TDramatischer Ärztemangel: Cuxhaven hat keinen Kardiologen mehr

Die Kassenärztliche Vereinigung bemängelt die kardiologische Unterversorgung in Cuxhaven. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Seit April ist der Kassensitz der Kardiologie in Cuxhaven verwaist. Dr. Stephan Brune, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung in Stade, ist besorgt um das Patientenwohl. Er findet deutliche Worte Richtung Helios-Konzern.
Kreis Cuxhaven. Er ist in mehrfacher Hinsicht besorgt. Dr. Stephan Brune ist Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Stade und in Stade als praktizierender Kardiologe tätig. Dass die Helios-Klinik in Cuxhaven einen kassenärztlichen Sitz seit April nicht besetzt hat, betrifft seine Praxis ganz direkt.
Verzweifelte herzkranke Patienten flehten um einen Termin. „Wir hatten schon weinende Menschen am Telefon“, schildert der Facharzt für Herz- und Kreislauferkrankungen den Ernst der Lage.
Bei einem Kardiologenkongress in London in der vorigen Woche traf er auf Kollegen aus Bremerhaven. Sie hätten ihm ebenfalls gespiegelt, dass sie bereits eine erhebliche Anzahl Patienten aus Cuxhaven aufgenommen haben.

Dr. Stephan Brune, Vorsitzender der KV Stade, findet deutliche Worte. Foto: red
„Ich befürchte aber, dass nicht alle herzkranken Patienten aus Cuxhaven versorgt sind“, so Dr. Brune. „Wir in Stade und Bremerhaven können das nicht alles auffangen.“
Mangel an Kardiologen: Die Folgen können gravierend sein
Die Folgen können laut Dr. Brune gravierend sein: „Wenn Krankenhauskonzerne Kassensitze haben und sie nicht abgeben oder besetzen, dann kommt es zu einem Versorgungsengpass. Die Medizin hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht, so dass Herzpatienten heute länger leben können, aber dafür bedürfen sie ambulanter Versorgung. Wenn aber diese nicht gewährleistet ist, gefährdet es das Patientenleben. Gerade bei Herzkranken geht es um Leben und Tod. Sie benötigen eine gute ambulante Versorgung.“
Nach Dr. Müntze: Kardiologen-Stelle in Cuxhaven vakant
Der geschätzte Kardiologe Dr. Müntze praktizierte 30 Jahre lang in Cuxhaven. Allerdings führte er die Praxis in den vergangenen Jahren nicht mehr selbstständig, sondern als angestellter Arzt. Seit dem Verkauf an den Helios-Konzern gehörte seine Praxis als MVZ (Medizinisches Versorgungszentrum) Cuxhaven zum GesundheitsNetzwerk Cuxland GmbH, Bestandteil der Helios-Gruppe. Ein nahtloser Übergang in dieser kardiologischen Facharztpraxis war nicht möglich, weil sich kein Nachfolger fand, so dass die Stelle seit April vakant ist.

30 Jahre lang praktizierte der weit über die Cuxhavener Stadtgrenzen bekannte Kardiologe Dr. Müntze. Foto: Reese-Winne
Und wie sieht die Lage gegenwärtig aus? Katharina Recht, Sprecherin der Helios-Klinik Cuxhaven, teilt auf Nachfrage unseres Medienhauses mit: „Der Helios-Konzern ist weiterhin bestrebt, den Kassenarztsitz von Dr. Müntze noch in diesem Jahr nachzubesetzen.“ Derzeit befinde man sich in umfangreichen Abstimmungen mit Partnern und Ärzten, damit eine dauerhafte Versorgung der kardiologischen Patienten in und um Cuxhaven gestaltet werden könne. „Hierbei müssen auch die jeweiligen Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen erfüllt werden, so dass wir positiv gestimmt sind, dass die ehemalige Praxis von Dr. Müntze noch in diesem Jahr wieder öffnen kann“, so die abschließende Stellungnahme.
Nichtbesetzen von Stellen: Beweis, dass das System nicht funktioniert
Der KV-Vorsitzende Dr. Brune macht keinen Hehl daraus, dass er kein Freund davon ist, dass Klinikkonzerne wie Helios Kassensitze aufkaufen. Das Nichtbesetzen von Stellen in einem Krankenhauskonzern sei doch der Beweis dafür, dass das System nicht funktioniere, findet der Mediziner. Hinzu komme, dass ein selbstständiger Kardiologe nachweislich mehr Patienten behandele als ein angestellter Arzt.
Dr. Brune ist auch Vorsitzender der niedersächsischen Kardiologen und weiß aus dieser Funktion heraus, dass es durchaus Interessenten für einen selbstständigen Praxissitz gibt, die allerdings nicht bei Helios angestellt sein möchten.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erscheint in Kooperation mit der Nordsee-Zeitung.