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Wahlkreis Stade II

TDieser junge Grüne mit Fahrrad will in den Bundestag

Christopher Jesse (21) gehört für die Grünen dem Kreistag in Cuxhaven an.

Christopher Jesse (21) gehört für die Grünen dem Kreistag in Cuxhaven an. Foto: Potschka

Mit nur 21 Jahren fühlt sich Christopher Jesse zu Höherem berufen. Der Cuxhavener will im Wahlkreis Cuxhaven/Stade II kandidieren. Wofür er steht.

Von Jens Potschka Dienstag, 24.09.2024, 19:00 Uhr

Cuxhaven/Stade. Mit gerade einmal 18 Jahren zog Christopher Jesse im November 2021 als damals jüngstes Mitglied in den Kreistag Cuxhaven ein. Der junge Mann wurde seinerzeit über Fridays for Future politisch sozialisiert. Mittlerweile ist er für die Bereiche Personal, Hochbau und für das Ordnungswesen in der Fraktion der Grünen im Kreistag zuständig. Da passt es gut, dass er soeben seine Ausbildung als Verwaltungsfachwirt beim Landkreis erfolgreich abgeschlossen hat und sich jetzt für die „gehobene Beamtenlaufbahn“ weiterbildet.

Kritik an Gasbohrungen vor Borkum

„Einer der ausschlaggebenden Punkte in die Politik zu gehen, war für mich das Thema Borkum und die vor der Insel durchgeführten Gasbohrungen“, erinnert sich Jesse und fügt hinzu: „Ich kann es nicht begreifen, dass es genehmigt worden ist, dass man mitten im Naturschutzgebiet Wattenmeer vor Borkum nach Gas bohren durfte.“

Die aktuellen Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten hätten dazu geführt, dass der so wichtige Klimaschutz wieder ins Hintertreffen geraten sei. „Deswegen möchte ich mich bewerben, diesen wichtigen Themenkomplex wieder nach vorn zu stellen“, sagt Christopher Jesse mit Blick auf die nächste Bundestagswahl.

„Wir sind abhängig vom Meer und den Ökosystemen“

„Ich hoffe, dass wir unser Land weiterhin mit einer demokratischen Mehrheit regieren können. Ich kämpfe dafür, dass die AFD im nächsten Bundestag nicht so stark wird“, sagt der junge Kommunalpolitiker, der in seinem Wahlkampf besonders die Themen Meeres- und Küstenschutz sowie Klimaschutz in den Vordergrund stellen will, weil diese Themen die Region besonders betreffen.

„Das ist einfach unsere Lebensgrundlage. Wir sind abhängig vom Meer und den Ökosystemen. Sie müssen funktionieren, damit auch wir leben können. Wir sehen leider, dass es dem Wattenmeer nicht gut geht. Die Elbvertiefung hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Wattenmeer krank geworden ist.“ Die sich daraus ergebenden Zukunftsängste seien nicht einfach Emotionen, die man mit „besserer Kommunikation“ wieder ausbügeln könne. „Durch den Meeresspiegelanstieg sind unsere Küsten dramatisch gefährdet. Ohne ausreichenden Klimaschutz verlieren wir unsere Küstenregionen und viele weitere Lebensgrundlagen.“

„Die kommunalen Haushalte sehen nicht rosig aus“

Als Verwaltungsfachwirt interessiert sich Christopher Jesse besonders für die Finanzausstattung der Kommunen. „Die kommunalen Haushalte sehen nicht rosig aus. Wir haben im Landkreis Kommunen, die vor einer dramatischen Lage stehen“, sagt Jesse und blickt dabei auf die „freiwilligen Aufgaben“, von denen einige Gefahr laufen, gestrichen zu werden, wenn das Geld noch knapper wird. Schwimmbäder, Kulturstätten und Sportförderung könnten gegebenenfalls wegfallen, weil es den Kommunen schlicht an Geldern fehle.

„Deswegen ist es wichtig, im Bundeswahlkampf dafür zu kämpfen, dass wir, wenn wir noch einmal in die Regierungsverantwortung kommen, die Schuldenbremse so lockern, dass wieder Investitionen in unsere Lebensgrundlagen möglich sind, wie beispielsweise in unsere Infrastruktur“, sagt Christopher Jesse, der zuversichtlich auf die kommenden Monate blickt. „Ich freue mich auf eine aufregende und spannende Zeit. Wir haben viel Arbeit vor uns und eine Menge Krisen zu meistern.“

Grünen-Fraktionschefin spricht von ernsthafter Lage für Partei

Nach dem schlechten Abschneiden der Grünen bei der Wahl in Brandenburg zeigt sich die Bundestags-Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann besorgt. „Das ist eine sehr ernsthafte Lage für uns als Partei, denn es ist nach der Europawahl die dritte Landtagswahl in Folge, die wir verloren haben“, sagte sie in Berlin. Dies gelte es nüchtern zu analysieren.

Es müsse allen demokratischen Parteien zu denken geben, dass bei den Wahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zwei Parteien Gewinne verzeichneten, „die auf billigen Populismus und Putins Einflussnahme auf Demokratien setzen“. Damit meint sie die AfD und das Bündnis Sahra Wagenknecht.

Die Grünen in Brandenburg hatten bei der Landtagswahl am Sonntag drastische Verluste erlitten und kamen nach dem vorläufigen Ergebnis auf 4,1 Prozent. Da sie auch kein Direktmandat gewannen, werden sie künftig nicht im Landtag vertreten sein. „Wir haben in Brandenburg ein sehr enttäuschendes Ergebnis erzielt“, sagte Haßelmann. „Das ist eine schwere Niederlage für uns.“ (dpa)

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