TEin Instagram-Post voller Hass: Handball-Trainer löst Skandal aus

Jeder Sport schreibt seine Geschichten, der lokale Handball hat jetzt eine mehr. Foto: Robert Michael/dpa/Symbolbild Foto: Robert Michael/dpa/Symbolbild
Ein Trainer wünscht einem Konkurrenten Hass und Tod in den sozialen Netzwerken und wird dafür bestraft. Aber wie journalistisch umgehen mit solch einem Fall? Aufschreiben ja. Aber mit Namen oder anonym? So hat sich das TAGEBLATT entschieden.
Landkreis. Dieser Trainer hat eine Grenze überschritten. Er hat Menschen verletzt, war respektlos, tippte Müll in sein Handy, ohne nachzudenken. Er löste einen kleinen Skandal aus. Jetzt ist der sonst so selbstbewusste Mann klein mit Hut. Er hat sich entschuldigt. Und er wird bestraft.
Es war ein Kreisderby in der fünften Handballliga der Frauen. Die dritte Liga von unten. In solchen Sphären geht es um den Spaß und in diesem Fall aufgrund der Nähe ums Prestige. Der große Stadtclub gewinnt die Partie und postet seinen Erfolg bei Instagram. Keine Häme, nur ein Gruppenfoto von jubelnden Handballerinnen und ein Satz dazu.
Dem Trainer der Verliererinnen platzt der Kragen. „Verreckt an eurem zeitlichen Erfolg!!!“ kommentiert er das Bild. „Tod und Hass“ schiebt er noch nach. Nur 20 Minuten schwirrt der Post durch das Netz. Es entstehen Screenshots. Der Skandal ist in der Welt.
Heimatverein diskutiert den Rauswurf
Wäre dieser Mann ein prominenter Trainer, würde heute ein Aufmacher zum Thema auf der Sportseite stehen. Das TAGEBLATT würde Namen und Vereine nennen, Protagonisten der Geschichte zitieren; Leute zu Wort kommen lassen, die diesen Trainer nie wieder auf einer Trainerbank sitzen sehen wollen, und Leute, die ihm eine zweite Chance geben würden.
In dieser Geschichte würde stehen, dass der Vorstand des Heimatvereins dieses Trainers über einen Rauswurf diskutierte, ihn dann für zwei Spiele suspendierte und ihn beim letzten Saisonspiel an diesem Wochenende nach 15 Jahren verabschieden wollte. Nicht so glanzvoll wie gedacht, aber diese eine Aktion sollte nicht alle seine Verdienste wegwischen.
Landkreis Stade
T Feindbild Journalist: Das gilt auch für die TAGEBLATT-Reporter
In dieser Story hätte das TAGEBLATT thematisiert, dass der andere Verein über eine Strafanzeige nachdachte, davon absah, den Fall aber dem Landesverband mitgeteilt hatte. Der Verband sperrte den Trainer für vier Spiele und brummte dem Verein eine Geldstrafe von 1000 Euro auf. Allein wegen dieser Strafe gehört dieser Fall in die Öffentlichkeit. Aber über das Wie lässt sich diskutieren.
Der Trainer bereut den Post. Authentisch versucht er, sein Komplettversagen zu erklären. Da sei er nicht er selbst gewesen, er habe sich selbst nicht wiedererkannt. Und er habe Angst vor Konsequenzen. Vor allem beruflich. Das TAGEBLATT hat abgewogen zwischen Nutzen und Schaden - und schreibt diese Geschichte anonym.