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Umwelt

TEndlich autark: So sanierte eine Dollerner Familie ihr Traumhaus

Andreas und Barbara Haak haben sich ihren Traum vom autarken Haus erfüllt.

Andreas und Barbara Haak haben sich ihren Traum vom autarken Haus erfüllt. Foto: Buchmann

Alte Häuser energetisch fit machen ist teuer und aufwendig? Falsch, wie Familie Haak beweist. Die Dollerner haben über Jahre ihr Haus komplett saniert - auch für die nächste Generation.

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Von Steffen Buchmann
Donnerstag, 23.10.2025, 11:50 Uhr

Dollern. Familie Haak aus Dollern hat es geschafft: Ihr Traumhaus ist fertig. 19 Jahre lang investierten Andreas und Barbara Haak Zeit, Kraft und Geld, um das abgewohnte Einfamilienhaus von Grund auf wieder auf Vordermann zu bringen - und das so umweltfreundlich, dass die Familie jetzt vom Land Niedersachsen ausgezeichnet wurde.

„Von Anfang an war uns klar: Für die Familienplanung müssen wir das Haus sanieren“, sagt Andreas Haak. Ursprünglich sei das Haus 1961 für Saisonarbeiter in Dollern gebaut worden, 2000 hatte seine zukünftige Ehefrau Barbara Haak es gekauft. Seit 2004 leben der gelernte Binnenschiffer und die Lohnbuchhalterin mit inzwischen drei Kindern, einer Katze und einem Huhn in dem kleinen Backsteinhaus. „Wir wussten aber auch, dass wir ein bisschen was tun müssen“, sagt Haak.

Dollerner mit grüner Hausnummer ausgezeichnet

Der Startschuss ergab sich für Andreas Haak beim Spielen mit der Carrerabahn auf dem Spitzboden. „Es hat mich geärgert, immer die Tannennadeln aus der Bahn rauszusaugen“, erinnert er sich. Denn das Dach war über die Jahrzehnte undicht geworden, Lücken klafften im Gebälk.

Die Haaks erhielten für ihr fast 20-jähriges Sanierungsprojekt die grüne Hausnummer von der Klimaschutzagentur Niedersachsen verliehen.

Die Haaks erhielten für ihr fast 20-jähriges Sanierungsprojekt die grüne Hausnummer von der Klimaschutzagentur Niedersachsen verliehen. Foto: Buchmann

Bereits bei der Dachsanierung legte Familie Haak großen Wert auf Umweltaspekte. Statt mit den üblichen Dämmmitteln wie Mineralwolle oder Styropor ließen die Haaks den neu aufgebauten Dachstuhl mit Hanf isolieren. Ein roter oder eher grüner Faden, der sich durch fast 20 Jahre Sanierung ziehen sollte. Das Land Niedersachsen würdigte das und zeichnete die Haaks als erste Familie in Dollern mit der grünen Hausnummer für energieeffizientes Sanieren und Bauen aus.

Etage für Etage geht die Sanierung voran

Die Haaks haben sich mit der Sanierung bewusst Zeit gelassen. „Die wichtigste Regel war, dass es bewohnbar bleibt“, sagt Andreas Haak. Zwischenzeitlich hätten etwa die ersten beiden Kinder ein Zimmer geteilt. Etage für Etage entwarfen die Haaks Pläne, legten Excel-Tabellen an, beauftragten Energieberater und Handwerker.

Während der Verschalung des Kellers gingen die Haaks zeitweise über eine Brücke ins Haus.

Während der Verschalung des Kellers gingen die Haaks zeitweise über eine Brücke ins Haus. Foto: privat

Die Arbeiten teilten sich die Haaks auf: Er machte die Pläne im Kopf, sie übernahm das Organisatorische. „Beruflich habe ich schon komplette Binnenschiffe auf Standard gebracht“, sagt der Spezialist für Gefahrenguttransport auf die Frage, woher seine Vorliebe für das Planen kommt. Neben Fachfirmen hätten auch Familie und Bekannte mit angepackt, wenn es nötig war. Seit 2006 blieb Andreas Haak komplett zu Hause - „als Hausfrau und Mutter“, sagt er augenzwinkernd.

Fund im Keller sorgt für Probleme

Es gab aber auch Zeit für Sanierpausen. „Nachdem ich im Keller ein eigenes Zimmer für unsere Tochter fertig eingerichtet hatte, machte ich erstmal zwei Jahre Pause“, erzählt der Vater. Denn insbesondere der Keller war für die Haaks die größte Herausforderung bei ihrem Sanierungsprojekt. „Das Haus hatte keine Bodenplatte“, sagt Andreas Haak. Auch die Deckenhöhe habe stark variiert, teilweise nur 1,80 Meter.

Findlinge im Keller bereiteten den Haaks Probleme.

Findlinge im Keller bereiteten den Haaks Probleme. Foto: privat

„Wir haben den Keller 1,50 Meter tiefer gelegt und Stück für Stück wasserdicht verschalt“, berichtet er. Das größte Hindernis schlummerte jedoch tief in der Erde: Findlinge, von denen die Haaks nichts wussten. „Ich hatte nicht den Hauch einer Idee, wie ich das Ding rauskriegen soll“, sagt Andreas Haak. Letztlich habe er den Stein mit Spezialwerkzeug in Sisyphosarbeit zerlegt.

Alle Verbrauchsstellen auf einen Blick: Andreas Haak nutzt den PC für die Kontrolle der Energiemesswerte.

Alle Verbrauchsstellen auf einen Blick: Andreas Haak nutzt den PC für die Kontrolle der Energiemesswerte. Foto: Buchmann

Das Ziel: Autark werden

Aber warum so viel Aufwand für ein abgewohntes Haus? „Alte Häuser sanieren hat auch etwas mit Nachhaltigkeit zu tun“, sagt Andreas Haak. Neben der reinen Baumaterie rüsteten die Haaks ihr Haus auch energetisch auf. Über die Jahre kamen dreifach verglaste Fenster, Wärmepumpe und Photovoltaik-Anlage mit entsprechendem Stromwechsler sowie Energiespeicher hinzu. Auch ein Elektrofahrzeug steht für die Familie im Hof.

Mithilfe einer Photovoltaik-Anlage generieren die Haaks ihren eigenen umweltfreundlichen Strom.

Mithilfe einer Photovoltaik-Anlage generieren die Haaks ihren eigenen umweltfreundlichen Strom. Foto: Buchmann

„Unser Ziel war, dass wir autark werden“, sagt Barbara Haak. Und das Ziel ist greifbar nah: Etwa 80 Prozent des Stroms für Warmwasser, Elektrogeräte und Mobilität produzieren die Haaks bereits selbst. Auf das gesamte Jahr gerechnet, müsste die fünfköpfige Familie lediglich 3000 Kilowattstunden Fremdstrom zukaufen. Ihren Energieverbrauch kontrolliert die Familie einfach über den PC.

Etwa 150.000 bis 200.000 Euro haben die Haaks in ihr Traumhaus investiert, ohne Kredite aufzunehmen. Ein Großteil konnten sie auch durch Fördermittel decken. Hierfür haben sie einen Energieberater beauftragt, der sich mit den Antragsverfahren auskennt. „Und selbst der wurde gefördert“, sagt Andreas Haak. Er könne nur empfehlen, mit einem Energieberater zu arbeiten. Auch die Verbraucherzentralen bieten regelmäßig kostenlose Erstberatungen an. „Man muss nur zuhören - und wissen, wie man eine Excel-Tabelle erstellt.“

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