TDrochtersen: Hoffnungen auf Hallenbad-Neubau sind erneut geplatzt

Das Drochterser Hallenbad: technisch veraltet und ein mächtiger Zuschussbetrieb für die Gemeinde.
Der Bund fördert in diesem Jahr 68 kommunale Einrichtungen wie Sport-, Jugend- und Kulturstätten mit 200 Millionen Euro. Drochtersens Hallenbad ist wieder nicht dabei. Das sind die Gründe.
Drochtersen. Kurz vor Ostern erhielt die Gemeinde Drochtersen erneut die Mitteilung, dass es dieses Jahr keine Förderung für den Neubau des Hallenbades gibt. Bereits zum dritten Mal hatte die Gemeinde versucht, über ein Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur Förder-Millionen anzuzapfen. Ohne Erfolg.
676 Kommunen und Landkreise hatten sich mit 812 Projekten beworben. 68 Einrichtungen werden dieses Jahr gefördert, darunter auch Hallenbäder etwa in Weingarten, Chemnitz oder Gammertingen. Aber eben nicht in Drochtersen. Zur Verfügung standen 200 Millionen - der Fördertopf war aufgrund der Haushaltsmisere des Bundes um rund die Hälfte geschrumpft worden.
Parteien setzen auf weitere Förderanträge
Die Enttäuschung in Drochtersen ist groß. „Wir sind leider durchs Raster gefallen. Das ist sehr schade, wir hatten uns diesmal doch größere Hoffnungen gemacht“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Kai Schildt. Die Gründe für die erneute Absage seien auch ihm nicht bekannt. „Aber es gab eben weit über 600 Bewerbungen und der Topf war nicht mehr so gut gefüllt.“ Klar ist eines, und da sind sich alle Fraktionen im Drochterser Kommunalparlament einig: „Ohne Förderungen kriegen wir mit unserem Haushalt zurzeit keinen Neubau gestemmt“, so Schildt.
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„Die Unterhaltungskosten für das Hallenbad steigen“, sagte Hannes Hatecke, Fraktionschef der CDU. Wir müssen uns weiter um Förderung bemühen. Bei den Elbstromdörfern in Assel, Wethe, Barnkrug und Ritsch haben wir ja gesehen, dass so etwas irgendwann klappen kann. Vielleicht muss man angesichts der niedrigen Erfolgsquoten bei so vielen bundesweiten Anträgen einfach zehn Anträge schreiben, bevor einer erfolgreich ist.“
Alternative Planungen
Kai Schildt (SPD) geht davon aus, dass eine Förderzusage schon in den kommenden ein, zwei Jahren kommen müsste. Die Technik des alten Hallenbades werde schließlich nicht besser. Eventuell müsse Drochtersen ja doch noch einmal umplanen und schauen, was mit einer Renovierung möglich sei - selbst wenn die Hallenbad-Studie einen Neubau letzthin als günstigere Möglichkeit ergeben hatte.
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Auch FWG-Fraktionsvorsitzender Cornelius van Lessen findet, „ein, zwei Versuche mit Förderanträgen sollten wir noch machen“. Ansonsten könne Drochtersen überlegen, das Bad dichtzumachen oder über eine zu gründende neue kommunale Gesellschaft für erneuerbare Energien und gegebenenfalls neue Steuern einen Neubau querzufinanzieren. Mike Eckhoff, Bürgermeister und Vorsitzender des Hallenbad-Fördervereins, sagte, die Politik und der Förderverein müssten sich auch über Alternativen Gedanken machen.
Zuschussbedarf jährlich bei über 300.000 Euro
Die Gemeinde hat für das Hallenbad Investitionskosten in Höhe von rund 13,44 Millionen Euro kalkuliert und über mehrere Jahre im Haushalt 2024 und in der mittelfristigen Finanzplanung eingestellt. Aus der beantragten Förderung hatte die Gemeinde mit Einnahmen von rund sechs Millionen Euro für ein neues Bad gerechnet.
Im Pandemiejahr 2020 lag der Kostendeckungsgrad des Hallenbadbetriebs bei gerade einmal rund 21,4 Prozent. Das statistische Jahresdefizit bei rund 20.800 Besuchern lag bei 14,60 Euro pro Besucher. Für das Jahr 2022, als die Besucherzahl bei rund 33.000 lag, geht Kämmerer Marcus Pritsch von einem Zuschussbedarf von rund 330.000 Euro aus - das wären grob geschätzt 10 Euro Defizit pro Gast.