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Umweltverbände

T„Dramatisch“: Stopp von A1- und A26-Ost-Ausbau gefordert

Ende 2026 soll die A26-Ost an die A7 angebunden sein.

Ende 2026 soll die A26-Ost an die A7 angebunden sein. Foto: dpa

Die Unterlagen für die Autobahn-Erweiterung liegen öffentlich aus. Jetzt kommt die Generalkritik der Umweltverbände. Unterstützung kommt vom Senator.

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Von Tim Parge
Montag, 27.11.2023, 19:04 Uhr

Hamburg. BUND, Nabu und AG Naturschutz in Hamburg haben in ihrer Stellungnahme zum achtspurigen Ausbau der A1 „erhebliche Mängel in der Planung“ sowie eine „sträfliche Missachtung der bundesdeutschen Klimaschutzgesetzgebung“ beklagt. Daneben sehen die Umweltverbände vor allem negative Auswirkungen auf Naturräume entlang der Autobahn. So werden laut Umweltschützern sensible ökologische Bereiche entlang der A1 mit Blick auf geschützte Lebensräume und Arten sowie hinsichtlich ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher degradiert oder sogar zerstört.

Mit dem Holzhafen, dem Heuckenlock, der Rhee und der Auenlandschaft Obere Tideelbe seien gleich mehrere Naturschutz- und Natura-2000-Gebiete entlang der A1 direkt von Flächenverlust und ökologischer Entwertung betroffen.

Die Planungen für den Ausbau der Autobahn 1 im Süderelbe-Raum hatten im September Fahrt aufgenommen. Die zuständige Planungsgesellschaft Deges hatte die Planfeststellungsunterlagen für den nördlichen Abschnitt des A1-Ausbaus bei der zuständigen Behörde eingereicht. Der 5,3 Kilometer lange Abschnitt ist der längste im Projekt A1 und umfasst auch die neue Süderelbbrücke und die Anbindung an die zukünftige A26 Ost. Der Baubeginn ist für 2026 geplant. 2032 soll der Streckenabschnitt dann komplett achtstreifig befahrbar sein.

A1-Ausbau: Wo Naturschützer Verlust von Waldflächen beklagen

„Sowohl die A1 als auch die – angesichts eines nachhaltigen Hafenabschwungs überflüssig gewordene – Hafenpassage A26 Ost sind völlig aus der Zeit gefallen. Vor dem Hintergrund der politisch forcierten Mobilitätswende mit einer Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene sind aus Sicht von Nabu, BUND und AG Naturschutz veraltete Fernstraßenausbauten nicht mehr mit ,zwingenden Gründen des öffentlichen Interesses‘ zu rechtfertigen“, kritisierten die Umweltverbände: „Wirklich ‚zwingende‘ Gründe oder ein echtes ‚herausragendes öffentliches Interesse‘ wäre angesichts einer zunehmend sicht- und fühlbaren Klima- und Naturkrise der Verzicht auf den weiteren Neu- und Ausbau von Autobahnen.“

Der Stadt Hamburg und dem Bundesverkehrsministerium wird ein Mangel an Gestaltungswillen vorgeworfen. Besser fürs Klima sei, nun endlich die kaputt gesparte Bahn von Grund auf zu sanieren und den ÖPNV zu stärken, sagt Sabine Sommer, Vorsitzende des BUND Hamburg.

Der Verband rechne mit einem Verlust von sieben Hektar Waldfläche sowie streng geschützter Biotope entlang der Ausbaustrecke. Entsprechende Ausgleichsflächen für die Baumaßnahme direkt in der Süderelbe-Region seien nicht berücksichtigt, ein Artensterben die Folge. „Geplante Ersatzgeldzahlungen für nicht ausgleichbare Baumverluste und Teilverluste des Schutzgutes Tiere und Pflanzen sowie der Ersatz von insgesamt sieben Hektar Wald in Mecklenburg-Vorpommern für die Autobahn A1 nützen vielleicht dem Vorhabensträger für ein schlankes Verfahren, nicht aber der Natur“, heißt es weiter.

Rechne man zu den sieben Hektar Waldverlust für die A1 noch die Abholzung von acht Hektar Wald für die geplante Wohnbebauung am Ernst-August-Kanal in Wilhelmsburg sowie den Verlust von 40 Hektar wertvoller Moorfläche für die A26-Ost bei Moorburg dazu, werde deutlich, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Umfang die „dramatische Naturverlustentwicklung allein im Bundesland Hamburg voranschreitet“, sagt Malte Siegert, Vorsitzender vom Nabu Hamburg.

Unterstützung für A26 Ost-Aus von Umweltsenator Kerstan

BUND, Nabu und AG Naturschutz fordern das Aus der vorgelegten Planung, zumindest aber eine Anpassung.

Auch Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan sprach sich jüngst gegen den Bau der A26 Ost aus, der im rot-grünen Koalitionsvertrag vereinbart ist. Die neue Autobahn sei nicht mehr zu rechtfertigen, sagte er. „Man darf nicht extrem teure klima- und umweltschädliche Infrastrukturen für Hafen und Verkehre bauen, die man vielleicht in dieser Form gar nicht mehr brauchen wird.“

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