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Mit 76 Jahren in Rente

TDieser Busfahrer ist im Kreis Stade bekannt wie kein zweiter

Auch nach 50 Jahren bei der KVG schwärmt Egon Heinsohn noch von seiner Arbeit. Künftig will sich der 76-Jährige aber anderen Dingen widmen.

Auch nach 50 Jahren bei der KVG schwärmt Egon Heinsohn noch von seiner Arbeit. Künftig will sich der 76-Jährige aber anderen Dingen widmen. Foto: Tim Fischer

50 Jahre hinter dem Steuer - Krautsand, Hollern-Twielenfleth oder „Linie fahren“ zu AOS und Airbus in Stade: Egon Heinsohn kennt jede KVG-Strecke - und viele ihn. Mit 76 Jahren ist nun Schluss.

Von Tim Parge Dienstag, 21.11.2023, 19:36 Uhr

Stade/Cuxhaven. Am 15. November 1973 trat Egon Heinsohn seinen Dienst bei der KVG Stade an. Er kennt jede KVG-Strecke und war überall einsetzbar. Doch nun geht dieses Kapitel zu Ende. „Egal, wo er im Einsatz war, er war bekannt wie ein bunter Hund“, berichten seine Kollegen.

„Früher war es genauso wie heute - es wurden Mitarbeiter gesucht. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass die KVG Stade Fahrer sucht, da habe ich mich beworben“, erinnert sich Egon Heinsohn. Zu dem Zeitpunkt habe er auch vier andere Stellen gehabt, bei denen er hätte arbeiten können. „Aber ich habe mich für die KVG entschieden. Angefangen hat damals alles in einem alten Mercedes-Bus ohne Lenkhilfe, das ist kein Vergleich zu den Bussen von heute“, erzählt der 76-Jährige. Am Anfang musste er einen Tag in die Werkstatt, um die Fahrzeuge kennenzulernen. Dann ging es auch schon in den Berufsverkehr. „Ich bin zum AOS (Aluminiumoxid-Werke Stade) und zu Airbus gefahren. Da sind wir im Schichtbetrieb gefahren, Tag und Nacht. Eine Woche früh, eine Woche spät“, schildert der gebürtige Wanhödener.

Klirrende Kälte und extreme Schneefälle

An ein Ereignis erinnert sich Heinsohn besonders gut: Klirrende Kälte und extreme Schneefälle stürzten den Norden im Winter 1978/79 ins Chaos. Die Schneemassen waren noch nicht abgetaut, als es im Februar 1979 erneut zu heftigen Schneefällen und Katastrophenalarm in mehreren Landesteilen kam. „Ich musste damals per Anhalter oder zu Fuß von Wanna nach Otterndorf zu meinem Bus, um die Arbeiter nach Stade zu bringen. Von Wanna nach Nordleda war es besonders schwer, da konnte ich zum Glück manchmal auf dem Trecker mit dem Milchwagen mitfahren.“

„Nie Probleme mit den Fahrgästen“

Von Otterndorf ging es dann über die verschneite B73 nach Stade: „Wir sind um fünf Uhr los und waren erst um 14 Uhr wieder zurück“, berichtet Heinsohn. „Und für die Tage, an denen wir nicht fahren konnten, mussten wir aber keinen Urlaub nehmen, wir wurden trotzdem bezahlt. Das Geld war 50 Jahre lang immer pünktlich auf dem Konto.“ Und Mobiltelefone gab es früher auch nicht. Damals griff der Disponent der KVG schon mal zum Hörer und rief Heinsohns Nachbarn an: „Die haben dann meiner Frau gesagt, wohin ich am nächsten Tag fahren muss. Heute undenkbar“, erinnert sich Egon Heinsohn und lacht.

„Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Frau, die Enkelkinder und den Garten“

„Mir hat alles an der Arbeit gefallen. Besonders gerne habe ich die Kinder zur Schule gefahren. Aber auch die Arbeit als Betriebsratsvorsitzender von 1996 bis 2012 war anspruchsvoll“, erzählt er. In dieser Zeit setzte sich Heinsohn für seine Kollegen ein und gab sein Wissen auch an die Jüngeren weiter. „Ich hatte auch nie Probleme mit den Fahrgästen“, schwärmt Heinsohn. Einer der Gründe, warum er mit 65 nicht aufhören wollte.

In Stade gab es zu diesem Zeitpunkt zwar keine freie Stelle, doch in Cuxhaven war noch Platz für den erfahrenen Busfahrer. Zehn Jahre war er hier im Einsatz, doch jetzt ist Schluss: „Es war eine schöne Zeit, sonst hätte ich hier auch nicht 50 Jahre gearbeitet. Schimpfen musste ich trotzdem viel“, scherzt er und ergänzt: „Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Frau, die Enkelkinder und den Garten. Ich bin jetzt zu Hause angestellt.“

Seit über 50 Jahren ist Egon Heinsohn auch mit seiner Frau verheiratet, mit der er drei Kinder hat. „Ohne meine Frau hätte ich meinen Beruf bei der KVG nicht so viele Jahre ausüben können. Sie hat immer dafür gesorgt, dass ich rechtzeitig aufgestanden bin. Aber auch sonst hat sie mir immer den Rücken gestärkt.“

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