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Lobbyarbeit

TDieses Trio vertritt jetzt mehr als 2000 Landwirte im Landkreis Stade

Jan Dammann, Jan Plath und Steffen Tobaben-Mehrkens (von links) vertreten die Bauern des Landkreises als Landvolk-Vorstand.

Jan Dammann, Jan Plath und Steffen Tobaben-Mehrkens (von links) vertreten die Bauern des Landkreises als Landvolk-Vorstand. Foto: Ahrens

Nach mehr als 20 Jahren hat die Interessenvertretung der Bauern im Landkreis neue Gesichter. Jan Plath, Steffen Tobaben-Mehrkens und Jan Dammann bilden den neuen Vorstands des Landvolks. Wer sie sind - und was sie vorhaben.

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Von Sophia Ahrens
Montag, 06.05.2024, 05:50 Uhr

Landkreis. Die Ära von Johann Knabbe ist zu Ende - zumindest im Landvolk. 22 Jahre lang war er dort Vorsitzender und hat die Interessen der Bauern auch öffentlich vertreten. Gleichzeitig war und ist er Kreislandwirt - und wird das auch noch zwei Jahre lang bleiben.

Seine Fußstapfen sind groß, das klang auf seiner Verabschiedung in der vollen Harsefelder Festhalle an. Menschen für ein Ehrenamt zu finden, wird immer schwieriger. Doch ein Erfahrener und zwei Neue haben sich der Aufgabe in der Interessenvertretung angenommen. Sie bilden seit März den geschäftsführenden Vorstand.

Mehr Aufgabenteilung im Vorstand

Jan Plath ist mit den Strukturen des Landvolks schon vertraut. Seit Jahren war er Knabbes Stellvertreter und ist im geschäftsführenden Vorstand aktiv. „Ich sehe die Arbeit als wichtig an“, sagt der 56-Jährige. Seit Kurzem arbeitet sein Sohn mit in dem Milchviehbetrieb im Bützflethermoor. Für Jan Plath ergab das die Möglichkeit, sich dem aufwändigen Ehrenamt als Vorsitzender zu widmen.

Plath ist zwar der Erste Vorsitzende des Landvolks, doch der Vorstand will fortführen, womit in der Ära Knabbe schon begonnen wurde: mehr Aufgabenteilung. Seine beiden Stellvertreter sollen daher in Zukunft ebenfalls eine größere Rolle im Verband spielen und ihre eigenen Schwerpunkte setzen.

Steffen Tobaben-Mehrkens hat sich in den vergangenen drei Jahren schon mit den Aufgaben vertraut gemacht - doch im geschäftsführenden Vorstand ist er neu. „Man muss da erstmal reinwachsen.“ Der 36-Jährige bewirtschaftet in Beckdorf einen Betrieb mit dem Schwerpunkt Legehennen in Freiland- und Bodenhaltung.

Landvolk kombiniert Politik und Betriebswirtschaft

Ein besonderes Anliegen ist ihm dort die Direktvermarktung: Er vertreibt seine 9000 Eier pro Tag komplett selbst an die Abnehmer. Zusätzlich betreibt er Schweinemast und baut Kartoffeln an. „Es gibt genug Berufskollegen die sagen: Macht mal was. Aber selbst nichts tun.“ Der Familienvater will nun mit anpacken.

Jan Dammann aus Issendorf hatte mit der Vorstandsarbeit bisher wenig zu tun. „Aber ich habe immer selbst Landvolk-Dienstleistungen in Anspruch genommen.“ Als der Anruf vom Ex-Vorsitzenden kam, entschloss der 46-Jährige sich, den Verband zu unterstützen. Für den Harsefelder Ratsherren ist es eine interessante Kombination aus Kommunalpolitik und Betriebswirtschaft. Auch er ist künftig Stellvertreter und komplettiert das Dreierteam. In Issendorf hat er 2008 einen Betrieb in siebter Generation übernommen. Den bewirtschaftet er mit Mastschweinen, Biogas und Ackerbau.

Die Vorstellung des neuen Vorstands zeigt: Jeder hat seinen eigenen Schwerpunkt und andere Expertisen. „Wir decken viele Berufszweige und Regionen ab“, freut sich Jan Plath. Diese Stärke wollen sie nutzen. Alle haben aber eines gemeinsam: Jeder von ihnen ist in seinem Wohnort schon seit Jahren sogenannte Ortsvertrauensperson.

Im Landkreis Stade so gut wie alle Zweige vertreten

Ihre Mischung passt ideal zum Landkreis Stade - denn die Landwirtschaft hierzulange ist vielfältig wie kaum woanders. Obstbau, Ackerbau, Tierhaltung, Biogas: So gut wie alle Betriebszweige sind in der Region vertreten. So sei oft ein regionaler Kreislauf aus Futteranbau, Abnehmern und Weiterverwertung von Abfallprodukten möglich.

Im Landkreis Stade gibt es besonders viele Organisationen von Experten. Neben Landvolk haben sich beispielsweise auch Maschinenring und Beratungsringe etabliert. „Hier in der Region sind so viel Know-how und Menschen, die man sofort fragen kann“, sagt Jan Dammann. Auf diesen Austausch will der Vorstand auch künftig weiter bauen.

Nach einer so langen Amtszeit vom Vorgänger braucht es eine Findungsphase. Johann Knabbe war bei den Bauernprotesten noch an vorderster Front mit dabei. Mit den ausgelösten Debatten und der Lobbyarbeit befassen sich jetzt seine drei Nachfolger. Ein weiteres großes Thema im Landkreis, dass das Trio auf der Agenda hat: Flächenenteignung und das Thema Moore.

Vorstand will sich Enteignung und Mooren annehmen

Das Gebiet „Moore bei Sauensiek“ sorgte Anfang des Jahres für Aufregung. Mehr als 30 Landwirte hatten das geplante Naturschutzgebiet gestoppt, weil sie um ihre Existenz fürchten. „Klimaschutz muss sein, keine Frage“, betont Jan Plath. Doch der Fall sei ein Beispiel für Entscheidungen, die auf alter Datengrundlage getroffen würden. Viele der Flächen seien gar kein Moor mehr. „Das sind Landwirte, die wirtschaften vorbildlich sind, aber bedroht durch ihre Betriebskulisse“, sagt Tobaben-Mehrkens.

Das Thema Flächenenteignung spielt eine immer größere Rolle. Der neue Landvolk-Vorstand will sich dafür einsetzen, dass Naturschutz umgesetzt wird - aber mit verlässlichen Daten, Wissenschaft und Expertise aus der Landwirtschaft.

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