TDroht einer uralten Traditionsgaststätte in Nordenham jetzt der Abriss?

Über der Eingangstür des früheren Rüstringer Hofs ist noch das Schild „Bei Sakis" zu sehen. Doch das Restaurant ist bereits seit Herbst vergangenen Jahres geschlossen. Rechts befindet sich der Eingang zu einem prächtigen Festsaal. Foto: Glückselig
Der Rüstringer Hof ist älter als die Stadt Nordenham. Das griechische Restaurant „Bei Sakis“, das er zuletzt beherbergte, ist seit fast zehn Monaten geschlossen. Wie geht es nun weiter mit dem Gebäude? Was sind die Pläne des Eigentümers?
Nordenham. Fast zehn Monate ist es her, dass im Restaurant „Bei Sakis“ in Atens der letzte Ouzo floss. Athanasios Rizos und seine Frau Marianne gaben das griechische Restaurant, das sich in Nordenham vieler Stammgäste erfreute, vor allem deshalb auf, weil sie nach dem Corona-Lockdown Mühe hatten, Personal zu finden.
Nun machen in Nordenham Gerüchte die Runde, dass ein Abriss des um das Jahr 1900 errichtete Traditionshauses, das vielen Nordenhamer noch als Rüstringer Hof bekannt ist, unmittelbar bevorstehe. Stimmt das? Jein, antwortet Frank Tober aus Ganderkesee, der seit 1996 Eigentümer des Gebäudes ist. Es bestehe weiterhin die Idee, das Gebäude abzureißen und an seiner Stelle ein Mehrfamilienhaus zu errichten. „Noch ist aber nichts in Stein gemeißelt“, sagt Frank Tober.
Aus für Restaurant „Bei Sakis“ änderte die Sachlage
Dass sein Pächter Athanasios Rizos, der das Restaurant „Bei Sakis“ 22 Jahre lang betrieben hatte, aufhören wird, hatte Frank Tober im September vergangenen Jahres nicht etwas durch den Gastwirt selbst, sondern durch eine entsprechende Presseanfrage erfahren. Bis zu dieser Nachricht, die für ihn überraschend gekommen sei, habe er es mit einem Abriss des Gebäudes nicht eilig gehabt, hatte der Ganderkeseer damals gesagt. Das „Sakis“-Aus änderte dann allerdings die Sachlage.

Dieses Bild des Rüstringer Hofs entstand um das Jahr 1910. Foto: Archiv Rüstringer Heimatbund
Tatsächlich hatte Frank Tober bereits vor der „Sakis“-Schließung bei der Stadt Nordenham eine Bauvoranfrage gestellt, um eines Tages ein Neubauprojekt auf dem direkt am Atenser Verkehrskreisel gelegenen Grundstück realisieren zu können. Inzwischen habe das Bauamt diese Anfrage positiv beschieden, sagt der Eigentümer, der in Ganderkesee eine Versicherungsagentur betreibt, auf Nachfrage der Kreiszeitung. Frank Tober könnte also loslegen. Ob er das wirklich tun wird, ließ er in dem Gespräch allerdings offen.
Eigentümer schließt auch einen Verkauf nicht aus
„Es könnte jetzt sehr schnell gehen“, sagt der Ganderkeeser. Allerdings stünden noch Gespräche mit den Banken aus. Zudem müsse er noch einen Bauunternehmer finden, der das geplante Mehrfamilienhaus errichtet. Eine Alternative wäre für Frank Tober ein Verkauf der Immobilie. Denn eigentlich, so sagt er, würde er einen Abriss des Gebäudes, zu dem auch ein Festsaal und zehn Hotelzimmer gehören, bedauern.

Der Saal des Rüstringer Hofs, hier um das Jahr 1910, ist nach einer aufwendigen Renovierung auch heute noch in einem prächtigen Zustand. Nur genutzt wird er nicht mehr. Foto: Archiv Rüstringer Heimatbund
Allerdings weiß des Ganderkeseer, wie schwer es Gastronomen zurzeit haben. Deshalb habe er auch gar nicht erst große Anstrengungen unternommen, um einen neuen Pächter zu finden. Wenn ein neuer Gastronom das Restaurant, dessen Inventar teils bereits veräußert sei, übernehmen will, dann müsse er es als Käufer der Immobilie tun, nicht als Pächter.
Schießstand musste Mehrfamilienhaus weichen
Sollte sich Frank Tober nun für Abriss und Neubau entscheiden, wäre es nicht das erste Wohnhaus, das an der Stelle errichtet wird. Bis vor gut drei Jahren hatten die Nordenhamer Sportschützen in einem Nebengebäude der Gaststätte ihr Domizil. Der frühere Inhaber des Rüstringer Hofs, Paul Sokopf, hatte es ihnen Anfang der 60er-Jahre überlassen und dem Verein später auch einen Teil seines Grundstücks verpachtet, auf dem die Schützen einen Schießstand errichteten.
Im Frühjahr 2021 musste der Verein sein Schützenhaus räumen. Frank Tober, der den Rüstringer Hof 1996 zunächst als Mitglied einer Eigentümergemeinschaft von Paul Sokopf erworben hatte und seit 2019 der alleinige Eigentümer ist, ließ den Schießstand abreißen, um Platz für einen Neubau mit acht Wohnungen zu schaffen, der Anfang 2023 fertiggestellt wurde.
Als Kegelclubs in Mode waren und ein Bier noch 35 Pfennig kostete
Sollte der Rüstringer Hof jetzt tatsächlich weichen, würde ein langes Stück Nordenhamer Geschichte zu Ende gehen. Der Rüstringer Hof ist älter als die 1908 gegründete Stadt Nordenham. Er wurde vermutlich kurz vor der Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert gebaut und hieß einst Neemans Gasthof.
Eng verbunden ist der Rüstringer Hof mit dem Namen Paul Sokopf, der 1953 als gelernter Konditor mit einem Café im Harz begann und das Wirtshaus in Nordenham 1962 von Georg Bitter und Karl Olhöft übernahm.
Ein Bier kostete damals 35 Pfennig. Es war die Zeit, in der Kegelclubs wie Pilze aus den Bodens schossen. Sie drängen den neuen Wirt, eine Kegelbahn zu bauen, was der auch tat. Fast 40 Clubs und elf weitere Vereine hatten damals im Rüstringer Hof in Domizil.