TEin Tiny Haus, in das niemand möchte

So könnten Bremerhavens Tiny Houses aussehen, die in der Nähe vom Zolltor Rotersand aufgestellt werden sollen. Foto: Henning Kaiser
Tiny Houses sind im Kommen. Dass sie sich nicht nur zum Wohnen eignen, zeigt ein Vorhaben in Bremerhaven, das komplett überrascht.
Bremerhaven. Nachhaltig sein und günstig wohnen: Das sind die Kriterien, die bei den kleinen Tiny Houses eine große Rolle spielen. Zuletzt hatte die FDP die Kleinsthäuser ins Spiel gebracht, um mehr Menschen Platz für modernes Wohnen anbieten zu können. Jetzt hat der städtische Eigenbetrieb Seestadt-Immobilien ein Grundstück in Bremerhaven ausfindig gemacht, auf dem tatsächlich Tiny Houses gebaut werden sollen. Allerdings für Menschen, die hier bestimmt nicht freiwillig einziehen werden. Es geht um Absonderung.
Isolation von Infizierten und Kontaktpersonen
Die internationalen Gesundheitsvorschriften verlangen von allen Ländern mit Häfen besondere Räume zur Absonderung von hoch infizierten Menschen. Es geht um Ereignisse, die eine gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite ergeben könnten. Möglichst schnell sollen in diesen Räumen Infizierte und Kontaktpersonen isoliert werden können.
Bislang gibt es diese Räume nicht. Das Land behilft sich mit Übergangslösungen. So soll auf freie Zimmer in Hotels zurückgegriffen werden. Dabei ist klar, dass die nicht geeignet sind, wenn jemand mit Verdacht auf gefährliche Infektionen abgesondert werden soll.
Der Senat strebt nun eine dauerhafte Lösung an. Er will damit verhindern, dass womöglich der Hafen seinen aktuellen Status verliert und für bestimmte Zwecke nicht mehr angelaufen werden darf. Diese Lösung hat er nun in den Tiny Houses gefunden. Sie können flexibel eingesetzt werden und sind geeignet, Menschen effektiv abzusondern, heißt es in der Vorlage des Senats, der sich am Dienstag mit der Anschaffung beschäftigen wird.
Feuerwehr will Häuser zwischenzeitlich nutzen
Die Kleinsthäuser haben zudem den Vorteil, dass auch das Gesundheitsamt bei Absonderungsbedarf auf sie zurückgreifen kann. Solange sie nicht zur Absonderung benötigt werden, will der Senat zwischenzeitlich eine andere Nutzung ermöglichen.
Dazu führt das zuständige Gesundheitsressort derzeit Gespräche mit der Bremerhavener Feuerwehr. Hier könnten Schulungsteilnehmer untergebracht werden, die bei der Feuerwehr ausgebildet werden. So könnte die Feuerwehr Unterbringungskosten sparen. Im Gegenzug würde sie sich um die Instandhaltung der Tiny Houses kümmern. Bei akutem Bedarf dürfte die Feuerwehr schnell in der Lage sein, die Häuser wieder zu räumen.
Fläche östlich vom Zolltor Rotersand
Benötigt wird ein Grundstück in Hafennähe. Seestadt-Immobilien hat bereits ein passendes gefunden und dem Land angeboten. Es ist 2750 Quadratmeter groß und bietet Platz für rund 15 Kleinhäuser. Es befindet sich östlich vom Zolltor Rotersand. Ob der Senat es kaufen wird, wird sich in vier bis sechs Monaten zeigen. So lange wird das Grundstück noch auf Eignung und Altlasten überprüft.
Als die Bundesregierung mit den Ländern den Pakt für den öffentlichen Gesundheitsdienst vereinbarte, stellte sie Finanzhilfen in Aussicht. Für das Land Bremen stehen in den Jahren 2021 bis 2025 rund vier Millionen Euro zur Verfügung, wenn es einen Eigenanteil von zehn Prozent übernimmt. Allerdings muss der Senat bis Mitte kommenden Jahres die Anschaffung von Grundstück und Häusern abgeschlossen haben. Die Häuser muss er dennoch europaweit ausschreiben.