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TLiam Giwah: Sein Vater ist König in Afrika, er König des Zweikampfs

Liam Giwah erzielte in mehr als 140 Regionalligaspielen erst zwei Tore. Seine Stärken liegen in der Defensive.

Liam Giwah erzielte in mehr als 140 Regionalligaspielen erst zwei Tore. Seine Stärken liegen in der Defensive. Foto: Struwe (nomo)

Liam Giwah ist einer der Top-Verteidiger der Liga. Wer gegen den D/A-Spieler in den Zweikampf geht, erleidet Schmerzen. Doch Fußball ist nicht alles in seinem Leben.

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Von Daniel Berlin
Donnerstag, 15.05.2025, 15:50 Uhr

Drochtersen. Was macht einen Verteidiger zu einem guten Verteidiger? Es ist noch gar nicht so lange her, da befahlen gegnerische Trainer ihren Spielern, D/A-Defensivmann Liam Giwah aggressiv anzulaufen und bei Ballbesitz unter Druck zu setzen. Sie hatten Giwah auf der rechten Abwehrseite als Schwachstelle ausgemacht. Doch die Zeiten sind längst vorbei.

Liam Giwah verpasste in der laufenden Saison nur eines von bislang 33 Spielen des Regionalligisten SV Drochtersen/Assel. Der 25-Jährige musste am fünften Spieltag gegen Jeddeloh zwangspausieren, weil der Schiedsrichter ihn im Spiel zuvor unberechtigt mit Gelb-Rot vom Platz stellte.

Giwah hatte im Zweikampf an der Mittellinie zurückgezogen. Der Gegenspieler fiel trotzdem. Der Schiedsrichter fiel drauf rein. Giwah reagierte entsetzt. Denn mit nur vier Gelben Karten, eben jener Gelb-Roten und nur ganz wenigen Fouls überhaupt gehört er zu den fairsten Innenverteidigern der Liga.

So kocht Liam Giwah die Gegner ab

„Ich habe einen Schritt gemacht in meiner Entwicklung“, sagt Giwah. Er sei konstanter geworden in den vergangenen eineinhalb Jahren. Giwah lernte dazu, wurde athletisch immer besser. Er liest die Bewegungen seiner Gegenspieler, antizipiert ihre Laufwege, verfügt über ein gutes Timing. „Ich würde behaupten, dass das defensive Eins-gegen-Eins meine größte Stärke ist“, sagt Giwah. Er sagt, er spiele so selten Foul, weil er weiß, dass er den Zweikampf gewinnen könne.

Giwah muss während des Spiels permanent hochkonzentriert sein. Der Zweikampf beginnt bereits, wenn ein Verteidiger einen langen Ball auf seinen direkten Gegenspieler ansetzt. „Wie weit stehe ich vom Gegenspieler weg? Habe ich eine gute Positionierung? Wie clever ist der Gegenspieler?“ In Sekundenbruchteilen erteilt das Gehirn dann Befehle und ruft die Erfahrungen aus mehr als 140 Regionalligaspielen ab.

Der Innenverteidiger hat eine große Schwäche

Eigentlich sei der Stürmer im Vorteil. Aber nicht wenige entnervt Giwah schon in den ersten Spielminuten mit seiner Härte. Wer gegen Giwah spielt, erleidet Schmerzen. „Aber ich gehe auf den Ball und nicht auf den Gegenspieler an sich“, sagt Giwah.

Wenn Giwah eine Schwäche hat, ist es die fehlende Torgefahr. Nur zwei Treffer stehen bislang in seiner schon recht langen Regionalligastatistik. Dabei kreiert D/A durchaus Chancen für den Verteidiger, der bei Standards als Abnehmer in der Box bereit steht. Aber offensive Kopfbälle, sagt Giwah, seien eine ganz andere Hausnummer als defensive Kopfbälle. Daran werde er arbeiten.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin spricht im neuen Podcast "D/A sind wir zuhaus" mit Liam Giwah über Fußball, Musik und seinen königlichen Vater.

TAGEBLATT-Sportchef Daniel Berlin spricht im neuen Podcast "D/A sind wir zuhaus" mit Liam Giwah über Fußball, Musik und seinen königlichen Vater. Foto: Rambow (nomo)

In der neuen Folge des Podcasts „D/A sind wir zuhaus“ erzählt Liam Giwah, dass Fußball aber längst nicht alles ist in seinem Leben. Er hatte sich einst Rat geholt von einer Sportpsychologin, weil er eine Ablenkung zum Fußball suchte. Er wollte sein Leben nicht auf den Sport reduzieren. Er wollte nach Spiel und Training seinen Kopf frei kriegen. „Wenn es beim Fußball nicht lief, lief mein ganzes Leben nicht, weil Fußball mein Leben war“, sagt Giwah.

Er macht Musik und kann nicht singen

Liam Giwah fand die Ablenkung in der Musik. Sein Geschmack sei vielfältig. Genreübergreifend. Er produziert schon lange Songs gemeinsam mit seinem Bruder. Singen kann er nicht. „Kein Stück. Das will auch keiner hören“, sagt Giwah.

Er klaut keine Ideen oder mischt Fremdes neu ab, sondern lässt Neues entstehen. Die Ideen kommen ihm, wenn er gezielt im Studio am Mischpult sitzt. Ein wenig Talent lag vielleicht in der Wiege. Giwahs ghanaischer Vater gilt als musikalisch und spielt einige Instrumente.

26,5 Prozent der Fans haben für ihn als Fußballer des Jahres 2024 abgestimmt: Liam Giwah.

26,5 Prozent der Fans haben für ihn als Fußballer des Jahres 2024 abgestimmt: Liam Giwah. Foto: Berlin

Die Geschichte um Giwahs Vater ist spannend. Der Mann lebt viel in Ghana. Er bewirtschaftet in einem Dorf ein wenig Ackerland und vermietet Immobilien. Giwahs Vater wurde einst König seines Dorfes, so eine Art Bürgermeister. Er bekam diesen Titel, weil der sich sozial im Dorf engagierte. In Buxtehude sammelte Giwah Senior einst Schulmöbel und verschiffte sie in seine Heimat, um dort die Schulen zu unterstützen.

Ballermann wird hart für Liam Giwah

Liam Giwah und D/A werden am Sonntag, 18. Mai, ab 13 Uhr im Kehdinger Stadion gegen den HSV II das letzte Spiel der Saison bestreiten. Es geht um die beste Platzierung der Drochterser Regionalliga-Geschichte. Wenn Kickers Emden gegen Teutonia patzt und D/A den HSV schlägt, kann es sogar Platz zwei werden. Nach dem Abpfiff lädt der Verein seine Fans zum Freibier ein. Die Mannschaft fliegt danach nach Mallorca und feiert die Saison.

Das wird hart für Liam Giwah. Allein schon wegen der Ballermann-Musik. Der Verteidiger wird sich da durchbeißen müssen.

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