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Gedenkstätte Sandbostel

TErinnerung an Auschwitz-Befreiung: Exhumierte KZ-Häftlinge werden bestattet

Eine solche Lichtinstallation auf dem Areal der Gedenkstätte Lager Sandbostel ist abermals für den 27. Januar geplant.

Eine solche Lichtinstallation auf dem Areal der Gedenkstätte Lager Sandbostel ist abermals für den 27. Januar geplant. Foto: Steven Mahler

79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 erinnert auch die Gedenkstätte Lager Sandbostel an Opfer des Nationalsozialismus. Sie plant drei öffentliche Aktionen, darunter eine sehr besondere.

Von Lutz Hilken Freitag, 26.01.2024, 07:35 Uhr

Sandbostel. Die Gedenkstätte Lager Sandbostel will mit gleich drei Veranstaltungen auf den historischen Tag aufmerksam machen. Die erste Aktion hat mehr als Symbolwert. Es geht um die Wiederbestattung zweier KZ-Häftlinge. Die soll am Sonnabend, 27. Januar, auf dem Friedhof in Volkmarst bei Basdahl an der Dorfstraße stattfinden. „Um 14 Uhr werden wir die sterblichen Überreste zweier im Sommer vergangenen Jahres an einem Feldrand exhumierter KZ-Häftlinge auf dem Friedhof in Volkmarst einbetten“, kündigt Sandbostels Gedenkstättenleiter Andreas Ehresmann an.

Als Kind mit angesehen, wie Häftlinge erschossen wurden

„Die beiden KZ-Häftlinge wurden auf einem der Todesmärsche im April 1945 auf Höhe eines Hofes erschossen, was der Sohn des Bauern, Johann Dücker, als Kind mit ansehen musste“, schildert er weiter. „Jahrzehntelang suchte Johann Dücker die Grablage und erinnerte mit einem privaten Gedenkstein an den Todesmarsch. Nach einer geomagnetischen Untersuchung konnte die Sammelgrablage ermittelt und die Gebeine exhumiert werden.“

Eine forensische Untersuchung gab keine Erkenntnisse über die Identität der Häftlinge. Am 27. Januar sollen die Gebeine in einem würdigen Grab bestattet werden. Dabei handelt es sich um eine Aktion der Stiftung Lager Sandbostel in Kooperation mit der St. Christophorus Kirchengemeinde Oese und Familie Dücker aus Volkmarst.

Gedenken vor ehemaligem Sakralraum des Lagers

Im Anschluss findet am selben Tag um 17 Uhr eine Veranstaltung zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Areal der Gedenkstätte Lager Sandbostel statt, und zwar auf der Freifläche vor der Steinbaracke w4. „Hier war im Kriegsgefangenenlager eine Zeit lang ein Sakralraum eingerichtet. Ein von französischen Kriegsgefangenen gemalter und fragmentarisch erhaltener Triptychon erinnert heute noch daran“, erläutert Andreas Ehresmann.

Gedenkstätte illuminiert hölzerne Unterkunftsbaracken

Kurz danach beginnt am 27. Januar die dritte Aktion des Tages. „Ab 18 Uhr werden wir erneut die historischen Unterkunftsbaracken in der Gedenkstätte mehrfarbig beleuchten. Mit der Aktion wollen wir gegen das Vergessen der Verbrechen des Nationalsozialismus angehen“, unterstreicht Andreas Ehresmann. „Gleichzeitig wollen wir so ein weithin sichtbares Zeichen gegen den, insbesondere nach dem Überfall der Hamas auf Israel, deutlich sichtbar gewordenen Antisemitismus in Deutschland sowie jegliche andere Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit setzen.“

Der Gedenkstättenleiter: „Wir haben uns bei der Beleuchtung der Holzbaracken erneut für die Regenbogenfarben entschieden, da sie symbolisch für den Frieden und für die Freiheit stehen.“ Die Gedenkstätte setze sich für Inklusion und Toleranz und gegen Menschenfeindlichkeit ein. Interessierte Besucher sind bei allen Veranstaltungen willkommen. Alle drei finden draußen statt. Zum Aufwärmen gibt es gegen 18 Uhr an der Gedenkstätte eine Suppe.

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