen“ an der Schule vorgestellt.
Kooperation mit Tante Trude aus Buxtehude
„Sustainable Entrepreneurship Education“ (frei übersetzt: Erziehung für nachhaltiges Unternehmertum) ist 2022 in der Elbe-Weser-Region gestartet und findet an der BBS II bereits zum vierten Mal statt.
Schülerteams entwickeln dabei in mehreren Workshops nachhaltige Geschäftsideen und kommen mit Unternehmen aus der Region in Kontakt. Mitarbeiter der PFH Private Hochschule Göttingen am Hansecampus Stade leiten die Workshops.

Layla Höffner und ihr Team haben Müsli-Riegel in Kooperation mit dem Loseladen Tante Trude aus Buxtehude hergestellt. Foto: Stehr
Die Müsli-Gruppe konnte den Loseladen Tante Trude aus Buxtehude für ihre Idee gewinnen. „Wir haben erzählt, was wir vorhaben und vom Loseladen die Zutaten bekommen. Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Layla Höffner.
30 Riegel zum Probieren haben die Schüler daraufhin produziert, einen Businessplan erstellt, ein Verpackungsdesign entworfen und sich einen Werbe-Slogan überlegt: „Mit Tschüssli-Müsli sagst du dem Hunger tschüss“. Layla sagt: „Wir wollen das ganze auf jeden Fall weiterentwickeln.“

Diese Elftklässler wollen aus alten Fischernetzen Sportnetze herstellen. Foto: Stehr
Feuer und Flamme für ihre Idee sind auch Leif, Paul, Henri, Fjonn und Joris. Aus alten Fischernetzen wollen sie Sportnetze herstellen. Ganz neu ist die Idee zwar nicht. Im Gegensatz zum Konkurrenzprojekt Good Net, das sich auf Volleyballnetze spezialisiert hat, wollen die Stader Schüler sich aber auf Fußballnetze konzentrieren.
Der Businessplan der Jungs sieht dafür Partnerschaften mit Unternehmen vor, die herrenlose Fischernetze aus den Meeren holen. Diese sogenannten Ghost-Netze geistern durchs Meer und werden dort zur Gefahr für Meerestiere. „Mit Re.Net verbinden wir Sport und Umweltschutz“, sagt Leif. Um beim Markt der Ideen für ihr Projekt zu werben, haben sie eine Torwand mitgebracht.

Kerstin Wehmeier von der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade probiert selbstgemachte Müsli-Riegel. Foto: Stehr
Beim ersten Schuss getroffen hat Kerstin Wehmeier. Sie ist bei der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade GmbH Projektleiterin für Fachkräfteinitiativen und begeistert von der Motivation der Schülerinnen und Schüler. „Für unsere Wirtschaft sind diese jungen Leute Gold wert“, sagt Wehmeier. Weil sie bei dem PFH-Projekt unter anderem lösungsorientiertes Arbeiten und freies Denken lernen.
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Die Wirtschaftsförderung unterstützt das Projekt und kann nicht nur Kontakte zu Unternehmen herstellen, die kreative Fachkräfte suchen, sondern den jungen Leuten später auch beim Schritt in die Selbstständigkeit helfen.

Kerstin Wehmeier von der Wirtschaftsförderung Landkreis Stade (Mitte) im Gespräch mit Katharina Petersen und Johann Dralle von der PFH. Foto: Stehr
Gefördert werden die Schüler auch im Wirtschaftsunterricht. Hier können sie nach Abschluss des Projekts weiter an ihren Ideen arbeiten. Die Jungs von Re.Net wollen zum Beispiel noch eine Kostenstruktur erstellen. Womöglich lässt sich ihre Idee ja wirklich umsetzen.
Projekt Freizeithafen gegen Vereinsamung
Erfolgreich umgesetzt ist schon die Idee von Birla, Kim-Marlen, Lara, Sedrat und Anna. Die Schülerinnen haben in Kooperation mit dem Ankerplatz-Verein einen offenen Kreativ-Treff organisiert. Beim ersten Termin im Oktober bastelten etwa 20 Teilnehmer gemeinsam Lesezeichen und Armbänder und bemalten Tongefäße.
Mit ihrem Freizeithafen setzen die Elftklässlerinnen auf Inklusion und Gemeinschaft: „Wir wollen Menschen zusammenbringen und vor Vereinsamung schützen“, sagt Lara. Gemeinsam und aktiv Zeit zu verbringen, sei besser für die mentale Gesundheit als allein vor dem Handy zu sitzen.
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„Im Freizeithafen darf man einfach ankommen, teilen, zuhören und auftanken“, heißt es im Businessplan. Das Projekt richtet sich an alle Altersgruppen und soll sich über Spenden finanzieren. Ehrenamtlich wollen die Schülerinnen künftig regelmäßig einen offenen Treff zum Spielen, Basteln oder auch für Theater- und Poetry-Slam-Projekte auf dem Ankerplatz anbieten.
Die Förderung über das Fachkräftebündnis Elbe-Weser für das SEE-Projekt läuft Ende März 2026 aus. Die PFH hat aber bereits einen neuen Förderantrag gestellt, damit im Landkreis Stade auch weiterhin Schüler unternehmerisch gefördert werden können. Der Landkreis Stade unterstützt das Projekt ebenfalls.
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