TEinzigartig im Kreis: Was macht die neue Kita am Wald so besonders?

Kreisförmige Pavillons und Terrassen unter Sonnendächern: In dieser Landschaft verbringen die Kinder der Kita am Wald in Hedendorf den Tag. Foto: Jochen Stüber
Diese Kita in Hedendorf ist anders. Wie genau, das erfuhren Besucher bei der verspäteten Einweihungsfeier. Warum auch das Springen in Pfützen dazugehört.
Hedendorf. Ausnahmsweise frei hatten die 100 Mädchen und Jungen der neuen Kita am Wald am vergangenen Freitag. Damit machten sie den Erwachsenen Platz. Denn mit einem Festakt feierte die Stadt Buxtehude an diesem Tag die offizielle Einweihung des Neubaus am Neukloster Forst in Hedendorf. Die Kinder werden zusammen mit ihren Familien am 18. Juli das Einweihungsfest feiern.
Architektonisch bietet die Kita am Wald Buxtehudes außergewöhnlichste Landschaft zur Kinderbetreuung: kreisförmige Pavillons, Terrassen unter Sonnendächern, Spielflächen in modulierter Landschaft vor Waldkulisse. Das hat seinen Preis: 8,1 Millionen Euro. Der naturnahe Kita-Neubau kommt ohne Mauerwerk aus.

Blick auf die architektonisch auffällige Dachkonstruktion in einem Gruppenraum der Kita am Wald in Hedendorf. Foto: Sulzyc
In Betrieb ist die Kita bereits seit September 2024. Zwei Kita-Gruppen zogen damals ohne viel öffentliches Tamtam ein. Die anderen zwei folgten zwei Monate später. In der Kita lernen die Kinder, spielerisch die Natur zu entdecken. Regelmäßig suchen die Jungen und Mädchen den Forst auf. Sie sammeln Stöcke und Baumfrüchte. Morsches Holz anzufassen und zu fühlen, ist bei dem naturpädagogischen Konzept erwünscht. „Mit aufgesammelten Steinen üben wir Mengenlehre“, sagte Kita-Leiterin Cornelia Stein im Gespräch mit dem TAGEBLATT.

Cornelia Stein leitet die Kita am Wald in Hedendorf. Foto: Sulzyc
Den verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen der Natur lernen die Jungen und Mädchen im Alltag. An den Waschbecken in den Gruppenräumen fällt ein durchsichtiger Wasserbehälter in Augenhöhe auf. Auf diese Weise sehen die Kinder bei jedem Waschgang, wie viel Wasser sie verbrauchen.
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Was Eltern wissen müssen: „Bei uns dürfen sich Kinder schmutzig machen“, sagt Cornelia Stein. In Wasserpfützen zu springen - das gehört dazu. Auch bei Regen geht es in den Wald. Dort entwickeln die Kinder Fähigkeiten. Zum Beispiel, am Seil einen Baum hochzuhangeln. Oder aus Astgabeln ein Musikinstrument zu bauen. Wegen des naturpädagogischen Konzepts habe ein Großteil der Kolleginnen den Job an der Kita am Wald gewählt, sagt Stein. 13 Erzieherinnen sind an der städtischen Kita in Hedendorf tätig.

Blick in einen Gruppenraum der Kita am Wald in Hedendorf. Foto: Sulzyc
Landwirte in Deutschland bemerken immer wieder: Kinder wüssten nicht mehr, woher die Lebensmittel kommen. In der Kita am Wald erlangen Kinder Ernährungswissen am Hochbeet. „Wir bauen Weizen und Mais an, ziehen Kartoffeln, Tomaten oder Zucchinis“, sagt Cornelia Stein.
Vor Misserfolgen bleibt aber niemand verschont - pädagogisch könnte das wohl eine der wichtigsten Erfahrungen sein, die Kinder beim Gärtnern machen. Die Kita-Leiterin nennt ein Beispiel, wie sich das im Alltag zeigte: „Schnecken können halt auch mal eine Gurke zerfressen.“
Von 75 Kindern ernähren sich zwei vegan
Selbstversorger ist die Kita am Wald nicht. Das Mittagessen stammt vom Caterer Philbeys aus Buchholz (Landkreis Harburg). In dieser Woche steht zum Beispiel auf dem Speiseplan: Mangohähnchen mit Couscous, Gurkensalat und Gemüse-Rohkost. Von den 100 Kindern nutzen 75 das Mittagsangebot - zwei von ihnen ernähren sich vegan.
Zum Festakt brachten Gäste Geschenke: Statt eines bei Einweihungsfeiern üblichen symbolischen Schlüssels überreichte der Geschäftsführer des Generalunternehmens Living Circles, Krishna Saraswati, Kita-Leiterin Cornelia Stein einen Popkornkocher. Architekt Florian Kissing vom Büro Architekten Horneburg brachte zwei Schafe aus Holz im Namen aller am Bau beteiligten Unternehmen mit.

Feiern die Einweihung der Kita am Wald (von links): Bürgermeisterin Katja Oldenburg-Schmidt, stellvertretende Kita-Leiterin Pamela Stallkamp, Kita-Leiterin Cornelia Stein, Neuklosters Ortsbürgermeisterin Anja Heckert, Generalunternehmer Krishna Saraswati, Projektleiterin Gizem Zeyrek, Architekt Florian Kissing, Hedendorfs Bürgermeisterin Birgit Butter und Architektin Clara Droop. Foto: Sulzyc
Hintergrund: In jedem der Gruppenräume ist zur Dämmung die Jahreswollproduktion von 483 Schafen verbaut. Das wirke, bestätigt die Kita-Leiterin: „Wir haben im Sommer ein tolles Klima.“
Besucher können die Kita am Wald in Hedendorf, Am Sportplatz 13, am Tag der Architektur am Sonntag, 29. Juni, besichtigen. Führungen sind jeweils um 10, 14 und 16 Uhr.
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