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Kreis Stade

TDrohender Eier-Engpass zu Ostern? Das sagen regionale Produzenten

Oliver Holtermann hat seinen Hof in Harsefeld und verkauft das „Premium-Ei“ als ein in dieser Kategorie überprüftes und vom Tierschutzbund eingestuftes Produkt.

Oliver Holtermann hat seinen Hof in Harsefeld und verkauft das „Premium-Ei“ als ein in dieser Kategorie überprüftes und vom Tierschutzbund eingestuftes Produkt. Foto: privat

Ist Ostern im Kreis Stade noch zu retten? Eier könnten dann in Supermärkten ein rares Gut sein. So schätzen zwei der bekanntesten Legehennenhalter im Kreis Stade die Lagen ein.

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Von Miriam Fehlbus,
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Von Karsten Wisser
Mittwoch, 05.03.2025, 11:50 Uhr

Landkreis. Nicht nur in den USA sorgt die Vogelgrippe dafür, dass Millionen Hühner getötet werden müssen. Auch in europäischen Nachbarländern wie Polen sind die Legehennenställe massiv betroffen. Die Folge: Es gibt viel weniger Eier als sonst, und das ausgerechnet vor Ostern. Haben wir eine Eierkrise?

Eierverfügbarkeitsmenge nie so gering wie jetzt

„Ja und nein“, sagt Henner Schönecke. Er ist seit 2001 Geschäftsführer des Familienbetriebes Schönecke in Elstorf. 50.000 Legehennen sorgen hier für Eier-Nachschub, zum größten Teil in Freilandhaltung. Verkauft werden die Eier in Supermärkten, eigenen Läden und auf Märkten in der Region. „Die Eierverfügbarkeitsmenge war noch nie so gering wie jetzt“, bestätigt Henner Schönecke, bis Ende 2024 sechs Jahre lang Präsident des Bundesverbands Ei. Dafür gebe es zwei Gründe.

„Das Ei ist im Vergleich zum Fleisch immer noch ein relativ günstiges Produkt“, sagt der Elstorfer. „Außerdem essen es fast alle, auch Vegetarier.“ Dem Bauernverband zufolge lag der bundesweite Pro-Kopf-Verbrauch 2024 bei 244 Eiern. Das ist ein Plus von acht Eiern im Vergleich zum Vorjahr.

Polen stark von Vogelgrippe betroffen

Zum anderen seien aber auch in Deutschland die Auswirkungen der Vogelgrippe zu spüren. Die durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die laut Friedrich-Löffler-Institut ihren natürlichen Wirt im wilden Wasservogel hat, ist für Hausgeflügel hochansteckend. Betroffene Bestände werden getötet.

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In Deutschland gibt es in den letzten 28 Tagen kaum Betriebe, in denen Vogelgrippe oder Geflügelpest aufgetreten ist. Aber bei Eiern liegt der Selbstversorgungsgrad bei 73 Prozent. Von den importierten Schaleneiern stammen 75 Prozent aus den Niederlanden, gefolgt von Polen mit zwölf Prozent. „Polen ist derzeit relativ stark von der Vogelgrippe betroffen“, sagt Henner Schönecke. Zu Jahresbeginn waren riesige Betriebe betroffen. Und die Probleme in den USA würden auch dazu führen, dass internationale Handelsströme umgelenkt würden.

Bunte Eier sind derzeit schwerer zu bekommen

Der neue Präsident des Bundesverbands Ei, Hans-Peter Goldnick aus der Region Bad Segeberg, hatte bereits bei der Deutschen Presseagentur Entwarnung für Engpässe in deutschen Osternestern gegeben. „Eier sind aktuell knapp“, sagte er. „Aber wir werden zu Ostern genügend Eier haben.“ Denkbar hingegen seien einzelne Engpässe zum Beispiel bei manchen Sortierungen. Das kann Henner Schönecke bestätigen: „Wir haben im Moment Probleme, bunte Eier zu bekommen“, sagt er.

Langfristige Verträge mit Einzelhandel

Für Oliver Holtermann aus Harsefeld beginnt das Geschäft mit den bunten Eiern Mitte März. Von da an werden seine vom Tierschutzbund in der Premiumklasse eingestuften Eier aus Freilandhaltung teilweise eingefärbt. Holtermann verkauft die Eier von seinen knapp 20.000 Legehennen an Supermärkte im Hamburger Umland und der Region. Zu gewohnten Preisen übrigens, davon geht der Landwirt bei den Geschäften, die er beliefert, aus. Die Verträge mit dem Einzelhandel würden langfristig gemacht.

Einfach mal zwei Eier pro Tag: Das gibt‘s nicht

Frei verfügbare Eier auf dem Markt gebe es deshalb eigentlich gar nicht. Die „Produktion“ lasse sich auch kaum hochfahren. „Den Mädels einfach zu sagen, heute legt ihr mal zwei Eier, das klappt nicht“, sagt Holtermann über seine Legehennen. So blicken die Eier-Produzenten eher entspannt und ohne Spekulationsgewinne auf die nächsten Wochen. Preise von 80 Cent bis 1 Euro Pro Ei wie in den USA wird es nicht geben.

Das Allzeithoch der Großhandelspreise für Eier liegt laut einem Bericht der Deutschen Eier-Union bei knapp 18 Cent für ein weißes Ei, Gewichtsklasse M und unterste Haltungsform. Das sind etwa vier Cent mehr als sonst pro Ei.

Ob es gut ist, den Rat abzugeben, sich rechtzeitig vor Ostern mit Eiern zu bevorraten, darüber gibt es geteilte Meinungen. Oliver Holtermann erinnert an die Toilettenpapierkrise zu Corona-Zeiten. „Jeder brauchte plötzlich Toilettenpapier“, sagt er. „Wir können die regionale Versorgung mit Eiern sicherstellen“, fügt er hinzu. Und das sei ohnehin besser: regional einkaufen.

Henner Schönecke ist seit 2001 Geschäftsführer des Familienunternehmens, das in eigenen Läden, auf Wochenmärkten und in Supermärkten Eier verkauft.

Henner Schönecke ist seit 2001 Geschäftsführer des Familienunternehmens, das in eigenen Läden, auf Wochenmärkten und in Supermärkten Eier verkauft. Foto: privat

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