TDrohne fliegt 180 Kilometer übers Meer: Revolution in Offshore-Industrie?

Die Drohne der Bremer Firma Hanseatic Aviation Solutions ist 3,6 Meter breit. Foto: Droniq GmbH
Der technologische Durchbruch könnte die Zukunft der Offshore-Industrie verändern und bietet eine umweltfreundliche Alternative.
Cuxhaven/Helgoland. Erstmals ist eine Drohne 180 Kilometer von Cuxhaven nach Helgoland und zurück geflogen - außerhalb der Piloten-Sichtweite und im Zusammenspiel mit Flug- und Schiffsverkehr. Das eröffnet Chancen für die Offshore-Industrie.
Das teilte das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM) mit, von dessen Offshore Drone Campus in Cuxhaven die Drohne koordiniert wurde. Projektpartner Droniq stellte den Piloten. Die genutzte Drohne der Bremer Firma Hanseatic Aviation Solutions wiegt 25 Kilogramm und erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von 100 Kilometern pro Stunde.
Für Start und Landung benötigt der Starrflügler eine Landebahn, was eine höhere Qualifikation der Fernpiloten voraussetzt, wie Droniq-Sprecher Phil Stephan erklärt. Eine weitere Schwierigkeit sei das Wetter, „das gerade über See unbeständig sein kann“.
Ein Jahr dauerte es bis zur Betriebserlaubnis
Auch vonseiten der Behörden dauert es, bis ein solcher Flug durchgeführt werden darf. Ein Jahr habe es gebraucht, bis die entsprechende Betriebsgenehmigung für den Langstreckenflug vorlag, erinnert sich Phil Stephan: „Ein Grund war, dass bei dem Genehmigungsverfahren der Überflug verschiedener geografischer Gebiete, wie Naturschutzgebiete und Bundeswasserstraßen, berücksichtigt werden musste.“
Insgesamt gebe es in Deutschland mehr als 100.000 solcher Gebiete, in einigen anderen europäischen Ländern seien es weniger als 100.
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Die Planung sicherer und störungsarmer Flüge
Der Testflug diente der Überprüfung der Kommunikationsverbindungen, des Flugfunks und anderer Systeme. Die Einbindung aller Betroffenen in ein solches Projekt ist von großer Bedeutung, macht Tim Strohbach deutlich. Strohbach ist Gruppenleiter für Maritime Drohnenanwendungen am Fraunhofer IFAM. „Vor etwa eineinhalb Jahren haben wir damit begonnen, gemeinsam eine konkrete und möglichst störungsarme Flugstrecke zu definieren und die Informationsketten für die Durchführung der Flüge aufzubauen“, erläutert Strohbach.
Schließlich wurde die Flugstrecke vorprogrammiert und automatisiert abgeflogen. Gestartet und gelandet wird händisch. Für den Fall eines Absturzes ist die Drohne mit einem Fallschirm ausgestattet und so konstruiert, dass sie nicht untergeht.
Drohnen als Zukunftslösung in der Offshore-Industrie
Der Erfolg des Testflugs zeige, dass unbemannter und bemannter Flugverkehr sicher koexistieren können, beteuert Droniq-Chef Jan-Eric Putze. Außerdem verdeutliche er das Potenzial von Drohnen im Offshore-Bereich. Mögliche Einsetzszenarien liegen laut Fraunhofer IFAM in der Überwachung kritischer Infrastrukturen auf See, der Entnahme von Wasserproben oder der Übermittlung von Lagebildern bei Schiffsunglücken.
Zur visuellen Inspektion von Offshore-Anlagen werden Drohnen bereits eingesetzt, berichtet Tim Strohbach. Auch erste Ansätze für den Materialtransport zu Windparks würden derzeit erprobt - jedoch noch in Sichtweite des Piloten. „Ein höher automatisierter Einsatz in der Breite ist aktuelles Forschungsgebiet.“
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Alternative zu Hubschraubern und Schiffen
Durch den Einsatz von Drohnen könnte damit eine ressourcenschonende Alternative zu Hubschraubern und Schiffen etabliert werden, die Kosten und Umweltbelastungen reduziert. So liegt der Verbrauch eines zweimotorigen Mehrzweckhubschraubers wie dem H135 laut Strohbach bei rund 230 Litern pro Stunde. „Die eingesetzte Drohne verbraucht weniger als einen Liter pro Stunde und ist deutlich leiser“, betont er.