TErst Erfolg, jetzt Absturz: Warum Wischhafen plötzlich absteigen könnte

Stefan Rapp hört nach der Saison beim FC Wischhafen/Dornbusch auf. Foto: Scholz
Vor einem Jahr noch gefeierter Fünfter der Kreisliga, steckt der FC Wischhafen/Dornbusch jetzt tief im Tabellenkeller. Trainer Stefan Raap sucht Lösungen.
Wischhafen. Stefan Raap hatte es kommen sehen. Vor Saisonbeginn blieb er vorsichtig, obwohl sein Team gerade eine starke Spielzeit hinter sich hatte. „Ich bin lange genug dabei, um zu wissen, wie schnell es auch in die andere Richtung gehen kann“, sagte er.
Heute bestätigt sich seine Befürchtung: Der FC Wischhafen/Dornbusch kämpft gegen den Abstieg. Nur zwei Punkte trennen das Team von einem Abstiegsplatz.
Dabei war W/D im vergangenen Jahr noch das Überraschungsteam der Kreisliga Stade. Als Aufsteiger aus der 1. Kreisklasse sorgte die Mannschaft für Aufsehen, ärgerte regelmäßig Top-Teams und landete am Ende auf einem starken fünften Platz.
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Nur vier Wochen für Sommerpause und Vorbereitung
Doch genau dieser Erfolg könnte nun zum Problem geworden sein: Die Sommerpause war extrem kurz, denn W/D erreichte auch das Kreispokalfinale. In einem dramatischen Spiel unterlag der FC dem Deinster SV knapp mit 2:3 – ein emotionaler Höhepunkt, der kaum Zeit ließ, abzuschalten und die Saison zu verarbeiten. Zwischen letztem und erstem Pflichtspiel lagen nur vier Wochen.
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Da trafen beide Teams erneut aufeinander, diesmal im Bezirkspokal. W/D revanchierte sich und gewann im Elfmeterschießen. Doch statt Euphorie folgte bald Ernüchterung: Das frühe Aus im Kreispokal gegen Aufsteiger SG Lühe. „Du sorgst für Furore und fliegst dann aus dem Pokal – das war ein Knackpunkt“, sagt Raap.
Die Folgen waren spürbar: Die Trainingsbeteiligung sank, andere Dinge wurden wichtiger als Fußball. W/D rutschte in ein Loch, aus dem man bislang nicht herausgefunden hat. Unkonzentriertheiten führten zu unnötigen Gegentoren; nach gut der Hälfte der Saison kassierte die Mannschaft bereits fast so viele Treffer wie in der gesamten Vorsaison.
Auch offensiv hakt es gewaltig: Im Schnitt erzielt W/D fast ein Tor weniger pro Spiel als noch im Vorjahr. Bezeichnend dafür ist, dass Verteidiger Dennis Just mit fünf Toren nach Niklas Junge (6) bester Torschütze ist.
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Raap kennt auch die Kritik an seinem Führungsstil: Man habe ihm gesagt, er sei zu lieb mit seinen Spielern. Doch er hält dagegen: „Die Generation heute braucht nicht noch mehr Brisanz und Druck.“
Er setzt auf Gespräche unter vier Augen und spricht Probleme klar an. Diese Strategie scheint langsam Wirkung zu zeigen: „Es hat in den Köpfen klick gemacht“, glaubt Raap. Die Trainingsbeteiligung steigt wieder an, auch die Qualität der Einheiten verbessert sich. Im Fußballjahr 2025 gelang trotzdem nur der so wichtige Sieg gegen Abstiegskandidat Agathenburg/Dollern. Zuletzt aber auch ein Punktgewinn gegen Lühe.
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Die aktuelle Verletztenmisere lässt Raap nicht als Ausrede gelten. Acht Spieler fehlen derzeit, darunter fünf Stammspieler sowie Kapitän Dennis Just. „Lamentieren hilft nicht“, betont Raap kämpferisch, „ich muss die anderen stärker machen.“
Im Sommer endet dennoch seine Amtszeit beim FC Wischhafen/Dornbusch. Für Raap ist klar: Jede Mannschaft brauche nach drei Jahren neue Impulse, um erfolgreich zu bleiben. Sein Nachfolger steht bereits fest: Patrick Dittmer (41), aktuell Jugendtrainer bei der JSG Nord.
Raaps eigene Zukunft ist dagegen noch offen – Angebote liegen ihm vor, doch aktuell zählt für ihn nur eines: „Ich muss mich voll auf unsere Situation konzentrieren.“ Denn eines steht fest: Der FC Wischhafen/Dornbusch gehört seit zwei Jahrzehnten fest zur Kreisliga Stade – nur drei Jahre spielte man unterklassig.
Diese Tradition will niemand aufs Spiel setzen. Trainer Stefan Raap glaubt fest daran, dass sein Team rechtzeitig den Schalter umlegen kann: „Die sportliche Qualität ist da – aber wir können uns in der Praxis nur selbst befreien.“